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552 Quantitative Veränderungen des Urins. §. 99. seröse Exsudate. Nimmt das Chlor im Urin wieder zu, so kann man aus dessen Menge einen ziemlich sicheren Schluss auf den Grad des Appetites und der Verdauungskraft des Kranken ziehen. In allen diesen Fällen genügt meist eine sehr approximative Bestimmung der Chlormenge und es kommt dabei auf einen Fehler von 50—60 pCt. nicht an, na mentlich in den Fällen, wo die Chlorausscheidung sehr gering ist. In chronischen Krankheiten wird die Chlormenge dem Arzte dadurch wichtig, dass sie in den meisten Fällen einen ziemlich sicheren Maass stab für die Verdauungskräfte des Kranken abgiebt. Eine reichliche Chlormenge (6—10 Grm. täglich) lässt auf eine gute Verdauung schliessen, eine geringe (unter 5 Grm.) auf eine geschwächte, vorausgesetzt, dass nicht etwa grössere Mengen Chlor auf anderen Wegen, z. B. durch reich liche wässerige Stühle oder andere massige Exsudationen ausgeschieden wurden, oder dass die Diät des Kranken nicht absichtlich so gewählt wurde, dass sie sehr wenig Chlor einführt. Eine sehr vermehrte Chlor ausfuhr (über 15—20 Grm.) deutet, vorausgesetzt, dass nicht etwa eine vermehrte Chloreinfuhr durch Nahrung oder Arzneien vorausging, auf Diabetes insipidus. Nur bei Hj'drämischen und Wassersüchtigen ist sie ein günstiges Zeichen. Die Beachtung der übrigen Urinbestandtheile dient häufig, diese Schlüsse aus der Chlormenge allein zu verstärken oder zu modificiren. §. 99. Ammoniak. C. Neubauer, Journ. f. prakt. Chemie LXIV. S. 177 u. 278. — W. lieiutz u. H. Bamberger, Würzburger med. Zeitschr. 1861. II. p. 90 und p. 93. — L. Thiry, Zeitschr. f. rat. Med. 1863. 3. K. XVII. p. 166. — A. Duchek, Wochenbl. d. Zeitschr. d. k. k. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien. 1864. Nr. 51. — R. Koppe, lieber Ammoniakausscheidung durch die Nieren (Petersburger med. Zeitschr. XIV. 2. 1868). — v. Knieriem, Zeitschr. f. Biol. X. p. 274. — Die Eigenschaften und die Bestimmungsmethoden des Ammoniak sind in §. 19. p.'lll und in §. 61 eingehend besprochen worden. Ueber- dies vgl. die 1884 erschienene Arbeit von J. Latschenberger in Wiener akad. Sitzber., Band LXXXIX, welche ausser einer Uebersicht älterer Methoden eine neue bringt. — Besonders zu beachten ist, dass man immer den ganz frisch gelassenen Urin zur Untersuchung benutzt, da das Resultat im entgegengesetzten Falle durch die Gährungsvorgänge, welche in der Harnblase oder beim Stehen an der Luft auftreten, falsch werden muss. Man wird daher die Blase durch den Katheter entleeren bezüglich ausspülen, und drauf den frisch secernirten Urin zur Untersuchung benutzen. Die Quellen des im Urin auftretenden Ammoniak sind zweierlei Art: 1. Es stammt aus den Nahrungsmitteln, den Getränken, der eingeathmeten Luft, die mehr oder weniger Ammoniak enthalten. Doch ist im Allgemeinen der Ammoniakgehalt dieser Ingesta nur gering