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Hamcylinder. — §. 83. 439 ruft. Vgl. ferner Nussbaum (Pflüg. Arch. 1878. XVI. p. 139) und Litten (Ctrlbl. f. d.-m. W. 1880. p. 161). Aus den Glomernlis gelangt das allmählich vorrückende Eiweiss, die fibrinogene Substanz, in die Harncanälchen, in denen es unter dem Einflüsse der an fibrinoplastischer Substanz reichen Epithelien gerinnt, und zwar hyalin gerinnt wegen der hier herrschenden sauren Reaction — analog der vor dem Kochen mit Essigsäure versetzten Hühnereiweisslösung. — So ist es auch beim Menschen. Alle Umstände, welche Albuminurie bewirken, also das Material zur Gerinnung in die Harncanälchen schaffen, können Veranlassung zur Bildung von Haracylindem werden; sobald das Eiweiss im Harne erscheint, darf man auch in den meisten Fällen Cylinder darin erwarten (Bartels, Ziemss. Hdbch. d. Path. IX. 1. p. 79 der 2. Auf!.). Allerdings ist Albuminurie nicht nothwendiger- weise mit der Entstehung von Cylindern verknüpft, und können solche auch ohne Albuminurie vorhanden sein, indessen ist in letzterer Hinsicht zu bemerken, dass, wenn die Menge der Cylinder minimal ist, die zugehörige Eiweissmenge so unbe deutend sein kann, dass sie den gröberen gewöhnlichen Reactionsmethoden ent geht. Kann ja doch auch der örtliche, die Cylinder- und Eiweissausscheidung be wirkende Process ein äusserst beschränkter sein! Der Hamcylinder entsteht also sicherlich in den allermeisten Fällen durch Gerinnung und Hyalisirung des aus den Glo- merulis stammenden Eiweisses. Liegt hiernach den eigentlichen „Cylindern“ stets ein Exsudations- process zu Grunde, so müssen von ihnen zwei Arten als uneigentliche ab getrennt werden, in denen ein solcher Process his jetzt wenigstens noch nicht nachgewiesen werden konnte. Zuerst die Epithelialcylinder. Es sind schlauchartige Aggre gate von Harncanälchenepithelien, ganz denen ähnlich, welche man erhält, wenn man von dem Durchschnitt einer frischen Niere mit dem Messer von der Medullarsubstanz etwas abschabt. Sie bestehen aus dem Epithel der Bellini’sehen Röhren, welches bei acut entzündlichen Vorgängen — Desquamativnephritis — in den Nieren in ihrem natürlichen Zusammen hänge abgestossen und demgemäss in Cylindergestalt mit dem Harne aus geleert wird. Ursprung und Bedeutung dieser Art von Cylindern, welche indessen nicht sehr häufig beobachtet werden, ist an sich klar. Neben diesen grösseren Epithelialschläuchen finden sich häufig noch einzelne Epithelzellen der Sammelröhren, sowie echte Cylinder. — Sowohl die einzelnen wie die cylindrisch verbundenen Zellen können ganz oder nahezu normal, oder auch bedeutend verändert (fettig, körnig, amylo'id degene- rirt) sein. Sodann die Blutcylinder. Sie bestehen aus geronnenem Blut faserstoffe und enthalten rothe Blutzellen öfters in so grosser Menge ein geschlossen, dass sie unter dem Mikroskope fast ganz dunkel und undurch sichtig erscheinen; indessen kann man die einzelnen Blutkörperchen meistens noch ziemlich deutlich unterscheiden. Sie entstehen bei Blutungen ins Nieren gewebe dadurch, dass das Blut sich in die Harncanälchen ergiesst, diese vollständig ausfüllt, und in ihnen gerinnt. Ausserdem findet man im Harne noch reichliche freie rothe Blutzellen.