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450 Harnsedimente. §. 84. scheiden sich weder die Trübung noch der sich bildende Bodensatz hei einfacher Betrachtung in irgend etwas von einer gewöhnlichen Schleim wolke. Samenhaltiger Harn soll ausserordentlich leicht in alkalische Gährung übergehen; es hindert dies den Nachweis der Spermatozoen, welche grosse Resistenz besitzen und Monate lang ihre Form bewahren können, keineswegs. Ray er (1. c. p. (?5) gedenkt nach Gar mann eines impotenten Mannes, der einige Tage lang einen trüben Harn entleerte, der sich in der Kälte in eine dem Eierweisse ähnliche Masse verwandelte. Er meint, dass saurer, gleichmässig ge trübter Harn Samenzumischung vermuthen lasse. — Der ejaculirte Same des Mannes ist nicht das reine Secret der Hoden, sondern ein Gemenge aus diesem und den Absonderungen der accessori- schen Geschlechtsdrüsen. Diese produciren hauptsächlich den flüssigen Antheil des Samens, während das isolirte Hodenprodukt eine weissliche, zähe Masse re- präsentirt. Die Menge der einmaligen Samenentleerung schwankt gewöhnlich zwischen 2 und 5 Gramm; der Enthaltsamkeit und Kräftigkeit des Producenten entsprechend kann sie reichlicher oder geringer sein. Der normale ejaculirte Same hat eine weissliche, dem gekochten Stärkekleister ähnliche Farbe, einen eigenthiimlichen Geruch und leicht alkalische Reaktion. Seine Consistenz ist unmittelbar nach der Entleerung honigartig und fadenziehend, bald jedoch erstarrt er gelatinös, um nach 5—10 Minuten wieder dünnflüssigerzu werden. Das in frischem Zustande in ein Probirgläschen gebrachte Sperma son dert sich innerhalb einiger Stunden in zwei ziemlich gleich mächtige Schichten. Die untere Schichte ist weiss, undurchsichtig, und besteht aus den zelligen Ge bilden, vorzugsweise den Spermatozoen, die obere ist bei Abwesenheit von Fäul- nissbakterien fast völlig klar und lässt nur wenige Zellen und Detritus erkennen. Ausser den immer am reichlichsten vertretenen reifen Samenfäden finden sich von morphotischen Bestandtheilen in normalem Samen noch in geringer Menge: un reife Hodenprodukte, Cylinder- und Pflasterepithelien aus Samenblasen, Prostata und Harnröhre, zum Theil in colloider Entartung, Schleimkörperchen aus den Urethral- und vielleicht auch Cowper’schen Drüsen; endlich reichliche glänzende Lecithinkörnchen aus dem Prostatasecret, das dadurch in isolirtem Zustande milchig getrübt ist (Fürbringer, Ztschr. f. klin. Med. 1881. HI. p. 304; Hen- sen, Hermanns Hdbch. d. Pliys. 1881. VI. 2. Theil). Inconstant sind geschichtete Amyloide aus der Prostata, welche besonders eingehend Friedei beschrieb (Virch. Arch. 1858. XIV. p. 194). Im trockenen Zustande bildet normaler Same eine hornartige, zerbrechliche, durchscheinende Substanz, auf Wäsche den bekannten steifen, graugelblichen Fleck. Nach Ultzmann (Wien. Klin. 1879. V. p. 155) kann letzterer auch in Folge von Indigogehalt bläulich oder blauviolett gerändert sein; in diesem Falle erscheinen im Eingetrockneten wohl auch kornblumenblaue Blättchen oder schwarzblaue Schöllchen. Sonst bilden sich beim Eintrocknen normalen Samens regelmässig, mitunter aber erst am zweiten oder dritten Tage, eigenthümliche wasserhelle, Sförmig gekrümmte, langausgezogene, pyramidale Krystalle, meist in reichlicher Menge (Böttcher, Virch. Arch. 18f'5. XXXII. p. 525), häufig zu zweien oder mehreren, selbst vielen in kugligen Gruppen vereinigt; ausserdem noch Tripel- phosphatkrystalle. Was die chemische Zusammensetzung des Samengemisches anlangt, so ent hält dasselbe ausser Wasser und anorganischen Salzen insbesondere Eiweiss. Dasselbe entstammt theils dem Hodenprodukt, in welchem schon Wasserzusatz einen flockigen Niederschlag bewirkt, theils dem Samenblasen - und Prostatasecret.