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490 Harnsedimente. §. 86. überhaupt zu sein. Eine bestimmte ätiologische Beziehung zu gewissen Erkran kungen scheint nicht zu existiren; indessen betrafen die Fälle von W. und M. Nervenkranke, und ebenso diejenigen von Macomber (V.-H. Jber. 1877. I. p. 289). In einem Falle von Leube (Lehre vom Harn p. 452) verlor sich die Sarcine allmählich aus dem Harn, sobald derselbe ammoniakalisch wurde. Nach dem es Ferrier gelungen ist, in alkalischem, in Glasröhrchen eingeschlossenem Blute reichliche Sarcineentwicklung zu sehen, vertritt dieser Autor die Ansicht, dass die Sarcina urinae aus dem Blute stamme. Experimente an Hunden aber, welche Leube anstellte, um den Pilz durch Injektion in die Jugularvene in den Harn zu überführen, blieben ebenso resultatlos' wie Welcker’s (1. c.) und L.’s Versuche, sie direkt in die Blase von Kaninchen und Hunden zu verpflanzen. Leube’s Patient war frei von Cystitis, zeigte aber Zeichen von Nephritis ohne Cylinderausscheidung; auch sonst ist nach Eiehhorst (Lehrb. d. physik. Unters, meth. II. p. 339) bei Sarcinurie mitunter Albuminurie beobachtet worden. — Leptothrix wurde von Kuessner (Berl. kl. Wschr. 1876. 20. p. 278) im frisch entleerten Harne eines schweren, wenige Tage später gestorbenen Diabe tikers gefunden. Der Harn war sauer und bis dahin klar gewesen; beim Kathe- terisiren der stark gefüllten Blase floss der Harn zuerst klar und zeigte später eine Trübung, welche durch reichliche kriimliche matt bräunliche Flocken hervor gerufen wurde, von denen einzelne fast hanfkorngross, die meisten aber kleiner waren; sie senkten sich im Glase rasch zu Boden. Bei mikroskopischer Unter suchung der ziemlich consistenten Krümel zeigten sich dieselben fast ausschliesslich aus dichten Leptothrixfäden-Reihen bestehend, welche zahlreiche Blasenepithelien einschlossen: es waren lange, ungefähr 0,0005 Mm. breite Fäden, theils gerade, theils leicht gewunden, die, wo sie einzeln und frei lagen, keine Verästelung und Gliederung erkennen Hessen. Jod färbte sie intensiv gelb, Jod und Schwefelsäure dunkelbraun. — Bakterien zeigten sich nicht im frischen Harn, gesellten sich aber später in reichlicher Menge hinzu. — Nachweisliche Störungen in der Blase hat diese Leptothrix nicht hervorgerufen. Leptothrixartige, papierschnitzelartig zusammengefügte Pilzmassen fand Hu ber (D. Arch. f. kl. M. 1879. XXIII. p. 464) im Harne eines Hydropischen, der mit Oedema praeputii behaftet war; offenbar gelangten sie aber hier aus dem un genügend gereinigten Präputialsack beim Ende des Wasserlassens nur zufällig in den Harn. Nach Bizzozero (Virch. Arch. 98. Bd.) gedeiht Leptothrix epider- midis auch im Smegma praeputii. Angyan (Wien.-m. Wschr. 1884. 5. p. 135) fand zahlreiche leptothrixartige Fäden in einem Fall von akutem Morbus Brightii; mit der fortschreitenden Besserung ward ihre Zahl 'geringer, mit der Heilung schwanden sie ganz aus dem Harne. — Bei gonorrhoischem Nierenabcess und gonorrhoischer Cystitis, dann aber auch bei sonstigen mit akuter oder chronischer Urethralgonorrhoe beider Geschlechter in Zusammenhang stehenden Afiektionen (Prostatitis, Periurethritis, Vaginitis, Metritis) findet sich imHarne ein eitriges Sediment, welches mehr oder weniger reichlich Zellen enthält, die den von N ei sse r (Cbl. f. d.m. W. 1879. 28. p. 497) entdeckten Gono- coccus einschliessen. Den Nachweis, dass derselbe die Ursache der Gonorrhoe wirklich ist, lieferte in exakter Weise Bockhart (Vjschr. f. Dermatol, u. Syph. 1882. p. 726). Das charakteristische Merkmal der Tripperkokken ist ihr intracelluläres Verhalten, die Bakterien sitzen nicht auf, sondern in der Zelle. Zwischen nor malen Eiterzellen findet man mehr oder weniger zahlreiche Zellen, deren Proto plasma mit kleinen, runden oder ovalen, dann bisquit-, semmel- oder 8-förmigen Körnchen erfüllt ist, die besonders bei der-Färbung mit Methylenblau oder Fuch-