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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint ei 1 Abonnement Bezirk des Amtsgerichts Clbenßock ZiZZL sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Amgevung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ——— »8. 1OL. Donnerstag, dm 27. Angnft 18V1. Bekanntmachung. In Ausführung des Gesetze« über die JnvaliditätS- und Altersversicherung sind für den Bezirk der Stadt Eibenstock auf Grund von 8 13 des Statuts der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen Herr TIiNIer, Schmiedemeister und Stickmaschinen ¬ besitzer hier »nd Herr Sticker hier, als Vertrauensmänner, Herr »i-sinSt Kaufmann hier und Herr LanII Klempnergehilfe hier als deren Stellvertreter auf die Zeit bis zum I. Oktober 1895 vom Vorstande der Versicherungsanstalt bestellt worden. Eibenstock, am 20. August 1891. Der Stadtrath. »i-. Körner. Wsch. Bekanntmachung. Nachdem der Stadtrath mit Zustimmung der Stadtverordneten beschlossen hat, nach Befinden für die Rathsexpeditionen anderwcite Räume zu beschaffen und das ganze Rathhausgrundstttck nebst Zubehör zum Betriebe der Gastwirth- schäft auf neun Jahre zu verpachten, wird da« Hütet z«M Rathhaus mit Rathskeller zu Eibenstock im Anschluß an die Bekanntmachung vom 23. vorigen Monats hiermit anderweit zur Verpachtung an den Meistbietenden ausgeschrieben. Das Hütet wird nach vollständiger Einrichtung außer dem Gastzimmer und Speisesaal im Erdgeschoß achtzehn in der Hauptsache bequem gelegene Frem denzimmer und im I. Stockwerk einen größeren, zur Veranstaltung von Festlichkeiten geeigneten, neu dekorirten Saal enthalten. Zur Entgegennahme von Angeboten wird für Montag, den 14. September, Nachmittags 3 Uhr im Rathhaussaal zu Eibenstock hiermit Termin anberaumt. Die Pachtbedingungen liegen an Rathsstelle zur Einsicht aus, können auch vorher gegen Einsendung von 1 Mk. 80 Pf. Schreibgebühr abschriftlich von da bezogen werden. . , , Eibenstock, den 25. August 1891. Der Stadtrath. »r. Körner. Die rückständigen Communanlagen und Schulgelder auf 1891, so wie dergl. ältere Reste sind bei Vermeidung des gerichtlichen Zwangsverfahrens nunmehr sofort zu bezahlen. Gleichzeitig wird der pünktlichen Einzahlung des dritten Termins am 1. Septbr. n. c. entgegen gesehen. Schönheiderhammer, den 20. August 1891. Der Gcmeiuderath daselbst. Wegcsperrung. Der von Sosa nack Wildenthal und Auersberghäuser führende EommunicationSweg wird wegen Herstellung einer Brücke über die kleine Bockau in der sogenannten Zufahrt vom 28. ds. Monats bis mit 4. Septbr. für den Fährverkehr gesperrt. Sosa, am 24. August 1891. Der Gemeindcrath. Gläser, Gemeindevorstand. Von Moltkes Denkwürdigkeiten ist soeben der „dritte" Band erschienen; die beiden ersten sollen später herauskommen. Der vorliegende Band umfast die Geschichte des deutsch-französischen Krieges, welche der nun Verewigte vor vier Jahren geschrieben hat. Wie in der Spezial-Vorrede gesagt ist, hätte Feldmarschall Graf Moltkc sich gelegentlich geäußert, daß die vom Generalstabe hcrausgegebenc Geschichte des Feldzuges für die große Menge der Leser zu dctaillirt und zu fachmännisch geschrieben sei und daß man sie einmal auszugsweise umarbeitcn müsse. Diese Umarbeitung ist es, der sich der Felv- marschall unterzogen hat. Das Ziel, welches sich Graf Moltke, ein Meister in der Kunst klarer Dar stellung, gesteckt hat, ist vollständig erreicht worden. Für den Laien ist jetzt die Geschichte des Krieges von 1870/71 geschrieben. So manche Wahrheit enthält gleich die Einleitung, von der wir hier einige Sätze wicdergeben: „Es sind vergangene Zeiten, als für dynastische Zwecke kleine Heere von Berufssoldaten ins Feld zogen, um eine Stadt, einen Landstrich zu erobern, dann in die Winterquartiere rückten oder Frieden schlossen. Die Kriege der Gegenwart rufen die ganzen Völker zu den Waffen, kaum eine Familie, welche nicht in Mit leidenschaft gezogen würde. Die volle Finanzkraft des Staates wird in Anspruch genommen, und kein Jahres wechsel setzt dem rastlosen Handeln ein Ziel. So lange die