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Gesetzentwurf betreffs Errichtung der obligatorischen Innung machen werde. — .Caprivi-Brot", halb Roggen, halb Wei len, gab eS bereits am Montag beim AuSmarsch der Truppen ans Berlin zum Manöver. Dasselbe ist halb so groß wie das frühere und wird alle 2, statt wie bisher alle 4 Tage geliefert, da eS zu schnell trocknet. ES schmeckt angenehm süß. Der Marktpreis beträgt 35 Pfennige. — In der Nacht zum 22. August ist in Straß burg der im sächsische» Infanterieregiment Nr. 105 dienende Soldat Arthur Friedrich Bogel aus Schede witz bei Zwickau, Soldat auf Posten, von seinem 'Nebenposten erschossen worden. ES soll sich dabei um ein Anrufen handeln, auf welches keine Antwort erfolgte. — Frankreich, lieber einen merkwürdigen Straßenkrawall, der in Rücksicht auf die gegen wärtige große Freundschaft zwischen Frankreich und Rußland ganz unerwartet kommt, wird aus Paris berichtet: Einige Personen stimmten am Sonntag Abend auf dem Quai Voltaire den Ruf an: „Nie der mit Rußland!" Sofort sammelten sich etwa 100 andere um dieselben und stimmten in den Ruf ein. Als die Polizei einschritt, kam es zu einem kleinen Krawall. Schließlich wurden die Schreier auseinander getrieben. — Dänemark. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind mit dem Großfürsten-Thronfol- ger und den übrigen Mitgliedern ter kaiserlichen Familie, sowie mit der Königin von Griechenland und deren Knaben auf dem Seewege »ach Dänemark abgereist. Die Ankunft in Kopenhagen erfolgte am Montag Mittag. Der offizielle Empfang war ein äußerst herzlicher. Die Beteiligung der Be völkerung an dem Empfang war eine sehr geringe; die Stadt hat, abgesehen von einigen beflaggten Häusern, das alltägliche Gepräge. — Rußland. Die „Köln. Ztg." meldet aus Petersburg: Gut unterrichtete Hoskreise erzählen als Thatsache, die Kaiserin sei vollständig für den möglichst engen Anschluß an Frankreich. Ihr Einfluß sei wesentlich mitbestimmend bei der schwer erwirkten Annäherung des Zaren an Frankreich gewesen. In dieser Angelegenheit, bei der namentlich Herr von Mohrenheim eine große Rolle spielte, habe die Zarin mehr als geborene dänische Prinzessin als Zarin ge handelt und die Zusicherung Frankreichs zu einer Verständigung vermittelt, wonach bei einem glücklichen, durch Rußlands Hilfe beendeten Kriege mit Deutsch land die Rückgabe Schleswigs an Dänemark erfolgen solle. (?) Die Berufung von Mohrenheim's stehe mit diesen Verhandlungen in Verbindung. Loeale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. August. Gestern ist auf hiesiger Flur in der Nähe des Schießhauses mit dem Roggenschnitt begonnen worden. In Rücksicht auf die ungünstige Witterung dieses Sommers ist bei unserer Höhenlage der Beginn der Getreideernte noch ein frühzeitiger zu nennen. Die richtige Vollreife hat der Roggen hier zur Zeit jedoch noch nicht. — Eibenstock. Ein Ueberfall, wie er kaum schlimmer gedacht werden kann, ist Sonntag Abend 9 Uhr von einer großen Rotte roher Burschen dicht beim Dorfe Wildenthal an zwei harmlosen Spa ziergängern verübt worden. Ein hiesiger König!. Be amter, mit seinem 18jährigen Sohne von einem Spa ziergange aus Hirschenstand zurückkehrend, hielt Abends 0,^9 Uhr im Gasthofe zu Wildcnthal noch kurze Ein kehr. Bald nach dem Aufbruch von da wurden beide von einer größeren Anzahl roher Burschen verfolgt, die zunächst die gemeinsten Schimpfworte und Droh ungen ausstießen und schließlich zum Angriff mit Stöcken und Knütteln re. übergingen. Nur kurze Augenblicke vermochte der Zuruf der Angegriffenen, daß man von dem Revolver Gebrauch machen würde, dafern sie ihre Bersolgung nicht aufgeben sollten und 3 abgegebene Alarmschüsse, die Angreifer zurückzuhal ten, sie setzten mit Geschrei, Flüchen und Steinwürfen ihren Angriff fort und der sich hierauf weiter ent wickelnde Ueberfall kam zum