Quellen liefern die Siedlungsformen und Flurformen wertvolle sied lungsgeschichtliche Aufschlüsse, doch ist ihr Aussagewert für die frühen Zeiten bislang etwas überschätzt worden. Sichere, wenn auch dürftige Kunde über das Siedlungsgeschehen in unserer weiteren Heimat, im Elbe-Saale-Mulde-Gebiet, erhalten wir erst seit dem Abschluß der großen Bevölkerungsverschiebungen der ausgehenden Stammesepoche (Gentilgesellschaft, sogen. .Völker wanderungszeit'). Bodendenkmäler des 4./6. Jh. unserer Zeitrechnung, überwiegend elbgermanischer Herkunft, fanden sich in reicher Zahl im Raum westlich der Linie Dessau-Bitterfeld—Leipzig—Altenburg und in einem kleinen Bereich um Riesa. Das sind die Gebiete, die schon in urgeschichtlicher Zeit (Steinzeit, Bronzezeit, frühe Eisenzeit) bevorzugte Wohnflächen von Siedelverbänden gewesen waren. Jungsteinzeitliche, bronze- und früheisenzeitliche Einzelfunde entlang den Flußläufen, in unserem Falle der Mulde südwärts bis Rochlitz und ostwärts bis Leisnig, zeigen jedoch, daß die Flußterrassen und ihr engeres Hinterland schon ein bis zwei Jahrtausende früher ebenfalls strichweise besiedelt waren, nur geben diese Funde nicht genug her, um ein zuverlässiges Bild dieser frühesten Siedlungsverhältnisse zeichnen zu können. Das Ver lassen der siedlungsungünstigeren, flußaufwärts gelegenen Kleinräume durch die Elbgermanen um die Zeitenwende wird gewöhnlich mit der zunehmenden allgemeinen Klimaverschlechterung in Mitteleuropa in Verbindung gebracht. Während westlich der genannten Linie Unterste Mulde — Elsterknie — Pleiße und um Riesa elbgermanische Bevölkerung ständig wohnen blieb, zeigt das Fehlen von Bodenfunden des 1./6. Jh. im mittleren Muldegebiet, also auch um Colditz, Rochlitz und Leisnig, daß hier Siedlungsland von den germanischen Stämmen längst aufgegeben war, ehe etwa gegen Ende des 6. Jahrhunderts slawische Verbände land nehmend elbabwärts aus Böhmen vorstoßend in den mittleren Elbe- Mulde-Saaleraum eindrangen und seßhaft wurden. Die natürliche Landschaft an der mittleren Mulde bot - im Gegensatz zu den größeren, offeneren Lößlandschaften an Saale und Elbe - infolge des tief ein geschnittenen Erosionstales des Flusses und seiner Nebenbäche wie auch auf Grund ihrer dichten Waldbedeckung in frühgeschichtlicher Zeit wenig Raum für massiertere Siedlung. Nur einige Flußtalweitungen mit diluvialen Terrassen wie beispielsweise bei Rochlitz, Colditz, Klein- sermuth und Kleinbothen konnten gegebenenfalls zur Niederlassung verlocken. Slawische Brandgräber mit Gefäßen vom sogen. .Prager Typus’ werden übereinstimmend für die frühesten Zeugnisse der Slawen zwischen Erzgebirge und Saalemündung gehalten. Die Fundplätze reihen sich