II. Die erste Periode 1698 — 1726: Postexpedition und Posthalterei in einer Hand vereinigt 1. Die Errichtung der „Freiberger fahrenden Post" Die Colditz seit 1698 berührende Linie kam zwischen die bereits beste henden beiden, von Leipzig östlich nach Wurzen—Dresden und süd östlich nach Chemnitz-Annaberg führenden Postkurse zu liegen. Es war ein großes Glück für Colditz, daß es dadurch verhältnismäßig früh Post station wurde. Sonst hätte Colditz das Schicksal zahlreicher Städte, zunächst auch noch das der nahen Amtsstadt Grimma, geteilt, die wie die Dörfer auf die „Briefbestellung nach Landorten" angewiesen waren, nämlich vom nächstliegenden Postorte aus unter Entrichtung des „ordentlichen Botenlohnes", der für jedes Poststück „3 Groschen von der Meile" betrug. Denn unausgetragen blieb schon seit der Anlegung der einzelnen Postlinien kein Brief und kein Paket, falls der Empfänger sie nicht abholte oder abholen ließ. Die neue „ordinari Post", die seit 1698 Leipzig mit der Bergstadt Freiberg verband und — wie damals die meisten Posten — wöchentlich zweimal hin und zurück verkehrte, erhielt die Dienstbezeichnung „Freiberger Post". Sie wurde „auf vielfältiges schriftliches und mündliches Ansuchen" errichtet, natürlich waren dafür ganz besonders wirtschaftliche Gründe maßgebend. Sie wurde zunächst nur mit zwei „Stationen", also Postanstalten mit Posthalterei für Pferdewechsel, bedacht: Colditz und Waldheim. Von den so entstehenden drei Teilstrecken war die mittelste zwischen Colditz und Waldheim nur halb so lang wie die beiden anderen. Die Kurs- und Besoldungsverhältnisse wurden in Kontrakten von einem Bevollmäch tigten des Oberpostamtes (OPA) mit jedem einzelnen der neuen Stationsinhaber geregelt. Denn die Höhe der Besoldung war nicht für alle gleich — es gab noch keine allgemein gültige Besoldungsordnung —, sie richtete sich nach dem Geschäftsumfang und dem für den betref fenden Kursabschnitt nötigen Aufwand. Der Vertrag für die Station Colditz wird am 30. April 1698 mit Herrn Johann Caspar Haugk abgeschlossen. Er hat den Kursteil Colditz- Leipzig zu betreuen, „so in 4 Meilen besteht und nach denen Post säulen auff 9 Stunden abgemessen worden" ist. Diesen Kurs will er wöchentlich zweimal mit einer auf 6 Personen eingerichteten Post- Kalesche „binnen 8 Stunden zurücklegen, unterbleibenden Falls aber vor jede verabsäumte Stunde in Einen Thaler Strafe verfallen seyn". Dazu muß er „3, bei üblem Wetter 4 recht gute, tüchtige Post-Pferde auf seine Kosten anschaffen und mit aller Zugehörung unterhalten und dazu gebrauchen" (nicht etwa zugleich für die Landwirtschaft u. ä.). Als