Eine Federzeichnung von Wilhelm Dilich um 1628 und ein Kupferstich aus Merians Typographie von Sachsen um 1650 veranschaulichen dem Besucher, wie Colditz vor etwa 300 Jahren aussah. Die Weberstube im Erdgeschoß erinnert an die ökonomischen Verhältnisse um 1800 in Colditz. Die heutigen Ausstellungen zeigen die Entwicklung unserer 700 Jahre alten Stadt. Freiheitsbestrebungen 1848/49 und die Entwicklung der Post werden durch Uniformstücke, Siegel sowie andere Ausrüstungsgegenstände gezeigt. Eine Auslese sächsischer Münzen aus den Jahren 1200 bis 1800 mit den Colditzer Pfennigen von 1600 sind Kostbarkeiten für den Numismatiker. Ein Drehbilder ständer mit Fotos und Kartenmaterial (1800 bis zur Neuzeit) zeigt das Stadt geschehen im Bild. Handwerkliches Können bietet uns die Depositenlade mit originellem Sicher heitsschloß aus dem 15. Jahrhundert. Neun Schlösser werden hier mit einem Schließgang und mit nur einem Schlüssel geschlossen. Im Raum des Handwerks stehen Innungsladen verschiedener Handwerke von Colditz. Die älteste davon ist die Böttcherlade aus dem Jahre 1576. Sehenswert ist auch die Stadtfahne mit polnischem Adler und dem sächsischen Wappen etwa aus dem Jahre 1697. Ein Modell des Lusthauses vermittelt dem Besucher den Verschwendungssinn der sächsischen Kurfürsten, Oberherren der Stadt Colditz bis 1750. Eine Korkschnitzerei — Colditz um 1850 —, gearbeitet von einem Patienten der damaligen Landesheil- und Pflegeanstalt, beschließt die Runde. Die keramische Industrie vermittelt mit Tonwaren, Schamotteerzeugnissen sowie Exponaten der Produktion von Steingut bis zum Porzellan einen Einblick in die Entwicklung bis zur sozialistischen Großproduktion. Auch die Erzeugnisse des halbstaatlichen Betriebes W. Müller, Colditz, (Gummi waren 1952 bis 1960) sind Zeugen unserer ökonomischen Entwicklung. Als Teil der Geschichte des Colditzer Schlosses ist die Zeit von 1939 bis 1945 zu betrachten, als es Offizierslager (Sonderlager für Kriegsgefangene) war. Hier sind Werkzeuge, Abzeichen, Dokumente usw. ausgestellt, die zur Flucht benutzt worden sind. Bilddokumente veranschaulichen, mit welchen Mitteln das angeblich „flucht sichere" Lager verlassen wurde. Skizzen, Buchtitel und Originale von damals kriegsgefangenen Offizieren berichten aus dem Leben in diesem Lager. Diese Abteilung, weit über die Grenzen unserer Heimatstadt als Fluchtmuseum bekannt, ist die einzige dieser Art in der DDR und gift deshalb als besonderer Anziehungspunkt. Lehrreich und zum Nachdenken anregend ist die Geschichte der Klassenkämpfe und der Arbeiterbewegung in Colditz. Hier spiegeln sich die Freiheitsbestre bungen der seit Jahrhunderten von Fürsten und Junkern und der vom Faschismus unterdrückten Bevölkerung unserer Heimatstadt wider. Aufzeichnungen über Bauernunruhen um 1670 im Amt Colditz, den Kampf der Kommunalgarde sowie die Gründung der ersten Arbeiterpartei im Jahre 1874 in Colditz werden dokumentarisch belegt. Die Gründung und Entwicklung weiterer Vereine, wie Konsumverein im Jahre 1892, Arbeiterturn- und Sportverein im Jahre 1902, werden durch Bilder und Dokumente dargestellt.