DIE STÄDTEBAULICHE ENTWICKLUNG VON COLDITZ Klaus-Dieter Winkler Die Stadtmauer • Im 13. Jh. wurde eine Schutzwehr um die damalige Stadt errichtet, d. h. um den Stadtkern, bestehend aus den Gebäuden unmittelbar um den Marktplatz. Den Verlauf dieser Stadtmauer kann man noch an kleinen Resten „Am Graben", im Lochgäßchen, am Bader berg, an der Kirchtreppe sowie in der Töpfergasse hinter dem Rathaus erkennen. Wir sind bestrebt, auch für die Zukunft diese letzten Teile der Stadtmauer zu erhalten. Diese war bis vier Meter hoch und hatte an verschiedenen Stellen turmartige Ausbuchtungen, welche wahr scheinlich den Zweck hatten, eine bessere Übersicht über längere Abschnitte zu ermöglichen. Solch eine turmartige Ausbuchtung ist noch im Grundstück Markt 14 zum Teil erhalten geblieben. Es muß erwähnt werden, daß hinter der Mauer ehedem ein Holzgerüst errichtet war, von dem aus die Stadt verteidigt wurde. Davon ist nichts erhalten geblieben. In der Stadtmauer waren Stadttore eingebaut, von denen uns heute nur noch die Namen bekannt sind. Das Haintor in der damaligen Haingasse, das Badertor am Baderberg, das Nicolaitor am Untermarkt und das Töpfertor in der Töpfergasse. Alte Gebäude • Das Rathaus stand bis zum Jahre 1504 mitten auf dem Marktplatz, wurde aber durch den großen Brand vernichtet. Erst 1537 wurde ein neues Rathaus errichtet, und zwar an einem anderen Standort, auf dem Grundstück, wo es heute noch steht. Es wurde weitaus geräumiger gebaut als das alte. Bereits am 20. März 1637 wurde es von den Schweden in Brand gesteckt. Es brannte bis auf die Grund mauern ab. Nach dem Dreißigjährigen Kriege war es der Stadt Colditz erst im Jahre 1650 möglich, das Rathaus wieder aufzubauen. Es entstand im wesentlichen so, wie es heute noch betrachtet werden kann. Die Gaststätte „Goldenes Kreuz" ist wohl in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut worden, denn bereits 1506 besaß ein Hans Voit (= Vogt) dieses Gebäude. Äußerlich hat es früher ganz anders ausgesehen, als wir es aus der letzten Zeit noch in Erinnerung haben. Alt dürften nur noch die Fundamente gewesen sein, da man diese nach den Bränden von 1635 und 1637 wieder verwendet haben wird. Der aus Rochlitzer Porphyrtuff gehauene Rundbogen über dem Marktfenster war früher der Torbogen des Einganges zum Pferdestall. Das aus gleichem Material bestehende Eingangsportal wurde zu einem späteren Zeitpunkt eingebaut. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Gebäude sehr oft den Besitzer. Der Instandhaltung wurde nicht ausreichendes Augenmerk geschenkt; deshalb war der bauliche Zustand des gesamten Gebäudes so mangelhaft geworden, daß es im Winter 1960/61 wegen