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Rittergutsbesitzer und Pfarrer z. B. haben manches zu klagen und ein zuwenden. 2 ') Es half nichts. Jedenfalls hat der Machtspruch des Kur fürsten die Abtretungen durchgesetzt. Im Sommer 1624 - der 30jährige Krieg hatte die Colditzer Gegend noch nicht berührt — setzte nun ein Mordsbetrieb ein, wie ihn Sachsen seit dem Bau der Augustusburg — auch eins der 7 Wunder des guten Pfarrers Gerber - nicht mehr gesehen hatte und später höchstens bei dem von Hubertusburg noch einmal erlebte. Am Torhaus bei Zschirlo steht auf die neue Mauer bezüglich: „Darzu die Stein so g’schwind sich eingestellet han, daß nur in wenig Sommer Tagn Ein Mauer aufge wachsen schnell von dreytausend Sechshundert Eli." — Aus den vier Ämtern Colditz, Leisnig, Borna und Rochlitz wurden die Fronpflichtigen aufgetrieben, wobei an sich vielleicht noch zweifelhaft sein konnte, ob außer den Leuten des Amts Colditz auch die aus den anderen Ämtern sich gefallen lassen mußten, zum Bau der Tiergartenmauer angesetzt zu werden. Ich weiß aus Aktenabschriften, daß sich beim Bau von Hubertusburg Bauern des Colditzer Amts jahrelang beharrlich gewei gert haben, dabei zu frönen, und höhere Amtspersonen aus Dresden, die ihnen zureden sollten und mit Strafen drohten, mehrere Male unverrichtetersache nach Hause ziehen ließen. Hier, beim Bau der Tiergartenmauer, mußten Bruchsteine, Sand, Kalk und Wasser auf schlechten „Straßen” in zum Teil bergigem Gelände herbeigebracht werden. Wenn auch die Mauer nicht auf die Grenze, sondern um eine Rute weiter einwärts gesetzt wurde, blieb es doch nicht aus, daß Äcker und Wiesen zerfahren und beschädigt wurden. Christoph v. Altmanns- hoffen/Zschirla klagt am 14. Dezember 1624 in einem Briefe an den Amtsschösser über Schaden, der ihm bei der Steinzuführung entstanden sei. Als Trost wird ihm gestattet, zwei Teiche anzulegen, auch erhält er 1300 Ellen Bach. 26 ) Noch am 12. März 1629 J ‘) gibt Hans v. Altmanns- hoffen/Commichau an, es seien seine Wiesen bei Bruch und Zuführung der Steine zur Mauer „sehr deferioriret”. Auf seinen Wunsch bekommt er 795 Doppelschritte eines Bachs, in dem ohnehin die Pferdejungen Fische und Krebse stehlen, auf Widerruf gegen 5—6 g jährlichen Zins überlassen. — Es waren gewaltige Mengen an Baustoffen, die herbei gefahren werden mußten. Da mir Aktenunterlagen nicht vorgekommen waren, habe ich eine Überschlagsrechnung angestellt und als Mindest menge an Baustoffen 4200 cbm gefunden. Umgerechnet auf Gewicht sind das etwa 10 000 t, deren Heranführung mindestens ca. 5000 zwei- spännige Einzelfuhren beansprucht haben wird. Ein Schreiben des Schössers Gundermann vom 30. April 1625 26 ) enthält folgendes: Vom vorigen Jahr ist noch ein Rückstand am Mauerbau, nun soll sie diese Woche „umb und umb fertig sein, bleibet nichts als die Ziegeldecke darauf, welches fast uf die Helffte gebracht und das berappen und