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ZSCHADRASS I Ein Dorf und seine Geschichte Heinz Merker Zwei Gesichtspunkte drängen dazu, Zschadraß zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung zu wählen: einmal die bemerkenswerte Entwicklung des Ortes seit dem Ende des 19. Jh., die vom kleinen Bauerndorf und den Anfängen einer psychiatrischen Anstalt bis zur modernen Klinik für Lungenkrankheiten reicht, und zum anderen die innige Verbindung von Zschadraß zur Herrschaft Colditz, von der bereits berichtet wurde. 1525 gab es in Zschadraß 11 Güter (davon 5 kleinere mit je ’/r Hufe) und 1 Häusler, 1850 gab es 10 Güter und 4 oder 5 Häusler. Das Erbbuch von 1506 gibt Auskunft über die Belastungen, denen die Zschadrasser Bauern ausgesetzt waren. Ihre Verpflichtungen erstreckten sich auf Geld- und Naturalabgaben an Stadt, Schloß und Kirche. Hinzu kamen die Hand- und Spanndienste, auch Frondienste genannt. Außer dem gab es Landessteuer, Zehnte usw., ja die Abgaben waren so viel fältig und zum Teil unübersichtlich, daß es unmöglich ist, sie alle einzeln aufzuzählen. Einige Beispiele sollen für alle stehen. So mußte das Dorf Zschadraß an Landessteuer 40 Groschen, 3 Pfennige, 1 Heller zahlen. Unter diese Steuer fiel auch die Abgabe von 1 Scheffel Zinsweizen, 13 Scheffel Zinskorn, 13 Scheffel Zinshafer, 1 Schock Eier und 4 Kap- hähne zu Ostern. Die Getreideabgaben wurden bis 1600 immer höher. Während die Landessteuer auf das ganze Dorf umgerechnet wurde, belegte der sogenannte Schloßkapellenzins jeden einzelnen Bauern mit einem Geldzins, so z. B. Vettermann jährlich mit 74 Groschen und 2 Pfennigen oder Hoffmann mit 31 Groschen und ’/s Pfennig. Hoch waren die Abgaben an die Kirche, die sich auf Geld, Getreide, Hühner, Eier, Brot und Frongeld erstreckten. So mußte beispielsweise das Vettermannsche Gut jährlich 4 Groschen, 4 Pfennige, 4’4 Garben Korn, 4’4 Scheffel Hafer, 4 Hühner, 1 Schock Eier, 12 Brote und an Fron geld, d. h. Auslösung von der Kirchenfron, für jeden Tag Kornschneiden 1 Groschen bringen. Eine steigende und fallende Zinsabgabe war der „Zehnte", welcher Zschadraß zum Beispiel im Jahre 1535 mit 22 Schock (Garben) Großgebinde Korn belastete. Auch die Frondienste, die von den Zschadrassern in vielfältiger Weise geleistet werden mußten, waren hart. Hier eine kleine Auswahl. Anfang des 16. Jahrhunderts mußten die Untertanen den Torwächter im Schloß stellen. Jeden Tag war ein