Stehen und die Ange griffenen, denen die als Schußwaffe dienenden Schirme bald zerschlagen und entrissen wurden, waren nun mehr der rohen Wuth von gegen 16 Angreifern preis gegeben. Unmenschliche Schläge fielen jetzt auf die 2 Opfer nieder, von denen einige dem Herrn Be amten bedenkliche, stark blutende Wunden auf dem Kopfe verursachten. Auf ernsten Vorhalt des rohen UebersalleS lösten sich aus dem Knäuel 3 Mann los, die nunmehr den Angegriffenen beistanden und sie ein Stück Wege» heimwärts begleiteten. In Eiben stock ««gekommen, wurde sofort ärztliche Hilfe in An spruch genommen und Anzeige erstattet. — Anlaß zu diesem wohlvorbcreiteten Ueberfall konnte nur der Umstand gegeben haben, daß von dem gedachten Be amten kurz vor seiner Einkehr in Wilventhal eine ihm auf offener Straße ohne jede Veranlassung von einem halbwüchsigen rohen Burschen zugefügte Be leidigung augenblicklich gerügt werden war. Die An greifer sehen ihrer wohlverdienten Strafe entgegen, da die Untersuchung sofort eingelcitet ist und bis jetzt schon 9 von den Thätern beim Königl. Amts gericht Eibenstock eingeliefert worden sind. — Schönheide. Vergnügungsreisenden diene zur Nachricht, daß gegenwärtig der Prinz Georg- Tburm auf rem Kuhberge unbesteigbar ist, da die Treppe zum ersten Stockwerk des Holzbaues fehlt. Hoffentlich wird der geplante Bau eines Steinthur- mes recht bald ausgeführt, damit in nicht allzulanger Zeit die herrliche Aussicht von gedachtem Punkte wie der erschlossen wird. — Dresden. Nach Rückkehr von den öster reichischen Manöver» wird Se. Majestät der König neuesten Bestimmungen zufolge de» Kaisermanövern in Erfurt beiwohnen. — Dresden. Die „Dr. Nachr." veröffentlichen nachstehende ihnen übersandte Zuschrift: In wenigen Wochen, Mittwoch, 23. September, feiert Deutschland den hundertjährigen Geburtstag des Helden jünglings Theodor Körner, der nächst Schiller dem Herzen der deutschen Jugend wohl am nächsten steht. Denn in ihm vereinigte sich mit dem idealen Schwung Schillers, dem er nach dem Maße seiner jugendlichen Kraft begeistert nachstrebte, eine glühende Liebe für sein geknechtetes deutsches Vaterland, für das er Alles: seine gesicherte, ehrenvolle Stellung als Theaterdichter an dem Wiener Burgtheater, das Glück seines jungen Brautstandes, seine Sicherheit in dem eigenen sächsischen Heimathland, in die Schanze schlug, für das er, „zugleich ein Sänger und ein Held" als Adjutant des Lützow'schen Freikorps sein Herzblut verspritzte. Welches Volk der Erde kann seiner Jugend ein gleiches ebenso rührendes als begeisterndes Vor bild vor Augen stellen? Das ganze Alterthum der Griechen und Römer mit all' seinen gefeierten Helden hat keine Gestalt eines für sein Vaterland gefallenen Sängerheldcn aufzuweisen, die aus das Herz der deutschen Jugend einen gleich tiefen Eindruck hervor bringen könnte. Und an den deutschen Schulen soll diese lOOjährige Geburtstagsfeier Körners unbeachtet vorübergcheu? Wohl hört man an manchen Orten, daß Turn- und Gesangvereine den Tag gebührend feiern werden. Aber noch nirgends hat etwas von der Vorbereitung von Schulfeierlichkeiten verlautet. Und doch sollte cs wahrlich in allen deutschen Landen keine Dorfschule geben, in der nicht an diesem Tage die Heldengestalt Theodor Körncr's den Kindern vor die Seele geführt würde. Und nun gar unsere höheren Schulen! Fühlen sie sich nicht in erster Linie ver pflichtet, das Andenken des Sängerhelden heilig zu halten? Oder wollen sie etwa durch ein recht augen fälliges Beispiel den schweren Vorwurf unseres Kaisers bewahrheiten, daß es ihnen an der nationalen Grund lage fehle? Haben sie doch, Gott sei's geklagt, schon vier Mal ihre Gleichgiltigkeit bewiesen, als sie die 100jährigen Geburtslage der übrigen Sänger der Freiheitskriege: Arndt'S (1869),Schenkendorf's (>883), Uhland's (1887), Rllckert's (1888) wohl ziemlich all gemein