Volltext Seite (XML)
Phosphorsäure. — §. 100. 565 Folge hämorrhagischer Diathese (?) liegen wohl ähnliche Gründe für die zwischen 23,8 und 35 gesteigerte relative Phosphorsäuremenge vor. 3. Auch in Bezug auf die Wirkung einiger Arzneistoffe und anderer therapeutischer Eingriffe auf die Phosphorsäureausscheidung sind Beob achtungen gemacht worden. Eine relative Verminderung constatirte Zülzer bei allen Mitteln, welche einen Excitationszustand des Gehirns hervorrufen. Hierher gehören Strychnin, Alkohol in kleinen Dosen, Phosphor, Oleum Valerianae, Liquor Ammonii anisatus. Trinken von Wildunger Wasser oder Einnehmen von kohlensaurem Kalk oder Magnesia verringert die Phosphorsäure menge (Lehmann, Berl. kl. Wschr. 1882. p. 320). Erregende Wirkung zeigte sich auch nach kurz dauernder Application der Kälte: von 16,2 sank die relative Phosphorsäuremenge auf 13,9 nach einem Bad von 14° und 6 Minuten Dauer. Sassetzki (Pet. med. Wschr. 1882. p. 234) fand bei Gebrauch von auf 18° K. temperirten Bädern, welche viermal täglich genommen wurden und 15 Minuten dauerten, in den folgenden drei Tagen ein absolutes Minus der Phosphorsäure menge von 2—5 Grm. Die Untersuchungen Sotiers (D. med. Wschr. 1879. 17) über die Wirkung kohlensäurehaltiger Soolbäder ergaben ebenfalls eine Herab setzung der relativen Phosphorsäureausscheidung. Gerade entgegengesetzt zur Wirkung der Excitantia verhalten sich nach ihm die Nervina depressoria, die eine relative Vermehrung der Phosphate hervorrufen. Zülzer und Striibing theilten Beobachtungen über Chloroform, Aether, Morphium, Chloral, Alkohol in grossen Dosen, Kalium bromatum sowie über Mineral- und Pflanzensäuren mit. Auch die Glycerinphosphorsäure ist vermehrt, so dass Jos. Hoffmann (1. c.) vor der Narkose ihr Verhältniss zur Totalphos phorsäure zu 3,8, nachher zu 22 °/o fand. Schulze (Ztschr. f. Biol. XIX. p. 301) fand dagegen bei Kalium bromatum eine Herabsetzung des Phosphorumsatzes neben Steigerung der Schwefelausscheidung, und folgert hieraus im Gegensatz zu Zülzer, dass durch dies Mittel der Stoffwechsel im Inneren des Nervensystemes vermindert, die Nerventhätigkeit bedeutend herabgesetzt werde. Nach Politis (Zeitschr. f. Biol. XX. 2. H. p. 193) ist dies Verhalten leicht durch Umsetzung des Kalium bromatum mit dem phosphorsauren Natrium des Blutes, und Aufspeiche rung von phosphorsaurem Kalium zu erklären, wie dies für das Kalium citricum und Ohlorkalium von Bunge nachgewiesen wurde (Zeitschr. f. Biol. IX. p. 104). Bei Einwirkung des constanten Stromes nimmt nach den Versuchen von Bökai (in Zülzer’s Semiologie p. 70) die relative Phosphorsäuremenge zu, während der Stickstoffgehalt des Urins sinkt; am hungernden Thier findet das umgekehrte Verhältniss statt. Warme oder prolongirte kalte Bäder haben ebenfalls einen herabstimmenden Einfluss, so dass Zülzer nach einem einstündigen warmen Bad ein Ansteigen der Phosphorsäuremenge von 17,2 auf 37,2 constatiren konnte. Hoffmann (Beitr. z. Semiol. d. Harns 1884) fand indessen bei warmen Bädern keine wesentliche Aenderung, während das römische Bad eine Erhöhung von 16 auf 28—35 gleich nach dem Bade hervorrief. Godlewsky (Cbl. f. kl. Med. 1883. 15. p. 249) fand geringe Steigerungen im russischen Bad. Auch bei kalter Wintertemperatur fanden Lepine und Flavard den relativen Werth der Phos phorsäureausscheidung höher (Gaz. med. 1880. p. 162). v. Mering (V.-II. Jber. 1880. I. p. 521) beobachtete während des Gebrauchs von 150—250 Grm. Bittersalz eine der Harustoffvermehrung parallele Zunahme der Phosphorsäure, die nach Aussetzen des Mittels etwas unter die Norm sank. Grosse Mengen Milchsäure bedingen nach Teissier (1. c. p. 79) ebenfalls Steige rung der Phosphorsäuremenge; ebenso Borsäure nach J. Förster (Arch. f. Hyg. II. p. 112).