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Samenbestandtlieile. — §. 84. 457 Hauptschuld am Zustandekommen der beobachteten Hämatospermatorrlioe, die in Europa auf hörte, getragen zu haben; es soll solche nach Juvenot (1. c.) be sonders häufig da Auftreten, wo die Hämaturie endemisch ist — vielleicht besteht also bei beiden Blutungen die gleiche Ursache, nämlich eine parasitäre Beizung der betretlenden Theile. Platzen einer Urethralstrictur kann ebenfalls Hämato- spermatorrhoe verursachen. — Natürlicherweise kann unter solchen Umständen auch der Harn blut- und samenhaltig werden. Bei Prostatitis wird eine Veränderung des Harnes ebenfalls nur da durch herbeigeführt, dass Flüssigkeiten von der erkrankten Drüse aus in die Harnröhre gelangen und dann beim Wasserlassen ausgespült werden. Allerdings geht das Meiste davon, unvermischt mit Harn, besonders beim Defäcationsakt ab, doch tritt immer auch ein Theil der Flüssigkeit in den Harn über. So ein (Pitha-Billr. Hdbch. d. Chir. 1875. III. 2. Abth. 8. Hft. 2. Hlfte. p. 23) schätzt die Maximalquantität dieser „Prostatorrhoe“ in 24 Stunden auf fünf bis zehn Gramme. Nach Fürbringer (Volkm. Sammlg. klin. Vortr. 1881. Nr. 207. p. 1848) ist das Prostatasecret ge wöhnlich milchartig trüb, schleimig, dünnflüssig; durch Eiterzumischung (akute Entzündung, zumal bei Perforation eines Abscesses) kann es dick flüssig werden. Gewöhnlich halten die Kranken den Ausfluss fiir Spermatorrhoe; vielfach wird er gemeint, wenn von Pollutiones diurnae geschrieben wird. Indessen lassen sich durch die mikroskopische Untersuchung meist keine Samenfäden, wohl aber, ausser variabeln Mengen von Blut- und Eiterzellen, Cylinderepithelien, Stücke von Drüsenschläuchen mit undeutlichem Epithel, sowie, jedoch nicht constant, hellgelbe Körnchen nachweisen, die theils frei, theils zu dunkleren, durch con- eentrische Ringe scharf begrenzten grösseren und kleineren Körperchen (Prostata amyloide) vereint sind. Da in der Mehrzahl der Fälle gleichzeitig entzündliche Zustände der Urethralschleimhaut vorhanden sind, so mischen sich dem Prostata- secrete gewöhnlich auch noch die Produkte dieser Entzündung hinzu. Selbstver ständlich können dem mit Prostatasecret vefmischten Harne complicatorisch auch einzelne oder zahlreiche Spermatozoen beigemengt sein, entweder als Folge einer regelmässigen Ejaculation, oder unvollkommenen Samenblasenverschlusses wegen, bei Atonie der Ductus ejaculatorii. Charakteristisch für die Anwesenheit von Samenblasen- und Prostatasecret im Harne bei den erwähnten Erkrankungen ist. dass die durch sie hervorgerufene Trübung regelmässig, aber fast nur in der ersten Harnportion beim Wasserlassen vorhanden ist, während die späteren Harnportionen — vorausgesetzt, dass ein compli eätorischer Blasenkatarrh fehlt — klar zu sein pflegen. Man muss also bei der Untersuchung ganz besonders die zuerst entleerte Portion berücksichtigen und sie zu dem Zwecke in ein besonderes Gefäss entleeren lassen. Vermischt sich hierbei relativ viel restirendes Prostatasecret mit einer nur geringen Hammenge, so kann dadurch ein nicht unbeträchtlicher Eiweissgehalt dieser trüben Hamportion bewirkt werden, während die zuletzt entleerte klare Harnquantität eiweissfrei ist. Die Prostatitiselemente finden sich nicht nur isolirt im Harne, son dern nicht selten auch vereinigt in der Form eines sogenannten Urethral fadens beigemischt, und deutet reichlicher Einschluss von Cylinderzellen in solchen, sowie von geschichteten Amyloiden, auf Herkunft aus der Prostata.