Analytischer Theil Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns, sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes
Vorwort zur achten Auflage. Ais ich die Bearbeitung der vorliegenden achten Auflage übernahm, war mir sogleich klar, wie ich mich dieser Aufgabe gegenüber im All gemeinen zu verhalten habe. Der Beifall, dessen Neuhauer’s Werk hei Chemikern und Aerzten teilhaftig wurde, lehrt, dass das Buch in seiner bisherigen Einrichtung das wirklich darbot, was man von ihm erwartete. Es erschien mir daher nothwendig, Plan und äussere An ordnung desselben beizubehalten; aber der reiche Zuwachs an Thatsachen, deren sich die Chemie des Harns seit dem Erscheinen der letzten Auf lage zu erfreuen hatte, liess es ohne Gefährdung der Uebersichtliclikeit nicht mehr thunlich erscheinen, das Neue dem Alten einfach anzureihen, sondern nöthigte zu einer umfassenderen Neugestaltung. Es haben dementsprechend die meisten Abschnitte umgearbeitet und andere neu aufgenommen werden müssen. Eine wesentliche Erweiterung oder Umgestaltung haben so erfahren u. A.: die Methoden der Bestim mung des Harnstoffs nach Liebig und nach Knop, die der Bestimmung der Harnsäure, des Chlors, der Schwefelsäure, des Eisens; die Bestimmung des Säuregrades liess sich auf eine neue rationelle Basis zurückführen. Der Beschreibung der verschiedenen, im Harn auftretenden Eiweisskörper und ihrer anscheinend so schwer fasslichen, im Grunde aber einfachen Reactionen habe ich einen grösseren Raum gewidmet, als es in den früheren Auflagen der Fall war; ich hoffe damit für die Erkenntniss und Unterscheidung dieser Substanzen eine Erleichterung herbeigeführt zu haben. Von den Bestandteilen des Harns, welche neu beschrieben worden sind, mögen erwähnt werden die Aetherschwefelsäuren der Phenole und verwandte Verbindungen, die aromatischen Oxysäuren und der Rhodan wasserstoff. Auch der bisher nicht berücksichtigten Kynurensäure habe ich einen Platz angewiesen. Da neuere Untersuchungen dem Vorkommen des Fruchtzuckers im Harn grössere Aufmerksamkeit zugewendet, sowie in dem Milchzucker und in dem Dextrin zeitweilige Bestandteile des Harns erkannt haben, so hat auch die Beschreibung dieser Substanzen Aufnahme gefunden. Zu den Bestimmungsmethoden sind als neu hinzu gekommen die des Stickstoffs nach Dumas und nach Varrentrapp- Will, als unentbehrliche Grundlage der Stoffwechseluntersuchungen, die