14 sich, besonders durch die Fortschritte der Naturwissen schaft hervorgerufen und gefördert, neben jenem Huma nismus der Realismus. Friedrich August Wolf trat als der Retter des durch diese neue Richtung gefährdeten Humanismus auf. Seine grossartige wissenschaftliche und pädagogische Thätigkeit besonders in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts machte ihn zum Neuorganisator der klassischen Philologie, der humanistischen Studien und zugleich zum Begründer des modernen Gymnasiums. Da aber durch ihn der Christianismus des alten Gymna siums in den Hintergrund gedrängt und gegen den Rea lismus der Schulen auf das schroffste Front gemacht wurde, musste seine Wirksamkeit auf anderer Seite um so mehr Opposition hervorrufen. Es begann nach den politischen Freiheitskämpfen recht eigentlich der Kampf zwischen Christianismus, Humanismus und Realismus, der dann dadurch, dass auch die Medicin für die Gesund heit der Schüler in die Schranken trat, nur noch ver wickelter werden musste. Seit dieser Zeit begegnen wir denn in dem höheren Schulwesen Reformplänen der ex tremsten Art. Die einen führen Mathematik und Natur wissenschaft in den Lehrplan des Gymnasiums mit einer Stundenzahl ein, die ihnen seihst die heutige Realschule nicht überall gewährt. Die anderen schliessen das zweite jener Fächer wegen seiner Gefahr für den reinen Huma nismus vollständig aus. Aus jenem Streit geht mit Noth- wendigkeit hervor, dass die Gymnasien den Forderungen der Zeit nicht mehr genügten, und aus jenen Versuchen, dass sie denselben sämmtlich, ohne ihrem ausgesprochenen eigentlichen Berufe untreu zu werden, auch nicht genügen konnten. Um so mehr wuchs denn die Zahl der im vorigen Jahrhundert ins Leben getretenen Realschulen und um so nachdrücklicher machten diese auch Rechtsansprüche geltend.