Semiotischer Theil Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns, sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes
554 Quantitative Veränderungen des Urins. §. 100. schwankt jedoch zwischen 0,3 und 1,2 Grm.; für Weiber fand er die Werthe etwas niedriger. Latschenberger (1. c.) fand im Ham eines Ge sunden von 1021 spec. Gew. 0,05550 Procent d. i. auf 1500 CCm. Tagesmenge berechnet = 0,8325 Grm. v. Knieriem fand 0,625 Grm. Die Au sschei dungsgr öss e des Ammoniak in Krankheiten ist im Ganzen wenig studirt, und sind daher keine bestimmten Anhalts punkte für den Arzt in diagnostischer oder prognostischer Beziehung vorhanden. 1. In den meisten bis jetzt bekannten Resultaten pathologischer Ammoniakausscheidung handelt es sich um eine Vermehrung derselben. Bei Typhus findet nach Hallervorden (Areh. f. exper. Path. XII. p. 237) eine bedeutende Ammoniakausscheidung statt, welche mit dem höchsten Fiebergrade oder etwas später ihren Höhepunkt erreicht, um dann abzufallen; in der ßeconvalescenz fand sich desshalb sogar häufig eine subnormale Menge Ammoniak. Für den Typhus exanthematicus und die Pneumonie wurden dieselben Verhältnisse durch Koppe, Duchek, Hallervorden und Leute festgestellt, letzterer fand bei Pneu monie besonders hohe Secretions-Zifiem. Bei ßecurrens fand Hallervorden im Anfall Vermehrung, in der Zwischenzeit eine Verminderung der Ammoniakaus scheidung. Auch bei Pleuritis purulenta und Intermittens fand sich in einem Falle Zunahme des Ammoniaks. Bei fieberhaft verlaufender Phthisis fand Leube (Virch. Areh. 53. p. 209) die Ammoniakausscheidung fast dreimal so gross als bei der gleichernährten Controll- person. Bei Lebercirrhose fand Hallervorden (1. c. p. 274) in einem Falle die Ammoniakausfuhr gesteigert, obgleich die Harnstoffsecretion bei dieser Krankheit vermindert ist; derselbe fand, wie auch Andere, neuerdings noch Stadelmann (Cbl. f. kl. Med. 1884. 6. p. 102), eine bedeutende Steigerung bei Diabetes mellitus, welche bis zu der enormen Höhe von 5,94 bei einem Indivi duum anstieg, welches gewöhnlich 4—5 Grm. pro die Ammoniak entleerte; ein Parallelismus zwischen Grösse der Ammoniakausscheidung und Krankheitsintensität ist jedoch nicht festzustellen. 2. Eine Verminderung der Ammoniak-Secretion con- statirte Leube (Erl. Ber. 1879) in einigen Fällen von Nephritis, während dieselbe in der Mehrzahl der Fälle nicht alterirt zu sein scheint, wie Beobachtungen des selben Forschers und solche von Hallervorden darthun. Letzterer fand (1. c. 274) in einem Falle von Leukaemie constante Verminderung. 3. Von dem Einfluss therapeutischer Maassnahmen ist das negative Resultat Hallervorden’s zu erwähnen, welcher von warmen Bädern, die er bei Nephritis anwendete, keine Modification der Ammoniakaus scheidung eintreten sah, trotz Steigerung der Diurese und Harnstoff-Menge. Dagegen wird durch kalte Bäder gleichzeitig mit der Temperatur auch die Ammoniakausfuhr beschränkt. Ritter (Rev. med. de l’Est 1874. 41) fand bei internem Gebrauch von Stickoxydul geringe Ammoniak-Zunahme, Eliassow (Neurol. Cbl. 1882. p. 369) eine nicht unbedeutende Zunahme nach grossen Dosen Morphin. §. 100. Phosphorsäure. Die chemischen Eigenschaften und die quantitative Bestimmung der Phos phorsäure sind §. 19 a. III. und §. 56 bereits angegeben. Zu vergleichen ist ferner: A. Winter, Beiträge zur Kenntniss der Urinabsonderung bei Gesunden,