mit Stillschweigen übergingen. Und vor Allem die sächsischen höheren Schulen! Sollten sie es wirklich nicht für der Mühe werth halten, einen der besten und edelsten Söhne des Sachsenlandes gebührend zu feiern? Es wird in der Thal hohe Zeit, hierüber Gewißheit zu erlangen, denn zu einer würdigen Feier gehören auch würdige Vorbereitungen, damit das Lebensbild des Sängerheldcn, damit seine ewig jungen VaterlandS-Lieder, damit seine durch Carl Maria von Weber's herrliche Melodieen unsterblich gewordenen Schlachtgesänge von „Lützow's wilder verwegener Jagd", „Vater, ich rufe Dich", „Du Schwert an meiner Linken" die Seelen der Jugend packen, wie sie einst die Jugend von 1813 gepackt und bis zum fröhlichen, seligen Schlachtentod begeistert haben. — Leipzig. Zu den sehr seltenen Fällen ge hört cs, daß einer deutschen Militärkapelle ein Mu siker mit der Bestimmung zugetheilt wird, bei der selben als Einjährig-Freiwilliger seine Militär pflicht abzuleisten. In dieser Lage befindet sich zur Zeit die Kapelle unseres heimischen Infanterie-Regi ments Nr. 107, bei welcher auf Grund einer Aller höchsten Kabinetsordre demnächst der in künstlerischen und anderen Kreisen schon recht vorteilhaft bekannte junge Pianist Herr Rud. Zwintscher, Sohn des Herrn Bruno Zwintscher, Lehrer am hiesigen Conservatorium als Einjährig Freiwilliger und außeretatmäßiger Mu siker demnächst eintritt. — Auö Chemnitz schreibt das „Chemn. Tgbl." unterm 24. August: Wie uns aus verschiedenen Orten mitgetheilt wird, ist auswärts das Gerücht verbreitet, in Chemnitz habe dieser Tage ein großer Tumult stattgefunden, welcher das Einschreiten des Militär« nothwendig gemacht habe. ES ist geradezu unerklär lich, wie dieses Gerücht entstehen konnte, da erfreu licherweise weder hier noch in einem Orte der Um gebung ein Vorkommniß zu verzeichnen gewesen ist, das auch nur den Gedanken an eine derartige Maß regel hätte aufkommen lassen können. — Plauen i. V. An der hiesigen Königl. In dustrieschule ist eine Abtheilung für Fabrikan ten errichtet worden; dieselbe soll Anfang Oktober eröffnet werden. Der Unterricht in derselben umfaßt Technik der Weberei, Technik der Stickerei und Zeich nen und wird in je drei Abendstunden wöchentlich ertheilt. — Plauen i V. Am Sonnabend herrschte un ter den Besuchern deS Kartoffelmarktes eine große Aufregung, und nicht mit Unrecht. Schon „ ganz zeitig in der Frühe liefen Händler den Land- wirthcn, die auf den Markt Kartoffeln zu fahren willens waren, entgegen und redeten denselben ein, die Preise für Kartoffeln seien heute 40 und 45 Pf. für 5 Liter. Thatsächlich stellten sich nun die Preise so hoch wie angegeben. Die Käufer, welche das un moralische Vorgeben der betreffenden Zwischenhändler erfuhren, waren über dieses Gebühren sehr unwillig, ja die ganze Stadt ist, soweit die Thatsache bekannt wurde, in großer Aufregung. Die Sache ist von den den Markt besuchende» Käufern zur Kenntniß deS Stadtrathes und der Polizei gebracht worden. — In der Nacht zum Sonnabend hat sich auf dem unteren Bahnhofe in Plauen i. V. bezw. in dessen Nähe eine Geschichte zugelragen, die bei allem Ernst, der ihr anhaftek, die Lachmuskeln reizt. Von Ostfriesland kamen zwei Wagen mit Rindern an. Beim Ausladen wurde eine Kuh scheu; sie warf alles, was ihr in den Weg kam, um, rannte dem von Weischlitz kommende» Zug entgegen, fuhr nut den Hörnern unter die Maschine und wurde von dieser, ehe der Zug zum Halten gebracht werde» konnte, ungefähr 3 Wagenlängen nach rückwärts geschoben, dabei fürchterlich brüllend. Als der Zug hielt, kroch das Thier unter der Maschine hervor und verfolgte die zum Einfaugen auSgesandten Leute; ein Bahn wärter flüchtete auf den Sigualmast, drei andere Per sonen reiteten sich auf einen Baum. Die Kuh be lagerte die 4 Personen zwei Stunden lang; bei jedem Versuche, den die Leute machten, herabzukommen, zeigte sich die Kuh wie ein wüthender Kettenhund. Nach reichlich zwei Stunden gab vas Thier die Be lagerung auf; cs rannte nach der Leuchtsmühle zu und ertrank dort in einem Tümpel. