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Thierische Parasiten. — §. 87. 491 sin scharf hervortreten. Sie überschreiten nicht die Grenze des Protoplasma, verdecken zuweilen die Zellenkerne, scheinen aber nicht in dieselben einzuwandem oder sie in ihrer Ernährung besonders zu schädigen. Die Eiterzellen sind bis weilen ausserordentlich stark mit ihnen erfüllt, zuweilen finden sich aber auch nur ein oder zwei Körner ; sind sie sehr stark erfüllt, so fallen sie auseinander und die Kokken werden dann frei, gruppiren sich aber stets mit Vorliebe um die Zell kerne. Die Zahl der Kokken scheint nach dem Bersten der Zelle nicht mehr zu zunehmen, man sieht nie so colossale Haufen wie bei den kleinen Fäulnissmikro- kokken. Durch mechanische Gewalt oder chemische Lösung des zusammenhalten den Kittes werden die Mikrokokken allmählich weiter und weiter auseinander gestreut und von den Zellkernen entfernt; kleine Haufen von Kokken oder auch einzelne Individuen schwimmen isolirt in der Flüssigkeit. (Cf. Leistikow, Char. Ann. 1882. VII. p, 759.) — Bei gonorrhoischer Vaginitis sind die Tripper kokken im Harne schwieriger nachzuweisen, weil man neben ihnen im Vaginal - secret, zumal unter diesen Umständen, zahlreiche andere Zersetzungsbakterien, Mikrokokken von verschiedener Grösse, kurze und längere Stäbchen, Spirochaeten etc. findet. Uebrigens zeigt nicht jeder Harnröhrenausfluss Tripperkokken, weil nicht jeder gonorrhoischen Ursprunges ist, z. B. fehlen sie bei Ulcus molle mit Harnröhrengeschwüren. Selbstverständlich sind Tripperkokken, welche aus Harn röhre oder Vagina oder Prostataabscessen stammen, unter allen Umständen nur zufällig im Harn vorhandene Krankheitsprodukte; anders ist es, wenn die oberen Abschnitte der Harnorgane gonorrhoisch erkrankt sind. Vgl. Martin (Cbl. f. kl. Med. 1882. 19. p. 297), Arning (Vjschr. f. Derm. u. Syph. 1883. X. p. 375) u. A. Lustgarten (Wien. m. Wschr. 1884. 47) fand bei syphilitischer Initialscle- rose schlanke, gerade oder etwas gekrümmte Bacillen von ungefähr dem Aussehen und der Grösse der Tuberkelbacillen, einzeln oder in kleinen Gruppen in etwas gequollenen lymphoiden Zellen eingeschlossen — auch dergleichen Formen dürften sich als zufällige Beimischungen bei den betreffenden Krankheitszuständen im Harne entdecken lassen. Vgl. hierüber Verhdlg. d. Wiesb. m. Congr. 1885. — Ueber Pilze bei Chylurie berichteten Co ncato und Bizzozero (Hdbch. d. kl. Mikrosk., Dtsch. Ausg. 1883. p. 218). B. fand zahlreiche zu Ketten ver einigte Bakterien, welche Ursache waren, dass sich die mit Aether versetzte Flüssigkeit nicht vollständig klärte. Wilson (s. Cbl. f. kl. Med. 1885. 11. p. 190) entdeckte, bei nach Wern ich einwurfsfreien Culturversuchen, die er mit dem weissen Coagulum im Harn eines chylurischen Kranken anstellte, grosse Stäbchen, ähnlich dem Bacillus anthracis, welche auch zu mehreren zu Fäden verbunden waren, und sporentragende Stäbchen. Die Autopsie ergab Schwellung der Schleimhaut in Blase und Ureteren, sowie einige kleine Nierenabscesse. §. 87. Thierische Parasiten. Animalische Parasiten im Harn sind eine verhältnissmässig seltene Erscheinung in unseren Breiten, häufig dagegen — wenigstens gewisse Arten — in südlichen Ländern. Zweckmässigerweise unterscheidet man wahre und Scheinparasiten. Die Echinokokken sind die häufigsten thierisehen Parasiten der Harn organe in unseren Breitegraden. Sie repräsentiren den Jugendzustand der im Darm des Hundes lebenden Taenia Echinococcus, und sind daher da am ver breitetsten, wo Mensch und Hund enge bei einander leben, z. B. in Island. Die Niere wird wesentlich seltenfer befallen als die Leber, in welche die Brut am