Volltext Seite (XML)
Pigmentsedimente und Pigmentharne. — §. 85. 473 die Harnflüssigkeit über. Da nun die grösseren gefässverstopfendeu Massen mitunter Entzündungsherde erzeugen, so wird bei Melanaemie ein Harn abgesondert, der-bald nur freies Pigment von der genannten Be schaffenheit, bald ausser solchem auch in Zellen und in Hamcylindern eingeschlossenes, ausserdem Eiweiss, Blut und andere zellige Elemente enthält. Charakteristisch ist für ihn immer das dunkle oder schwarz braune schollige oder körnige Pigment; die 'Wegschwemmung solcher Massen durch den Harn, welche continuirlicli oder absatzweise, sowie früher oder später gelegentlich einer intercurrenten Krankheit erfolgen kann, weist darauf hin, dass zuvor einmal eine intensive Malariaaffektion bestanden hat; sie dürfte unter diesen Umständen auch eine gewisse therapeutische Bedeutung besitzen. Frerichs (Klm. d. Leherkkh. 1858. I. p. 343) fand das Pigment nur in einem Theile der Harncylinder. Heschl, cit. bei Oppolzer (Wien. med. Wschr. 1860. X. 25. 26) sah es im Blute in der Form grösserer amorpher Schollen oder feinster Körnchen, sowie in Zellen eingeschlossen; erstere verstopfen bald nach ihrer Entstehung die nächsten Capillarbezirke und werden hinterher durch die feineren Körnchen vergrössert, welche länger im Blute cireulirten. Nach O. ver läuft nun die Melanaemie auf zweierlei Art: rasch, so dass bei zuvor Gesunden wie bei chronischen Malariakranken der Tod in akutester Weise erfolgt, oder langsam. Im letzteren Falle besonders gewinnt das in die Nieren abgelagerte schwärzliche oder rothbraune, körnige Pigment durch seine Ausscheidung mit dem Harn diagnostische Bedeutung. Feinstes 'staubförmiges, dunkles Pigment in der Bindesubstanz zwischen den Harnkanälchen hält O. nicht für die Folge einer Einschwemmung aus dem Kreisläufe in die Nieren, sondern für die einer con- secutiven Hyperämie derselben. — Der Fall von Basch (Wien. med. Jahrb. 1873. p. 233), eine typische, fieberlose Neuralgie betreffend, ist insofern sehr interessant, als die gleichzeitig auch im Blute zu findenden Pigmentschollen ganz allein, also ohne Eiweiss- oder Blutzellenbeimischung, durch den Ham ausgeschieden wurden; B. sah nicht einmal Pigmentzellen. Die Ausscheidung dauerte Monate lang an. B. beschreibt die fraglichen Massen als „blasse Schollen“ — von denen einige beiläufig die Gestalt und Grösse von Zellen hatten, die meisten aber viel grösser waren und unregelmässige Formen von Bruchstücken darboten —, mehr oder weniger dicht von dunkelbräunlichem, feinkörnigem Pigment erfüllt. — Anhangsweise mag hervorgehoben werden, dass eigenthümliche klinische Be funde erst durch genaue, von kundiger Seite angestellte Untersuchungen Werth erlangen. Ohne solche haben sie nur die geringfügige Bedeutung eines Curiosum. So z. B. die Mittheilung von Länderer (Prager Vjschr. 1851. VIII. p. 35) über einen grasgrünen, stinkenden Harn, den ein 3jähriges Kind mit Wechselfieber milz am 11. Tage einer Krankheit entleerte, welche sich von da ab erheblich besserte. Mit Schwefelsäure trat Verfärbung ein unter Entwicklung eines theer- ähnlichen Geruches. Da in der Mittheilung von Icterus des Kindes Nichts ver lautet, so gehört der Fall vielleicht hierher. — Grasgrüner Ham ist ausserdem noch von Bull (nach Falck, Lehrb. d. prakt. Toxikol. Stuttg. 1880. p. 211) bei einem Knaben beobachtet worden, der die Kinde von Cytisus (Zülzer, Harnanalyse, citirt p. 54: C. alpinus) verzehrt hatte: es bestand Erbrechen, Tenesmus, Collaps. Nach einigen Stunden entleerte der Knabe 300 CC. klaren, grasgrünen Harnes und befand sich kurze Zeit darauf wieder wohl; der später entleerte Ham war normal gefärbt. Vielleicht hat die