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. Kurz nachdem die „Deklaration" von Pillnitz abgeschlossen war, machte der französische Emigrant Graf d'Artois diese preußisch-österreichische» Abmachungen bekannt, am 27. August 1781. Er leistete damit König Ludwig XVI. den denkbar schlechtesten Dienst. Denn in dieser Deklaration befand sich am Schlüsse ein Satz, der schwere Drohungen gegen Frankreich enthielt und den Krieg in nahe Aussicht stellte. Das Schrift stück wurde in Frankreich gerade bekannt, als König Ludwig die neue Verfassung beschwor und da Graf d' Artois in einem Nachsatze den König von vornherein an seinen Eid nicht ge bunden erklärte, wurde das Vertrauen zu der Person des Kö nigs gerade in dem Augenblicke erschüttert, wo es gefestigt werden sollte und konnte. Die Ungeschicklichkeit und der Ueber- muth der Emigranten haben das Ende Ludwig XVI. beschleu nigt, wenn nicht veranlaßt. 28. August. Am 28. August 1879 nahmen die Engländer unter Lord Chelmsford den König der Zuius Cetcwavo gefangen. Damit war der „große" Krieg gegen die Zulukaffern zu Ende. Es war nicht sehr gefährlich mit diesem Kriege; denn wenn der Zulukönig auch ein ganz tüchtiges Heer von 40,000 Mann ausgerüstet und den Engländern cntgegengcstellt hatte, so konnte doch diese wilde Gesellschaft auf die Dauer nicht den europä ischen Waffen und Soldaten Stand halten. Der gefangene König wurde nach Capstadt gebracht, später aber wieder in seine Herrschaft unter englischer Oberhoheit eingesetzt. Schwarz- und Weißbrot». Die abnormen Verhältnisse des GetreidemarkleS bringen es mit sich, daß vielfach das Roggcnbrod dem Weizenbrode weichen muß. Für Diejenigen, welche sich an das Roggcnbrod gewöhnt haben, ist der be vorstehende Umschwung ein in gewisser Beziehung schmerzlicher, denn das Roggenbrot! hat etwas derb Wohlschmeckendes, das dem etwas nüchterneren Weizen- brod fehlt. Deshalb hat das Roggcnbrod den Rus, besonders „kräftig" zu sein. Wenn man das Roggen- und Weizenbrod mit einander vergleichen sollte, so könnte man sagen, jenes schmecke voll und dieses etwas ausgekocht. Es hat im Geschmack mitunter eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Suppenfleisch, aus dem die „kräftige" Brühe gezogen ist, so daß cs dem Ueberbleibsel natürlich an „Kraft" fehlen muß. Leider muß den Schwärmern für die sogenannte „kräftige" Bouillon gesagt werden, daß sie sich gründlich täuschen, daß sie, vom Geschmack derselben bestochen, ihr Eigen schaften zuschreiben, welche sie thatsächlich gar nicht hat. Kocht man Fleisch zu Bouillon, so geht aller dings das dem Fleische den Geschmack Verleihende, nämlich die Salze, in die Bouillon über, so daß der Verlust des Fleisches an Schmackhaftigkeit einer be sonderen Erklärung nicht bedarf. Damit ist aber nicht gesagt, daß die Bouillon nun wirklich die „Kraft", d. h. die Nährstoffe enthält. Das ist durchaus nicht der Fall. Die Bouillon ist ein gewiß sehr schätzenS- werkheS Genußmittel, hat deutliche wohlthuende Wirkung auf die Muskeln, ein Nahrungsmittel im eigentlichen Sinne aber ist sie nicht, denn von der Kraft des Fleisches, den Eiweißstoffen geht nur ein sehr geringer Theil, etwas mehr als fünf Prozent, in die Bouillon über. ES bleiben mithin in dem „kraftlosen" Suppen fleische sage und schreibe 95 Prozent des auSnutz- baren Eiweißes zurück, so daß also der Braten an Nährwerth, von dem Geschmacke abgesehen, nur nm 5 Prozent voraus ist. Ein ähnliches Mißverständniß in Bezug auf die sogenannte Kraft herrscht, wie der „B. B.-C." auS- führt, bei der Beurteilung des Brodes im allge meinen. DaS Roggcnbrod mit seiner wohlschmeckenden Rinde, seinem Reichthum an Salzen wird als da»