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Phosphorsaure Erden. Kall?. Magnesia. — §. 102. 575 Bei Besprechung der quantitativen Phosphorsäureausscheidung wurde bereits einiger abnormer Verhältnisse der an Erden gebundenen Phos phorsäure zu der an Alkalien gebundenen gedacht, so dass hier ein kurzer Hinweis auf jene Beobachtungen genügt. De Renzi (1. c.) fand im Beginn der Phthisis meistens eine Steigerung der Erdphosphate, Stokvis dagegen nicht. Bei der Epilepsie nehmen im Verhältniss zu den Prodromalerscheinungen die Erdphosphate zu, und sind weit reichlicher als die an Alkalien gebundene Phosphorsäure; nach einer Reihe von Anfällen ändert sich dies Verhältniss. Bei einer auf syphilitischer Basis beruhenden Epilepsie stellte sich am Tage nach Beginn der Quecksilberbehandlung das Verhältniss von der an Alkalien zu der an Erden gebundenen Phosphorsäure wie 0,12:0,28; 2 Tage darauf wie 0,89 :0,3. Aehnliche Abnahme der an Erden gebundenen Phosphorsäure zeigte ein Fall von progressiver Paralyse auf syphilitischer Basis nach Gebrauch von Jodkalium. In einigen Fällen von Gehirntumoren war nach Lepine (cf. Zülzer’s Semiol. d. H.) die Totalphosphorsäure gleichzeitig mit den Erdphosphaten vermehrt.' In einem Fall von Hydrophobie (Robin, Gaz. med. de Paris 1878. 40) waren die Erdphosphate sehr gering trotz relativer Steigerung der Phosphorsäure. Bei Arthritis ist nach Stokvis (1. c.) die Ausscheidung der Erdphosphate an einzelnen Tagen fast ganz aufgehoben. Auch bei Eintritt von Schwangerschaft nehmen die Phosphate stark ab. Die Kalkmenge ist nach Beneke (Path. des Stoffwechs. p. 355) und Senator (Cbl. f. d. med. Wiss. 1877. p. 389) bedeutend vermindert in fieberhaften Zuständen. Zülzer (Harnanalyse, p. 127) fand beim Gesunden 0,151 Grm. Ca (rel. 1,0), während beim acuten Gelenkrheumatismus 0,04 (rel. 0,2), bei Erysipelas 0,07 (rel. 0,3) abgeschieden wurden. Nach Maragliano (Jber. d. Thierchem. 1872. p. 170) sind bei Variola die phosphorsaure Magnesia und die Chloride stets vermindert, in schweren Fällen fehlen sie ganz. Auch Schetelig (Virch. Arch. 82. p. 437 ff.) fand auf der Höhe des Typhus abdominalis die Kalkausscheidung mehrmals gleich Null; Dieser Einfluss der Inanition, der mangelnden Verdauungsfähigkeit, macht sich nach ihm in fast allen chronischen Krankheiten, sofern sie mit Verdauungsstörungen einhergehen, bemerklich: bei allen ist die Kalkmenge erniedrigt, eine Erhöhung des relativen Procentgehaltes zu den übrigen festen Bestandtheilen lässt sich ent weder durch reichliches Wassertrinken oder durch eine besonders gute Verdauung erklären. — Für die Rachitis und Osteomalacie, Krankheiten, welche auf mangelhafter Anbildung von Knochensubstanz, resp. auf Resorption schon fertigen Knochens beruhen, sollte man a priori eine bedeutende Kalkausscheidung durch den Harn erwarten, da die für den Organismus unter diesen Umständen unbrauchbaren Kallssalze ausgeschieden werden müssten. Genaue Beobachtungen neuerer Zeit haben jedoch ein anderes Verhalten gezeigt. Es ergab sich nämlich, dass bei der Rachitis nicht eine vermehrte, sondern eine verminderte Kalkausscheidung statt findet, während der Kalkgehalt der Faeces bedeutend steigt. Baginskv (Veröffentl. d. Gesell, f. Heilk. in Berlin, 2. H. 1879) fand in den Faeces eines schwer Rachitischen 0,052—0,07 Grm. Ca und 0,0027 Grm. Mg gegen 0,03 Grm. Ca und 0,005 Grm. Mg beim Gesunden. Die relative Menge des Kalks schwankte zwischen 0,4 und 1,0, betrug nur einmal 2,9, während in einem schweren Fall das Calcium völlig fehlte. Die Magnesia ist meistens unbe deutend vermehrt. Zülzer berechnet auf Grund dieser Beobachtungen, dass bei einjährigen Kindern auf gleiche Theile Stickstoff kommen: 37