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Entsprechend der Tatsache, daß die Direktion sehr hinter diesen Aus gaben der Betriebszeitung der kommunistischen Betriebszelle her war, mußte natürlich streng illegal gearbeitet werden. So fanden dann die Arbeiter, wenn sie morgens zur Arbeit kamen, in den Kapseln auf Rega len, unter Tischen ihre Betriebszeitung. Sie kannten schon die Orte, wo sie sie in Empfang nehmen konnten. Sie wanderte dann von Hand zu Hand, und immer mehr Arbeiter beschäftigten sich mit der wirklich aus gezeichneten Agitationsarbeit. In der Nr. 3 des ersten Jahrganges der Zeitung „Der Ruf" - sie wurde auf dem Abzugsapparat des Genossen Georg Schumann abgezogen - wurde darüber Auskunft gegeben, an wen sich die Arbeiter wenden sollten, wenn sie irgendwelche Fragen, Beschwerden oder Sorgen hatten oder wenn sie Mißstände aufzeigen wollten. Es wurde darauf hinge wiesen, daß der Reichstagsabgeordnete Georg Schumann, Leipzig C 1, Peterstraße 15, der Vertreter des westsächsischen revolutionären Prole tariats ist. Heute wissen wir, daß Georg Schumann im antifaschistischen Wider standskampf einer der Funktionäre der kommunistischen Partei war, die in der Illegalität kämpften, viele Opfer für die Arbeiterklasse brach ten und von den Faschisten ermordet wurden. Die Zeitung war, angefangen beim Generaldirektor bis zu einem Teil der Meister und Vorarbeiter, gehaßt. Das geht aus einem Ausspruch nach Erscheinen der Nummer 2 durch den Maurer-Vorarbeiter R. hervor, der sagte: „Wenn ich jetzt bei einem die kommunistische Gesinnung herausbekomme, der fliegt!" Die Zeitung trat auch gegen solche Methoden auf, durch die die Col- ditzer Unternehmer und Direktoren versuchten, bei den Arbeitern die Illusionen zu wecken, daß es ein harmonisches Verhältnis zu ihren Aus beutern geben könne. So heißt es in einer Ausgabe über das Sommerfest des Gesangvereins: „Sonntag, den 1. Juli 1928, hatte der Aktiengesangverein sein Sommerfest, verbunden mit Umzug durch die Stadt. An der Spitze des Zuges marschierten Sangesbrüder mit ihren Ausbeutern." Weiter steht geschrieben: „Es gibt immer mal Bier zu trinken. Jeder darf sogar mit den Herren anstoßen. Ja, so will es Zehe haben. Immer rein in den Gesangverein und werdet schön gemütlich. Wir sagen aber, Arbeiter, heraus aus solchem Verein! Ihr müßt etwas ungemüt licher werden!" Die Nr. 5 befaßt sich mit den Opfern, die der Weltkrieg der Menschheit gebracht hat. In der Nr. 6 wird gegen den Panzerkreuzerbau Stellung