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Kalium und Natrium. — §. 103. 579 durch die stark vermehrte Natriumausscheidung, und andererseits durch Retention von Kaliumsalzen zum Ersatz für das Verlorene. — Die Natrium ausscheidung ist dagegen im Fieber enorm herabgesetzt wegen der geringen Nahrungsaufnahme und beträgt häufig nur einige Decigramme. Das Natrium beträgt im hohen Fieber häufig nur 3 °/o, während das Kalium 97 °/o der Gesammtsumme des Alkali ausmacht. Nach der Krisis steigt dagegen die Natriummenge so bedeutend an, dass man als Grund hierfür nicht nur den nunmehr gesteigerten Appetit, sondern auch die Aus scheidung von während des Fiebers retinirten Natriumsalzen annehmen muss. Das Yerhältniss zum Kalium ändert sich jetzt in der Weise, dass das Natrium 85—87 °/o, das Kalium 13—15 °/o beträgt. Für Pneumonie, Typhus, Erysipelas, Masern, wurden diese Abweichungen von der Norm festgestellt. Nach E d 1 e f s en (Mitth. d. V. d. Schl.-Holst. Aerzte 1882 XII. 3) erklärt sieh das Verhalten der Kaliausscheidung leicht, wenn seine bei Be sprechung der Phosphorsäure referirte Ansicht über die Betheiligung der Muskeln am Fieberstoffwechsel richtig ist. Gelangt nämlich mit dem aus den Muskeln gelösten Eiweiss eine gewisse Menge Kali, wahrscheinlich in Verbindung mit Phosphor säure, in das Blutplasma und somit in die Circulation, so dürfte ein Theil des selben zur Neubildung der weissen Blutzellen mit verwendet werden; der Best muss dann aber, da das Blutplasma sich eines Ueberschusses von Kalisalzen bald zu entledigen pflegt, ziemlich rasch in den Harn übergehen. Da diese Kalimenge nicht in Beziehung zu einer bestimmten 1 farnstoffmenge steht, so muss der relative Werth des Kali im Harn steigen. Würde etwa im Fieber Nahrung in grösseren Mengen aufgenommen, so hätte man natürlich weniger Kali aus den Muskeln abzuleiten. Das Sinken der Kaliausscheidung nach der Entfieberung erklärt sich aus dem Wiederersatz der verbrauchten Muskelsnbstanz. — Das Sinken der Natron- und Chlornatriumausscheidung während der meisten fieberhaften Krankheiten erklärt Edlefsen folgendermassen: Wird durch Aufnahme von Muskeleiweiss der Eiweissgehalt des Blutplasma vermehrt, so wird — da bei der normalen Zu sammensetzung des Plasma ein Austausch von phosphorsaurem Kali gegen Natron salze und besonders gegen Chlornatrium stattfindet — Chlornatrium so lange im Blute zurückgehalten, als ein gesteigerter liiweissgehalt desselben fortbesteht (Röhmann). Wenn nach der Entfieberung wieder vermehrter Ansatz von Eiweiss in den Muskeln stattfindet, so nimmt die Chlornatriumausscheidung auch unab hängig von der Nahrungsaufnahme wieder zu. Bei manchen Krankheiten trägt natürlich auch die Ausscheidung von Chlornatrium und anderen Natronsalzen in die pathologischen Transsudate und Infiltrate, in das Brouchialsecret, in Eiter und Schweiss etc., zur Verminderung der Natronausscheidung durch den Harn bei. ln einem l^alle Schmeisser’s von acuter gelber r.eberatrophie fehlten die Natriumsalze vollständig, trotz reichlicher Kaliummengen (Arch. der Pharmac. (150. p. 13). Die Hypothese Garrod’s, der Scorbut entstehe durch Mangel an Kalium salzen, hat mehrere Untersuchungen in Betreff' des Kaliumgehaltes des Urins Scorbutischer veranlasst, welche jedoch keine Uebereinstimmung zeigen in Bezug auf die absoluten Abscheidungsgrössen. Ducliek (Wien. m. Jbch. 1861. p. 39) fand während der Zunahme der Symptome eine Abnahme der Kalium- und namentlich der Natriumsalze; in der Reconvalescenz stieg Natrium erheblich, während Kalium eher noch weiter sank. Auch Hohlbeck (Petrsb. med. Wschr. 1877. p. 33) fand im Anfang eine Abnahme beider Ausscheidungen, doch sank die des Natrium