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546 Quantitative Veränderungen des Urins. §. 98. Berücksichtigung der Anamnese aus der localen Untersuchung ergeben. Nicht zu vergessen ist, dass durch geringe Mengen von Eiterzellen die Acidität nur herabgesetzt, nicht aufgehoben zu sein braucht, dass also trotz saurer Reaction die Möglichkeit einer Cystitis nicht ausgeschlossen ist. ' §. 98. Chloride. Alfr. Hegar, Dissert.: „Ueber die Ausscheidung der Chlorverbindungen durch den Harn“, Giessen 1852. — Heidenhain, Hdb. d. Pbysiol. Bd. V. l.Thl. — Howitz: „Ueber das Verhalten der Chlorverbindungen im Urin“. Schm. Jahrb. 95. p. 282. — Die Methoden der Chlor- und Kochsalzbestimmung sind in §. 57 an gegeben. Die Chlorausscheidung durch den Urin erfolgt wesentlich in der Verbindung des Chlornatriums. Dass dieses der Fall sein muss, geht trotz der grossen Schwierigkeit, zu erkennen, wie die Säuren und Basen im Harn mit einander verbunden sind, unzweifelhaft daraus her vor, dass alle übrigen Basen zusammen, ausschliesslich des Natriums, kaum 1 /s der vorhandenen Salzsäure zu binden vermöchten. Indessen wird auch wohl jedenfalls ein Theil des Chlors als Chlorkalium ab geschieden. Ob man nun das gefundene Resultat als Chlor oder Chlornatrium berechnet, ist ganz gleichgültig, nur muss man sich hüten, Angaben von Chlor mit solchen von Chlornatrium zu verwechseln, wie es mehrfach geschehen ist. Den Ausgangspunkt für die Beurtheilung, oh die Chlorausscheidung durch den Urin vermehrt oder vermindert ist, bildet die Kenntniss der mittleren täglichen Chlorausscheidung bei Gesunden. Hegar hat eine Reihe sehr sorgfältiger Untersuchungen über die tägliche und stündliche Chlorausscheidung durch den Urin bei 7 gesunden jungen Männern angestellt. Die durchschnittliche tägliche Menge des Chlor im Urin war bei den Einzelnen verschieden, und betrug zwischen 7,4 und 13,9 Grm. Darnach wurden von einem erwachsenen Mann im Mittel täglich etwa 10 Grm. Chlor (=16,5 Grm. CINa), und stündlich etwa 0,44 Grm. CI. (= 0,73 CINa) durch den Urin entleert. Doch sind diese Zahlen wahrscheinlich etwas zu hoch, da die zur Untersuchung verwandten Personen, meist Studirende, eine kräftige, stark gesalzene Kost ge nossen und viel tranken. Eür die Mehrzahl der gesunden Erwachsenen dürfte eine etwas niedrigere Zahl richtiger sein, etwa 6—8 Grm. CI (= 10—13 Grm. CINa) täglich und 0,25—0,33 Grm. CI (= 0,41 — 0,54 Grm. CINa) stündlich. Bei Frauen ist die Chlorausscheidung geringer als bei Männern. Bei Kindern ist die Chlorausscheidung noch geringer. Bei Neugeborenen fanden Martin, Rüge und Biedermann (Cbl. f. d. med. Wiss. 1875. p. 387) eine Durchschnittsziffer von 0,088 °/o, ähnlich Parrot und Robin (Med. Cbl. 1876. p. 412) 0,079 vom 3. bis zum 30. Tage, während bei älteren Kindern die Ausscheidung zunahm. Im Gegensatz hierzu fand Cruse (V.-H. Jber. 1877. II. p. 605) den Harn der Neugeborenen weit reicher an Chlornatrium als den älterer Kinder. Starke Kinder zeichneten sich durch grössere Chlornatriumausschei dung aus als schwächliche.