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Samenbestandtlieile. — §. 84. 459 kommen. Auf die Beobachtungen von Lewin über Samenbefunde in der Urethra von Leichen wurde schon oben (p. 45-3) aufmerksam gemacht. Löwy (Wien. m. Presse 1882. 37. p. 1166) fand bei Prostatitis gonorrhoica im trüben, Gewebstrümmer zu Boden sinken lassenden Ham eigenthiimliche, häutige, zarte Gebilde von der vollkommenen Form der Flügelfrucht der Ulme; sie waren eiförmig, blassgrau; in ihrer Mitte sass ein aufgequollener, sul- ziger, gelber oder blutiger, lianfkorngrosser, zwei Linien über seine Umgebung emporragender Kern. Die Gebilde stammten offenbar aus der Prostata. So oft eins derselben zur Abstossung bereit war, musste Patient uriniren. Schliesslich muss noch einiger eigenthümlicher Erscheinungen gedacht werden, welche hei Kranken mit Spermaturie Vorkommen. Nach Lallemand (1. c.; vgl. auch Trousseau, Klin. d. Hötel-Dieu. Deutsch von Culmann. 1868. XI. p. 676) finden sich vorzugsweise im Morgenharne der Spermatorrhoiker, zumal nach Gemüthsbewegungen, Erkältungen u. dgl. sol cher, eigenthiimliche, rundliche, glänzende, halbdurchsichtige, gequolle nen Grieskörnern ähnliche Körper, welche, bereits vor dem Erkalten des Harnes sichtbar, das von den übrigen Formbestandtheilen des Samens liergestellte wolkige Sediment durchsetzen; sie sinken rasch zu Boden und haften nicht an den Wandungen des Harngefässes. Curschmann (1. c. p. 491) konnte sie nie mals auffinden; sie dürften also wohl nicht so häufig sein, wie Lallemand an nimmt. Nach diesem merken die Kranken selbst deren Ausscheidung zuweilen daran, dass die letzten Tropfen ihres Harnes dicklich und klebrig geworden sind, sowie dass mitunter kleine käsige Brockel an der Mündung der Harnröhre haften und auf der Wäsche entsprechende Flecke zurücklassen; mitunter erzeugt deren Durchtritt eigenthiimliche Sensationen, ja sogar krampfhafte Zuckungen. Für bringer (D. med. Wschr. 1881. 18- p. 247) fand diese Körperchen nie in sperma freien, jedoch auch nur in einem Theile der spermatozoenhaltigen Harnproben, und zwar fast ausschliesslich in solchen, die während oder unmittelbar nach dem Samenverluste entleert worden waren; die Patienten entdeckten sie angeblich schon im frischen warmen Harne in demselben Zustande, wie F. selbst im erkalteten. Sie stellten sich ihm als fast völlig durchsichtige, ganz leicht gelbliche, gequolle nen Sagokömem täuschend ähnliche, ovale, cylindrische, scheibenförmige, vor wiegend aber kuglige, hirsekorn - bis linsengrosse Gebilde von der Consistenz einer weichen Gallerte dar; aus dem Harne, in dem sie sich bis zu 20 Stück befinden können, herausgehoben, trüben sie sich sehr bald. Unter dem Mikroskop er scheinen sie von exquisit scholligem Bruch, durchaus structurlos, meist mit Sper- matozoen iibersäet; auch wohl mit vereinzelten Epithelien und Rundzellen ver sehen. Ihre chemischen Reaktionen weisen darauf hin, dass sie aus einem Ei weisskörper aus der Gruppe der Globulinsubstanzen bestehen, und da Globulin den Haupttheil der organischen Bestandtheile des Samenblasensecretes bildet, so dürften die Körper aus den Samenblasen stammen. Ihre Identität mit den „Sago- kömchen“ des Samenblaseninhaltes der Leiche ist denn nach F. auch zweifellos. Dass sie nur in der Minderzahl der samenhaltigen Harne Vorkommen, dürfte nach F. darauf beruhen, dass die Samenflüssigkeit eine ausserordentlich stark auflösende Wirkung auf sie ausübt. Diese Auflösung kann nun schon, entsprechend der Norm, in den Samenbläschen selbst, oder bei krankhaftem Austritt des Samen bläscheninhaltes in die Harnröhre, beziehentlich nach einer Pollution, in dieser stattfinden, so dass die nachfolgende Wegspülung der ergossenen Masse mit dem Harne nur gelöste Körperchen beträfe. Günstigsten Falles würden sie bei so fortiger Untersuchung des frisch gelassenen Harnes noch nachweisbar sein, während sie es später nicht mehr sind; denn die auflösende Wirkung des Samens giebt