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Aceton. — §. 90. 503 Ziehungen zu Aethyldiacetsäure-, beziehentlich Acetonausscheidung durch Harn und Lungen etc. vgl. Loeb, D. Arch. f. klin. Med. 1879. XXIV. p. 343; Quincke, Berl. kl. Wschr. 1880. 1. p. 1; Buhl (und Tappeiner), Ztschr. f. Biol. 1880. XVI. p. 413. Die carcinomatöse Acetonurie .ist eine seltene Erscheinung; in der Mehrzahl der Fälle von Carcinom fand v. Jak sch kein Aceton. Er fand es in drei Fällen von Carcinom der Digestionsorgane, welche rasch zum Tode führten} dass Digestionsstörungen an und für sich nicht zu Acetonurie führen, ist erwiesen. Acetonurie bei der sogenannten Acetonaemie ist selten. Die Kranken fiebern nicht, zeigen eine sehr intensive Eisenchloridreaktion und ent leeren reichliche Mengen Aceton; Athem und Harn riechen danach, ln leichtesten Fällen finden sich keine nervösen Störungen; in schwereren erscheinen theils grosse Hirnaufregung, theils leichtere oder schwerste Depressionssymptome; v. Jak sch stellt in diese Kategorie auch einen Fall von afebriler Lyssa humana. Nach Nothnagel (Wien. m. Wschr. 1885. 11. p. 336) fand v. Jaksch neuerdings eine grössere Menge von Aceton auch bei Morbus Addisonii. lieber den Ort und die Genese der Acetonbildung ist nichts Sicheres bekannt: Cantani nahm an, dass es sich bei mangelhafter Funktion des Darms bilde; Petters und Kaulieh liessen es durch abnorme Gährungsvorgänge im Darm entstehen. Kussmaul beobachtete bei Dosen von 6,0 innerhalb 24 Stunden beim Menschen keine krankhaften Erscheinungen, während Thiere durch ähnliche Dosen berauscht wurden; T a p p e i n e r (1. c.) stellte die Existenz einer experimentellen Acetonaemie bei Thieren fest; Albertoni (Arch. italiennes 1884) bestimmte die letale Dose beim Hund auf 6—8 Gramm pro Kilo Körpergewicht. Zum qualitativen Nachweis des in grösserer Menge im Harne vorhandenen Acetons versetzt Legal 4—10 Ccm. Harn mit einigen Tropfen einer massig con- centrirten frisch bereiteten Lösung von Nitroprussidnatrium, unter Hinzufiigung einer Natron- oder Kalilaugelösung mittlerer Concentration: die Flüssigkeit nimmt eine rothe Farbe an, die rasch verblasst; nun ist etwas Essigsäure hinzuzufügen: ist Aceton vorhanden, so färbt sich die Flüssigkeit purpurroth, fehlt es oder giebt es nur Spuren davon, so bleibt diese Färbung aus. — Für exakte Untersuchungen ist es unbedingt nothwendig, den Harn zu destilliren und das Destillat zu prüfen: 1. mittelst der Lieben’schen Jodoformprobe; 2. mittelst der Reynolds’schen Quecksilberoxydprobe. (1. Mehrere CCm. des Harndestillats werden mit einigen Tropfen Jodjodkaliumlösung und Kalilauge versetzt, bei Acetongehalt der Flüssig keit erscheint sofort ein intensiver Niederschlag von Jodoformkrystallen. 2. Der gelbe Niederschlag von Quecksilberoxyd, welcher durch Versetzen einer alkoho lischen Kalilauge mit Quecksilberchlorid erhalten wird, wird der auf A.ceton zu prüfenden Flüssigkeit zugesetzt, das Flüssigkeitsgemisch filtrirt und das klare Filtrat mit Schwefelammonium überschichtet; falls die Flüssigkeit Aceton enthalt, wird etwas Queeksilberoxyd gelöst, geht in das Filtrat über und lässt sich da selbst durch den schwarzen Ring, welcher an der Berührungsfläche zwischen der auf Aceton zu prüfenden Flüssigkeit und dem Schwefelammonium entsteht, er kennen.) R. v. Jaksch’s Versuche haben ergeben, dass es mittelst der Lieben’ schen Probe gelingt, noch 0,0001 Mg., mittelst der Reynolds’s, noch 0,01 Mg. Aceton nachzuweisen, während die Legal’ sehe Probe viel weniger empfindlich und sicher ist. Zum quantitativen Nachweis hat Jaksch auch eine photometrische Methode angegeben.