heutige Flurumfang erreicht. Zwar lagen innerhalb der Flur noch einige Gebäude und Flurstücke, die dem Rat nicht unterstanden, wie etwa die Mühle, die erst im 19. Jh. in Privatbesitz überging, vorher aber Amtsmühle war, der Tiergarten, der später als Forst Colditz-Tiergarten den Staatsforsten zugewiesen wurde, und auch die Teiche und Bäche, deren Nutzung vom Amt vergeben wurde, sowie der Besitz der Kirche. Bereits 1554 wurde das zum Schloß gehörige Vorwerk aufgelöst und dessen Besitz an Feldern, Gärten und Wiesen zur Stadtflur geschlagen. 1506 wird an zum Vorwerk gehörigem Land unter anderem aufgeführt: 4 legende gründe (= feste Grundstücke): Ein große gar- tten — Ein Bawm gartten mit Eppeln vnd Kirsch- bowmen — Ein gartte die blanken gnant mit blan- cken vorblanckt- Ein Crawthvnd Crettzelant- Ein Hoppenberg... vnder der leytte — Ein Weßeplan — Etzliche vil Birn vnd Eppel Junge gepfropfe bawme / Arthacker zum forberge: das feit Cle mens acker gnant... zehent dem fruemesser (= Früh- meßner) - das feit vnder dem Kellesberge — das feit hinder der pfarkirche. Hier zeigt sich, daß vor allem der Gartenbau Hauptanliegen des Vorwerks gewesen war. So reichte der beträchtliche Landbesitz aus, um Ackerbau zu treiben und Vieh zu halten. Das war in den unsicheren Zeiten vom 16. Jh. an für die städtische Siedlung sehr wesentlich, weil sie einerseits selbst dann noch Reserven schaffen konnte, wenn sie vom Hinterland abge schnitten war, andererseits aber nicht primär als Handwerker Tätigen Arbeit gab. Zugleich ergab sich daraus natürlich auch eine Belebung anderer städtischer Handwerke, so der Schmiede, Sattler, Stellmacher usw. Diese Umstrukturierung im sozialen Gefüge der Stadt führte zwar nicht zu einem grundlegenden Wandel, denn Colditz nahm durchaus nicht den Charakter einer Ackerbauernstadt an wie etwa Nerchau und Mutzschen, aber die stärkere Eigenständigkeit, gegründet auf umfäng lichen Landbesitz, trug doch wesentlich zur Stabilisierung des wirt schaftlichen Gefüges bei. Auch in der Neuzeit kam Colditz diese Ausweitung des Flurumfangs zugute, indem einmal die hier lagernden Bodenschätze genutzt werden konnten, zum anderen aber auch für den Wohnungsbau und für neue Fabrikanlagen genügend Raum vorhanden war und ist.