der günstigen Rohstofflage keine großartige Aufwärtsentwicklung erlebte. Zeugnisse eines Handels mit Fertigwaren über die eigene Stadt hinaus konnten bislang nicht beigebracht werden. Als zu Beginn des 18. Jh. mit der Erschließung der Tonvorkommen in großem Maße begonnen wurde und ein verhältnismäßig starker Export von Ton begann, war das Töpferhandwerk in Colditz wohl schon im Aussterben begriffen. — Die Vorstadt vor dem Schultore hat ihre eigene Geschichte, da hier im Laufe der Zeit einige Gebäude errichtet wurden, die inner halb der Stadt keinen Platz hatten oder haben sollten: das Armenhaus, auch Spittel genannt, das auch als örtliche Krankenstube genutzt wurde. Außerdem wurden hier die meisten „unehrlichen" Gewerbe ansässig. Der Rat schuf sich mit dieser Vorstadt die Möglichkeit, unentbehrliches, aber in der Stadt selbst nicht erwünschtes oder dort nicht mehr unter zubringendes Personal seßhaft zu machen. Die 1638 hier erwähnten vier Leineweber sind kein Gegenbeweis. Eine Frage, die bei der Betrachtung der Verhältniszahlen auftauchen könnte, soll abschließend kurz erörtert werden. Es ist ganz offensichtlich, daß die Zuwachsraten der einzelnen Vorstädte ungleichmäßig sind. Man könnte versucht sein, dahinter wirtschaftliche Gesichtspunkte zu vermuten. Doch spielen hier andere Dinge stark mit herein. Die geo graphischen Gegebenheiten allein können auch nicht ausschlaggebend sein, denn Nikolaivorstadt und Badervorstadt liegen im Hochwasser bereich der Mulde. Am stärksten bedroht ist dabei die Badervorstadt, andererseits lag sie aber an dem durch den Bau der Brücke begün stigten Übergang über die Mulde. Ihr überdurchschnittliches Wachstum im 16. Jh. hängt mit der Ausdehnung der Stadt auf das westliche Ufer zusammen. Im Jahre 1638 lagen von den 89 Häusern bereits 39 über der Mulde, davon waren allerdings 21 wüst. Wenn man diese 39 von der Gesamtsumme abzieht, kommt man ungefähr auf die Zahl des Jahres 1595. Die Ausdehnung auf das Westufer der Mulde hatte noch andere Vorteile. Die dort ansässigen Bewohner hatten nämlich nicht die Wassersorgen zu teilen, die auf den Leuten östlich der Mulde lasteten. Sie bezogen ihr Wasser von einer Quelle am Hartenstein und am Lausicker Berg. Wie schwierig die Wasserversorgung war, läßt sich auch daraus erkennen, daß um die Mitte des 16. Jh. sogar die Töpfervorstadt aus der städtischen Wasserversorgung herausgelöst wurde und sich eine eigene Wasserstelle bauen mußte, zu der ihr der Rat alles erforderliche Material lieferte. Hatten zunächst innere Stadt, Nikolaivorstadt und Töpfervorstadt ein gemeinsames, durch Quellen am Terpitzscher Berg und auf der Planitz am Töpelsberge gespeistes Versorgungssystem gehabt, mußte durch das Anwachsen der Bevöl kerung — und vielleicht auch durch trockene Jahre — nun nach neuen Möglichkeiten gesucht werden.