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Harnstoff. — §. 95. 535 zu befreien, zurückzuführen. Bei der Schrumpfniere beträgt die Harnstoff menge meistens nur 1—2 °/o, die absolute Menge ist jedoch wegen der Polyurie nicht verringert, mitunter sogar erhöht (Bartels, 1. c. p. 426). Kreislaufstörungen und schlechte Ernährungsverhältnisse verringern jedoch auch die absolute Menge. Fleischer (D. Arch. f. klin. Med. 29. p. 191) fand bei Schrumpfniere den Nachtharn harnstoffreicher als den Tagharn, abweichend von der Norm*, auch fand er in einem Fall während der ziemlich starken Menstruation eine mässige Harnstoffvermehrung. Die Amyloidniere zeigt je nach der verschiedenen Wasserausfuhr relative Schwankungen der Harnstoffmenge im Harn, die absolute Menge ist wesentlich vom allgemeinen Stoffwechsel abhängig, da die Integrität der Driisenepithelien mit geringen Ausnahmen erhalten bleibt (Bartels, 1. c. p. 462 u. 480). Der Procentgehalt des Harns an Harnstoff' bei der Cholera- Nephritis wechselt sehr, wie auch die Harnmenge. Die absolute Ausscheidungs grösse ist anfangs sehr gering, wird indessen später, wenn die Harnmenge reich licher wird, ausgeglichen. Wie sich die Verhältnisse bei der Glomerulo-Nephritis gestalten, bei der man wegen der Nichtbetheiligung der Harnkanälchen-Epithelien normale Harn stoffmengen erwarten sollte, steht noch dahin. Bei Arthritis fand Stokvis (Weekbl. van het Nederl. Tijdschr. etc. 1876. 37 vgl. i. Ziemss. Handbuch XIII. 1. H. Aufl. p. 152) in den 2 ersten Tagen des Anfalles die Menge des Harnstoffs zu 11,06 und 10,6, also unter der Hälfte der mittleren Menge 26,01 ; dann stieg sie bedeutend und zwar über das mittlere Maass hinaus auf 30,26 und 34,25 Grm. Im Allgemeinen scheint nach Garrod’s Befunden die Harnstoffmenge verringert zu sein. Ausser der früher erwähnten acuten gelben Atrophie verursachen noch einige andere Leberaffektionen eine Abnahme der Harnstoffexkretion. So das Lebercarcinom und die Cirrhose; ersteres wegen der begleitenden Kachexie, letztere wegen der Stauung im Pfortadergebiete und der dadurch verminderten Strömungsgeschwindigkeit des arteriellen Blutes. Erhöht wird die Stauung noch durch den in Folge derselben überhaupt erst auftretenden Ascites, nach dessen Punktion die Harn stoffausscheidung wieder steigt. Redenbacher (Diss. München 1858. p. 13 u. 17) sah eine Steigerung von 12,3 auf 28,9 nach der Punktion eintreten und mehrere Tage anhaiten. De Renzi (Ctbl. f. kl. Med. 1881. II. p. 446) fand jedoch in einigen Pallen von Cirrhose, die mit Ascites complicirt waren, nach der Pavacentese keine Steigerung und ist desshalb geneigt, der Cirrhose als solcher einen Einfluss auf die Harn stoffmenge im Urin zuzuschreiben. Auch die hypertrophische Cirrhose, welche in Bezug auf die Menge des Harnwassers so sehr von der atrophischen Form abweicht, zeigt weniger Harnstoff. Auch bei Leberabscess und suppurativ er Py 1 ephlebitis soll die Harnstoffmenge verringert sein. Quenu (Gaz. mdd. de Paris 1878. p. 627) fand neben wenig Harnwasser nur 1 °/o Harnstoff; dagegen sah Brouardel (Arch. de phys. Serie II. 3. p. 373 — 419 u. 551—621) anfänglich Steigerung. Verminderung fand sich bei Icterus gravis, Icterus nach Ph os phor - In t o x i ka tio n, vorübergehend auch bei Icterus „pseudogravis“, sodann bei Fettdegene ration der Leber, bei Cholelithiasis mit Atrophie der Leber zellen und bei Herzfehlern, welche zur Stauungsleber führen. Ebenso ist bei Bleikolik die Harnstoffmenge herabgesetzt, steigt jedoch nach dem Anfall