Bisher bezogen die Postmeister außer ihrem festen Gehalt auch Anteile an Bestell-, Postschein- und Personeneinschreibgebühren, Zeitungs provision usw. Im Jahre 1860 wurde dafür ein „Äquivalent" zur Bestrei tung des gesamten Dienst- und Expeditionsaufwandes einschließlich desjenigen für die Unterhaltung des erforderlichen unteren Dienst personals ausgesetzt. Dieses Diensteinkommen des Colditzer Post meisters beträgt nun jährlich 740 Th. Da endlich auch der OPD an der ordnungsgemäßen Unterhaltung der Passagierstuben gelegen war, diese aber in Colditz bald im Posthause, bald in einem Gasthofe unter gebracht war, erschien das Angebot des Restaurateurs Eckardt, am nahen Untermarkt gelegen, hierfür geeignet. Daraufhin wurde das Äquivalent auf 920 Th., 1864 gar auf 1040 Th. erhöht. Doch gerade das „volle Vertrauen", das die OPD in Schomburgk gesetzt hatte, rechtfertigte dieser in seiner selbständigen Stellung nicht. Im Februar 1865 mußte sie ans Fin.-Min. von „groben Dienst- und Ord nungswidrigkeiten" auf schier allen Gebieten seiner Tätigkeit berichten, vom Kassen- und Rechnungswesen gegenüber der OPD und seinen eigenen Angestellten bis zum Landbestellungsgeschäft und der Unter haltung der Passagierstube. Als er sich unter Mißachtung zweier Verweise weiterhin versuchter Unterschlagung eines der Posthalterei zustehenden Guthabens schuldig machte und das öffentliche Interesse gefährdete, war das Maß voll. Da nach Ablauf seines 25jährigen Staats dienstes der Vorbehalt seiner Dienstaufkündigung erloschen war, mußte er vom Dienst suspendiert (25. Mai 1865), das Amt bis auf weiteres unter Administration gestellt und die Sache der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Das Ende war, daß Schomburgk in beiden Instanzen wegen Unterschlagung zu Zuchthausstrafe von 2 Jahren 6 Monaten verurteilt und am 5. Juni 1866 ins Zuchthaus Waldheim abgeführt wurde. Die Vertretung des Postmeisters belief sich mit 115 Th. so hoch, daß der verbleibende Rest der Kaution kaum die Untersuchungskosten deckte. Damit werden die Akten über dem dritten und letzten trüben Kapitel der Colditzer Postgeschichte geschlossen. 4. Postmeister, seit 1872 Postdirektor Heinsius 1866— 1877 Unter den acht Bewerbern um die Postmeisterstelle befand sich, wie schon im Jahre 1849, der Colditzer Posthalter Julius Hermann Clauß nitzer, dessen Posthalterei, bisher der Klasse II zugehörend, gerade im Jahre 1865 in eine Posthalterei I. Klasse umgewandelt worden war, von denen es 38 im ganzen Staatsgebiet gab. Maximilian Heinsius (von Mayenburg), geb. 7. Januar 1818 in Neu- Cunnewitz (b. Lautitz/Löbau), erhielt die Colditzer Postmeisterstelle II. Klasse als „der weitaus dienstälteste Bewerber" am 1. Juli 1866 mit einem Gehalt von jährlich 500 Th. und 1040 Th. Äquivalent. Er war zuerst,