AUS DER GESCHICHTE DES COLDITZER TIERGARTENS Arno Lange über den Colditzer Tiergarten liegt außer vorzüglichen, auf sorgfältiger Ausmessung beruhenden genauen Plänen aus verschiedenen Zeiten so viel Material in den Akten des Landeshauptarchivs Dresden vor, daß man ein ganzes Buch damit füllen könnte. Ich möchte hier nicht noch einmal sagen, was bei Thamm und Bellger schon richtig steht, sondern mich darauf beschränken, einige neue Daten beizubringen und Bekann tes durch Angabe näherer Umstände etwas zu illustrieren, mich auch nicht in Plaudereien verlieren und Loblieder auf unseren schönen Tier garten singen. Was er uns ist, weiß ja jeder Colditzer, und der fremde Besucher wird es bald ahnen. Es genüge, anzuführen, daß der Lock- witzer Pfarrer Gerber in seinem ergötzlichen Buche „Die unerkannten Wohltaten Gottes in dem Churfürstlichen Sachsen" (1717) den Colditzer Tiergarten zu den 7 Wunderwerken des Landes zählt. Daß der Tiergarten sein Dasein und seine früher so reiche Ausgestal tung der Jagdleidenschaft der wettinischen Fürsten verdankt, ist bekannt, nicht hingegen sein Alter. Die Neue Sächsische Kirchen galerie nennt 1589 als Gründungsjahr. 1 ) Nach dem genannten Gerber und Bellger 2 ) soll Kurfürst August den Tiergarten 1554 angelegt haben. Die Angabe wird in der Colditzer Heimatfestzeitschrift von 1926 wieder holt. Thamm schreibt dazu nur: „Anno 1554 ließ Kurfürst August einen Thiergarten mit Planken versetzen" (zit. nach Kamprad). ) Hiernach kann man annehmen, daß der Tiergarten damals schon vorhanden war. Das war auch tatsächlich der Fall, wie aus alten Colditzer Amtsrech nungen im Landeshauptarchiv Weimar hervorgeht. 1544 werden z. B. verbucht 4 Schock 10 Groschen 8 Pfennige für Plankenarbeiten und 4 Sch 11 g 8 Pf für Arbeiten am Wildbrethäuslein. 4 ) In der Jahres rechnung 1541 steht unter den Ausgaben: 9 g 6 Pf „vor ein starck fhür- legeschloß und einen Anwurf zum Thiergarten am Hainbergthor" und: Urban Teichmann und Valten Klaus erhalten Lohn für Arbeit an den Röhren im Tiergarten, auch werden Ausgaben für Plankenarbeit, Heu machen, Krippen und Raufen genannt, Wildbret sei in die Weißenburg gesprungen. 5 ) In der Rechnung 1538/39 steht: „6 g Adam Libernickel ist rings umbn thiergarten gangen und die wandelbaren (d. h. schadhaften) ortter vorpfehlt, dorüber 4 tage zcu gebracht" und „V/2 g vor eine metze saltz hat Caspar Ludewigk ob warttunge des wildes im gartten underm hafer über winther vorbraucht". 6 )