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566 Quantitative Veränderungen des Urins. §. 101. • Die Einführung von Phosphorsiiure oder löslichen Phosphaten steigert natür lich ebenfalls die relative Phosphorsäureausscheidung durch den Urin. Die Vortheile, welche sich für den praktischen Arzt aus den vor stehenden Untersuchungen ergeben, sind leider noch sehr gering oder eigentlich gleich Null. Einmal stehen die meisten Beobachtungen noch zu vereinzelt da, um bestimmte Schlüsse aus ihnen zu erlauben, und andererseits kann man gegen die richtige Idee Zülzer’s, die relative Phosphorsäureausscheidung als Basis neuer Forschungen aufzustellen, vom praktischen Standpunkt aus Einwendungen machen. Der Stoffwechsel ist zu complicirt, es bestehen zu viele Quellen der Harnphosphorsäure; andererseits wird Phosphorsäure nicht nur durch den Harn, sondern auch reichlich durch die Faeces ausgeschieden. Dazu kommt, dass die An nahme, die durch Knochenzerstörung freigewordene Phosphorsäure erscheine fast nur in den Faeces, höchst gezwungen und keineswegs bewiesen ist, und doch ist gerade Knochengewebe am phosphorhaltigsten, während das Gehirn nur 0,8 °/o der Gesammtphosphorsäure enthält. Jedenfalls dürfte es nur unter genauester Berücksichtigung aller anderweitigen Momente möglich sein, aus der relativen Phosphorsäure des Urins auf Zerfall der Nervensubstanz zu schliessen (vgl. Voit, Hdb. d. Phys. VI. p. 80; Politis, Zeitschr. f. Biol. XX. 2. H. p. 198 ff.; Feder, ibid. XVII. p. 531; Ewald, Berl. klin. Wschr. 1883. 32 u. 33, nebst Zülzer’s Erwiderungen, ibid. Nr. 43. p. 665). Sodann haben wir ausser der Nahrungsverschiedenheit gewisse physiologische Momente kennen gelernt, wie körperliche und geistige Thätigkeit, Schlaf etc., welche die für pathologische Zustände gefundenen Werthe immer modi-' ficiren müssen; dasselbe gilt vom Fieber, dessen Einfluss auf die Phos phorsäuremenge des Urins entschieden berücksichtigt werden muss, wenn man für Krankheiten gewisse Typen der Phosphorsäureausscheidung auf stellen will. Dies ist zur Zeit noch nicht möglich. Indessen fordern die gemachten Beobachtungen aufs Dringendste zu erneuten Untersuchungen auf, die vielleicht in diagnostischer Beziehung für manche Krankheiten wichtige Aufschlüsse zu bringen vermögen. §. 101. Schwefelsäure. Grüner, „Die Ausscheidung der Schwefelsäure durch den Harn“, Giessen 1852. Cläre, „Experimenta de excretione acidi sulf. per urinam“, Dorpat 1854. P. Sick, „Versuche über die Abhängigkeit des Schwefelsäuregehalts des Urins von der Schwefelsäurezufuhr“, Diss. Tübingen 1859. P. Fürbringer, „Ueber den absoluten und relativen Werth der Schwefelsäureausfuhr durch den Harn im Fieber“ (Virchow’s Areh. 73. p. 39 u. Cbl. f. d. med. Wiss. 1877. 48). ZUlzer, „Untersuchungen über die Semiologie des llarns“, Berlin 1884. Dass die Schwefelsäure im Harn sowohl in der Verbindung von schwefelsauren Salzen als auch als Aetherschwefelsäure zur Ausscheidung gelangt, und wie man die Gesammtgrösse derselben und die jeder ein-