Verhältnisse getreu widerspiegelt, oder ob es sich hier - was uns wahrscheinlicher dünkt — nicht vielmehr lediglich um eine Forschungs lücke handelt, die durch Neufunde überbrückt werden kann. In der Nähe von Colditz liegt aus diesem Zeitraum erst ein einziges, gleichwohl aber höchst bedeutsames Stück vor: ein goldener Fingerring der FRÜHEN KAISERZEIT, der wohl in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf Rittergutsflur Commichau aufgelesen wurde. 3I ) Er gelangte in das Antikenkabinett der sächsischen Residenzstadt, später als Leihgabe in das Landesmuseum für Vorgeschichte und rechnet leider mit zu den Kriegsverlusten. Goldener Fingerring von Commichau (rechts Gipsabdruck der Gemme) (nach G. Bierbaum). M. knapp 1:1. Das kostbare Stück (Abb.) besaß bei einem Gewicht von 3,69 g eine innere Weite von 2:1,25cm und zeigte eine ovale Platte, auf der ein Chalcedon (= durchscheinendes Mineral) mit einer eingeschnittenen, offenbar der antiken Götterwelt entlehnten Darstellung angebracht war. Diese veranschaulicht einen Schmied (wahrscheinlich Hephästos bzw. Vulcanus, ursprünglich der Gott des Feuers und später der der Schmiedekunst) vor dem Amboß. Darüber hält er mit der linken Hand einen länglichen Gegenstand, wohl ein Schwert; in der rechten befindet sich, über dem Kopf geschwungen, ein Hammer. Der edle Schmuck mit dem Siegelstein erweist sich als römische Arbeit, die wohl auf dem Handelsweg in diesen entlegenen Teil des freien Germaniens verschlagen worden ist und die bei der Veröffentlichung im Jahre 1926 „abgesehen von den Münzfunden . . . als das einzige . . . Stück sicher römischer Herkunft, welches in Sachsen aufgefunden worden ist", bezeichnet werden konnte. Wenn auch diese Wertung auf Grund von inzwischen mehrfach angefallenen römischen Importgegenständen heute nicht mehr zutrifft, so bleibt der Goldring von Commichau denn- noch ein eindrucksvoller Beleg für die ältere Wirtschafts- und Kultur geschichte im Landesmaßstab und darüber hinaus.