I. Das Löthrohr. Das Löthrohr gehört zu denjenigen unentbehrlichen Hülfs- mitteln, welche der Chemiker im Laboratorium, der Mineralog zur Prüfung und Bestimmung von Mineralien und der Berg- und Hüttenmann zur Untersuchung der Erze und Hüttenprodukte gebraucht. Die früheste Andeutung von dem Gebrauche einer solchen Vorrichtung zu wissenschaftlichen Untersuchungen giebt Erasmus Bartholin in seiner im Jahre 1670 erschienenen Abhandlung über den isländischen Doppel- spath, wo S. 4 erwähnt ist, dass dieses Mineral vor dem Löthrohre zu Kalk gebrannt werde (Quippe, cum frustulum hujus crystalli, flammae lam- padis, per fistulam, qua vitra hermetice occluduntur, animatae, admoverem; mox animadverti redigi in calcem similem calci vivae etc.). Der Nutzen eines derartigen Hülfsmittels wurde ohne Zweifel schon damals eingesehen, denn in dem 9 Jahre später erschienenen Werke von J. Kunckel, Ars vitraria experimentalis II. Th. S. 67 wird angeführt, dass ein zum Glas blasen eingerichteter Tisch einem Chemiker zu vielen Dingen nützlich sei; z. B. dürfe man nur, um einen Metallkalk zu probiren, eine Kohle aus höhlen, denselben darein thun und mittelst der Flamme eines starken Lampen lichts darauf blasen. Als einer der Ersten, welche auf die zweckmässige Anwendung des Löth- rohrs bei chemischen und besonders docimastischen Versuchen hingewiesen haben, ist ebenfalls ein Deutscher, Johann Andreas Cramer, zu nennen. Derselbe empfiehlt in seinen 1739 zuerst erschienenen Elementis artis doci- masticae das Löthrohr, welches nach ihm aus Kupfer gefertigt und an seiner Krümmung mit einer hohlen Kugel versehen sein soll, um die beim Blasen entstehende Feuchtigkeit zurückzuhalten, zum Schmelzen kleiner Stücke Metall oder zur schnellen Prüfung anderer Körner in kleinen Mengen. Da das Blasen mit dem Munde beschwerlich schien, so stammen aus jener Zeit schon Vorschläge, statt eines einfachen Löthrohrs sich künst licher Blasapparate zu bedienen. Eine ganz besondere Beachtung erlangte das Löthrohr in Schweden, so dass dieses Land eigentlich als die Wiege der Löthrohrprobirkunde be trachtet werden muss. Man findet dort von der Mitte des vorigen Jahr hunderts an bis in die erste Hälfte des jetzigen eine Reihe ausgezeichneter Männer, welche sich viel ' mit Löthrohrversuchen beschäftigten und dieses Instrument als ein wesentliches Hülfsmittel bei ihren mineralogischen und chemischen Arbeiten ansahen. Ausser Rin man und v. Sw ab, welche Plattner, Probirkunst. 6. Aufl. |