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Die Freigabe des Tiergartens und der Bau der Colditz-Leisniger Straße Die Freigabe des Tiergartens für den öffentlichen Verkehr geht zurück auf ein Schreiben an das Sächsische Finanzministerium vom 6. Dezem ber 1849.'") Unterzeichner waren: der Rittergutsbesitzer Baumann auf Commichau, der Stadtrat zu Colditz und die Gemeindevorstände von Zschirla, Bockwitz, Meuselwitz, Skoplau, Tanndorf/Maaschwitz, Podel witz, Seidewitz, Kössern, Erlln, Kleinsermuth, Collmen, Zschadraß, Thu- mirnicht, Möseln und Commichau. Der staatlich unterhaltene Hainbergweg sei steil, eng und gefährlich. Mehrfach, so auch kürzlich am 3. Dezember, seien dort Unglücksfälle vorgekommen. Vorgeschlagen wird: das geschlossene Gehege des Tier gartens möge freigegeben und die Unterhaltung der Umfassungs mauer eingestellt werden. Bereits am 21. Januar 1850 äußerte sich das Forstamt Colditz hierzu in einem Gutachten. Es bestätigt, daß der Hain bergweg „höchst gefährlich" sei, und schlägt eine neue Straße vor, die von der Dresdener Straße aus über die Stadtfelder schräg durch den Tiergarten zu führen wäre. /|8 ) In einer Sitzung der Deputation des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Leipzig im „Weißen Hause" '") meint man u. a., es sei „Gelegenheit zu teilweiser vorteilhafter Verwerthung der Thiergartenmauer''. Ein Bericht des Amtshauptmanns v. Carlo- witz 30 ), Rochlitz, wiederholt im wesentlichen den Vorschlag des Forst amtes Colditz. Die neue Straße möchte, von der Colditz-Waldheimer Chaussee abgehend, schief durch die Stadtfelder nach dem Lusthaus teiche verlaufen. Vom 12. Juli liegt dann eine Resolutio, „Berger" unter zeichnet, vor: gegen den Verlegungsbau der Colditz-Leisniger Straße durch den Tiergarten lägen keine Bedenken vor. 51 ) Der Bau begann am 25. August 1851 j2 ) und erfolgte in drei Abschnit ten, die besonders verrechnet sind. Bewilligt wurden 3950 Thaler Kosten für den Bau und Landerwerb. ’’) Zur Festigung der Straße verwendete man Steine aus dem Terpitzscher Bruch, Steine der Mauer — es wurden zwei Steinbrecher beschäftigt — nur zum Bau der Brücke beim Lusthaus teich. Dort haben sich auch, wie man leicht sieht, stärkere Aufschüt tungen nötig gemacht. Der Mauerschutt sollte nach und nach zur Aus besserung der Straße mit verbraucht werden, da die Abfuhr zu teuer sei. v ') Die Gesamtkosten ’’) des Straßenbaus betrugen 3760 Thaler, blieben also (wo kommt das sonst vor?) unter der bewilligten Summe. Nach einem Bericht des Rentamts Colditz 11 ') vom 10. November 1852 war die Straßenverlegung „zur Ausführung gekommmen“, also beendet. Leider fehlt im Colditzer Ratsarchiv der Jähirgang 1852 des Colditzer Wochenblatts, so daß man über Einweihung der neuen Straße und eine etwaige kleine Festlichkeit nichts weiß.