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Ganz anders verhält es sich mit den Flurnamen. Außer dem Namen der Mulde sind Flurnamen erst seit dem 16. Jh. etwas zahlreicher in den urkundlichen Quellen zu finden. Vorher werden lediglich folgende ge nannt: der Lastauer Bach (1285 Loztawe fluvius, (1226) Lozthaha) - ein Grenzstein bei Lastau (1340 Loskensteyn), der Thümmlitzwald (1340 Thy- melycz) — Planitz bei Colditz (1360 Planis) — der Hain bei Colditz (1360 Hayn) — Zschirlbach und Zschirlteich, der spätere Tiergartenbach (1473 74 Tscherlenbach, -teich), 1473 74 ein Schadenbach im Colditzer Gebiet. Es handelt sich also um Namen, die zur Abgrenzung des feu dalen Herrschaftsgebietes oder zur Benennung größerer Besitzstücke erforderlich waren, über bäuerliches Namengut erfahren wir fast nichts. Die systematische Aufzeichnung der Flurnamen begann erst Ende 18. Anfang 19. Jh. Diese Tatsache erschwert einerseits die Erklärung be sonders der stark veränderten, zersprochenen Namen, andererseits ist es aber bei vielen Namen unmöglich, sie zeitlich einzuordnen. Ein Eich berg kann im 13. Jh., aber auch erst im 18. Jh. seinen Namen erhalten haben. Die Benennung Eichberg läßt sich leicht erklären, aber was fan gen wir mit Namen wie Bäurige, Ebelse (Collmen), Bolken (Meuselwitz), Borltzige (Zschetzsch), Krix (Skoplau), Selge (Großsermuth) und ande ren an, die zum Teil niemand mehr kennt, von denen oft niemand weiß, welches Flurstück sie dereinst benannten und von denen meist nur ein einziger urkundlicher Beleg überliefert ist, bei dem nicht einmal fest steht, ob er auch lautlich richtig ist. Wenn freilich — wie meist bei den Ortsnamen, bei den Flurnamen dagegen nur in Ausnahmefällen — ganze Belegreihen vorhanden sind, dann ist es normalerweise leichter, einen Namen zu erklären: So ist die Planitz bei Colditz bezeugt: 1360 Planis, 1500 Plaudnitz, 1529 Plawnitz, 1540 Plaunitz, (zur Wurzel plav- „flößen, schwemmen", wohl „Schafschwemme") - der Thümmlitzwald: 1340 Thymelycz, 1360 Thimelicze, 1368 Tymnucz, 1473 74 Tymnitzer, 1529 Timpnitz, 1535 Timnitz, Timpnitz, 1548 Timpitzer Wald (= „Sumpf gegend"). Doch was soll man mit dem mundartlich Kelchs- oder Kelsberg genannten Berg am Westufer der Mulde bei Colditz anfangen, der 1506 Keiles-, Kelbßberg, 1540 Kelgsberg, 1548 Kels-, Kelgs-, Kelges- (zuuorn einn Weinberg gewest), Kelgennsberg, 1582 Köllß-, Kelß-, Kais-, Kellingsberg heißt. Die älteren Quellen zeichnen meist mehr Mundartformen auf als die jüngeren. So heißt es im Amtserbbuch von 1506 unter anderem: hawe- scheune statt Hofscheune, Hoppenberg statt Hopfenberg, Tymptzer Waldt statt Thümmlitzwald, Die Hartte statt Hart, an Losterbach statt Lastauerbach, Die Breßenbach statt Der Brösener Bach, Die Hainpach statt Der Hainbach, Ein große gartten statt Grasgarten, Eppel statt Äp fel, Weßeplan statt Wiesenplan usw. Ein Teil dieser Mundartformen hat sich dann auch im schriftlichen Ge-