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Pigmentsedimente und Pigmentharne. — §. 85. 471 gemeinen, fand den Farbstoff aber nur bei Anwesenheit von Fieber. Dem ist nicht so; schon Ei seit bemerkt (1. c. 76. p. 47), dass die Kranken mitMelanurie allerdings meistentheils fieberten, bei allgemeiner Affektion aber die Melaninreaktion im Harne stets vorhanden sei. Pribram (Ibid. 1865. 88. p. 16) weist ge legentlich der Besprechung eines neuen Falles entschieden darauf hin, dass nicht der Indicangehalt des Harnes, sondern das Vorhandensein eines eigenthümlichen Pigmentes die Schwarzfärbung beim Zusatz von Oxydationsmitteln verursache; dies melanogene Pigment, welches er als braunschwarzes, amorphes Pulver dar stellte, sei mit dem Melanin der melanotischen Geschwülste vielleicht identisch, jedenfalls sehr nahe verwandt. Gleichzeitig erwähnt er, dass Dressier, der 1861 einen weiteren Fall untersuchte, derselben Ansicht sei. Dieser macht (Pr. Vjschr. 1869. 101. p. 68) darauf aufmerksam, dass auch marastische Personen ohne melanotischen Krebs einen melanogenhaltigen Ham mit den an gegebenen Reaktionen produciren können. Aus einem der schwarzbraunen Harne konnte er reichliche Mengen Indican gewinnen, indessen gelang es nicht, das darin vermuthete „pseudoplastische“ Melanin zu fällen. Stiller (D. Arch. f. klin. Med. 1875. XVI. p. 414) constatirte in seinem Falle, auf ein zweimonatliches Aus bleiben der bis dahin mehrere Wochen lang stets vorhanden gewesenen Melanin reaktion des Harnes, ein nur vier Tage anhaltendes neues Erscheinen. Nach Nepveu (Gazette medicale de Paris 1872. p. 336) fanden sich in einem Fall von multiplen Melanosarcomen im Bodensätze des Harnes cylindrische und unregel mässig geformte Anhäufungen bräunlicher Körnchen; er meint, hierauf, sowie auf das Vorkommen ähnlicher Pigmentkörnchen im Blute und auf die diffuse sepia artige Färbung der Niere gestützt, dass direkt aus dem Blute diffuses und kör niges Pigment wie grössere Pigmentschollen in die Glomeruli, aus diesen in die Harnkanälchen und endlich in den Harn gelangen könnten. Diese Möglichkeit ist zuzugeben. Pigmentschollen sah auch Leopold (cf. Block, Arch. d. Heilk. 1875. XVI. p. 413) in einem durch reichliches Blut chocoladefarbenen Ham; die Section der 48jährigen Frau ergab ausser melanotischem Endotheliom der Leber im linken Nierenbecken einen linsengrossen schwarzen Geschwulstknoten. Lücke (D. Ztschr. f. Chir. 1873. II. p. 244) gedenkt eines Falles von zahlreichen Pigment flecken und Pigmentgeschwülsten der Haut, welche Sitz der primären Geschwulst war, der Pleura, der Lungen, des Herzbeutels, des Bauchfells, der retroperito- naealen Lymphdriisen, der Leber, des Hodens und Nebenhodens und der Nieren; der Harn war zu der Zeit der Beobachtung (2Vs Monate) stark pigmenthaltig, wurde übrigens nach Kocher (Pith.-Billr. Hdbch. d. Chir. 1874. HI. 2. p. 388) an der Luft häufig schwarz und enthielt Körner schwarzen Pigmentes. Lücke erwähnt noch einen anderen Fall (p. 243), in dem das Pigment im Harne sich erst mit Entstehung von Recidiven nach Excision der primären Geschwulst einstellte, und vermuthet, dass es nur dann auftritt, wenn innere Organe, besonders die Nieren, Sitz secundärer Melanome werden; in acht weiteren Fällen zeigte sich Hampigment trotz wiederholter Untersuchung nicht. Ganghofner und Pribram (Pr. Vjschr. 1876. 130. Bd. p. 77) besprechen die ausserordentliche Seltenheit der Melanurie, die ihnen zehn Jahre hindurch trotz grösster darauf ge richteter Aufmerksamkeit nicht begegnet war, ferner das zeitweilige Schwinden der Melaninreaktion im Harne, den geringen und zweifelhaften Einfluss des Fie bers, den mangelnden der Athmung und Verdauung, hierauf den Umstand, dass die Entstehung des schwarzen Hamfarbstoffes keineswegs, wie man früher meinte, an Erkrankungen der Leber gebunden ist, sowie die Herkunft des Melanin. Sie vermuthen, dass das aus den pigmentirten Geschwülsten in die Blutbahnen zwei fellos eindringende Pigment irgendwo, am wahrscheinlichsten in der Leber (p. 97) eine Reduktion erfahre und dadurch in farbloses Chromogen umgewandelt werde, in diesem Zustande nun aber, als Melanogen, in den Ham übergehe. Ausserdem