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Chloride. — §. 98. 551 Vergiftung, entsprechend der herabgesetzten Stoffwechselenergie, die sich auch in der Harnstoff-Ausscheidung kund giebt, eine bis auf ein Drittel des Normalen ver minderte Chlormenge im Harn (Schm. Jbch. 195. p. 122). 3. Eine abnorme Vermehrung der Chloride im Harn beob achtet man bei allen Krankheiten, welche im Anfang mit einer Retention des Chlornatriums verbunden waren. Hierher gehört die epikritische Chlorausscheidung nach dem Fieberabfall in acuten fieberhaften Krank heiten. Eine besondere Höhe erreicht die Chlornatrium-Ausscheidung bei Resorption von Exsudaten oder Hydrops. Bei Bildung derselben wurde eine bedeutende Menge Chlor im Körper retinirt, welche jetzt mit Beginn der Diurese reichlich ausgeschieden wird. So fand Vogel bei einem Kranken in. drei auf einander folgenden Tagen 33 (= 55 Grm. Chlornatrium), 28 und 21 Grm. Chlor, bei einem anderen stieg die Chlorausscheidung innerhalb 24 Stunden durch den Einfluss eines Digitalis- Decocts von 4 auf 27 Grm., ohne dass die Chloreinnahme im geringsten zuge nommen hätte. Nach Vogel (Virch. Handb. d. spec. Path. I. p. 404 ff.) ist dieser Modus für den Organismus sehr wichtig, da ein Ueberschuss von Chlornatrium, durch Störung der Blutbildung und Verdrängung des Eiweisses, schädlich werden kann. Nach der Punktion eines Ascites fand Redtenbacher ebenfalls den Chlor gehalt des Urins verdoppelt im Verhültniss zur Abscheidungsgrösse vor diesem Eingriff. Bei Diabetes insipidus erscheint häufig, bald vorübergehend, bald längere Zeit hindurch, neben einer Vermehrung der Urinmenge und der festen Bestandtheile über haupt auch das Chlor vermehrt. In einem solchen Falle fand Vogel eine Zeit lang die Chlorausscheidung durch den Urin so gesteigert, dass sie an einem Tage die enorme Höhe von 29 Grm. erreichte. Dagegen fand Frerichs beim Dia betes mellitus die Chlorausscheidung nicht wesentlich modificirt. Von Hautkrankheiten ist nur bekannt, dass v. Brueff (Wien. med. Wschr. 1871. p. 552) bei Prurigo eine bedeutende Zunahme der Chloride fand (bis zu 29,6 Grm. pro die). 4. Ueber die Chlorausscheidung nach dem Gebrauch von Arzneien habe ich in der Literatur nur wenige Angaben finden können. Darnach wird durch alle diejenigen Mittel, welche eine Steigerung der Harn menge zur Folge haben, auch ein Aufsteigen der Chlorausscheidungs-Curve herbei geführt; Bunge fand solches nach Einführung von Kalisalzen, Zeller (Ztschr. f. phys. Chem. VIII) giebt an, dass Chloroform zum grössten Theil in Form von Chloriden ausgeschieden wird. Für den Arzt kann eine quantitative Bestimmung der Chlorausscheidung durch den Urin auf dem gegenwärtigen Standpunkt unserer Kenntnisse etwa folgende Anhaltspunkte bieten; Bei allen acuten Krankheiten zeigt eine stetige Abnahme des-Chlor eine Zunahme und eine stetige Zunahme desselben eine Abnahme der Krankheit an. Fällt das Chlor auf ein Minimum (unter 0,5 Grm. täglich), so erlaubt dieses den Schluss auf eine bedeutende Intensität der Krankheit, ein gänzliches Darniederliegen des Appetits, unter Um ständen auf vorausgegangene reichliche wässerige Diarrhöen oder massige