Nationen ein gesondertes Dasein führen, wird es Streitigkeiten geben, welche nur mit den Waffen geschlichtet werden können, aber im Inter esse der Menschheit ist zu hoffen, daß die Kriege seltener werden, wie sie furchtbarer geworden sind. Ueberhaupt ist es nicht mehr der Ehrgeiz der Fürsten, es sind die Stimmungen der Völker, das Unbehagen über innere Zustände, das Treiben der Parteien, besonders ihrer Wortführer, welche den Frieden gefährden. Leichter wird der folgenschwere Entschluß zum Kriege von einer Versammlung gefaßt, in welcher Niemand die volle Verantwortung trägt, als von einem Einzelnen, wie hoch er auch gestellt sein möge, und öfter wird man ein friedliebendes Staats oberhaupt finden, als eine Volksvertretung von Weisen! Die großen Kämpfe der neueren Zeit sind gegen Wunsch und Willen der Regierenden entbrannt. Die Börse hat in unseren Tagen einen Einfluß gewonnen, welche die bewaffnete Macht für ihre Interessen ins Feld zu rufen vermag. Mexiko und Aegypten sind von europäischen Heeren heimgesucht worden, um die Forderung der hohen Finanz zu liquidiren. Weniger kommt es heutzutage darauf au, ob ein Staat die Mittel besitzt, Krieg zu führen, als darauf, ob seine Regierung stark genug ist, ihn zu verhindern. So hat das geeinigte Deutschland seine Macht bisher nur dazu gebraucht, den Frieden in Europa zu wahren, eine schwache Regierung beim Nachbar aber ist die größte Kriegsgefahr. Aus solchen Verhältnissen ist auch der Krieg von 1870/71 hervorgegangen. Ein Napoleon auf dem Throne von Frankreich hatte seinen Anspruch durch politische und militärische Erfolge zu rechtfertigen. Nur eine Zeitlang befriedigten die Siege der fran zösischen Waffen auf fernen Kriegsschauplätzen; die Erfolge des preußischen Heeres erregten Eifersucht, sie erschienen als Anmaßung, als Herausforderung, und man verlangte Rache für Sadowa. — Die liberale Strömung des Zeitalters lehnte sich auf gegen die Alleinherrschaft des Kaisers, er mußte Be willigungen zugestehen, seine Machtstellung im Innern war geschwächt, und eines Tages erfuhr die Nation aus dem Munde der Vertreter, daß sie den Krieg mit Deutschland wolle!" Die Lektüre dieses Werkes wird auch denen ein großes Interesse abringen, welche sonst den „Kriegsge schichten" mit ihren Schrecknissen abhold sind. Eö mag hier nur noch des historischen Interesses wegen das Gesammtcrgebniß des Krieges nach seiner militär ischen Seite hin in Moltkes Darstellung wicderge- geben werden. Er schreibt: „Zwanzig feste Plätze sind genommen worden, und kein Tag ist zu nennen, an welchem nicht größere oder kleinere Gefechte stattge funden haben. Den Deutschen hat der Krieg große Opfer gekostet, sie verloren: 6247 Offiziere, 123,453 Mann, 1 Fahne, 6 Geschütze. Der Gesammtverlust der Franzosen entzieht sich der Verrechnung, aber allein an Gefangenen befanden sich in Deutschland 11,860 Offiziere, 371,981 Mann, in Paris 7456 Offiziere, 241,686 Mann, entwaffnet in der Schweiz 2192 Offiziere, 88,381 Mann, zusammen also 21,508 Osfiziere, 702,047 Mann. Erobert wurden: 107 Fahnen und Adler, 1915 Feldgeschütze. Straßburg und Metz, in Zeiten der Schwäche dem Vaterland entfremdet, waren wieder zurückgewonnen, und das deutsche Kaiserthum war neu erstanden." Hagesgeschichle. — Deutschland. Im Hinblick auf die Besorg nisse, ob es gelingen werde, unseren Bedarf an Brotgetreide zu beschaffen, erinnert die „Nordd. Allgcm. Ztg." daran, daß infolge der in diesem Jahre fast um vier Wochen verspäteten Ernte nur ein elf monatiger Bedarf zu decken ist, bis ans die Ernte von 1892 zu rechnen sein wird, vorausgesetzt natür lich, daß sich bei dieser nicht wieder eine Verspätung entstellt. Zieht man in Betracht, daß unser vom Auslande zu deckender Fehlbetrag an Getreide etwa der eigenen Produktion beträgt, so ist eö immerhin ein erheblicher Umstand, wenn nur eines Jahresbedarfs bis zur nächste» Ernte zu be schaffen sein werden. — Die Getreidetheuerung in Deutschland wird von Tag zu Tag drückender empfunden, unv die Kundgebungen gegen die Zölle mehren sich in großer Zahl. Auch mit Petitionen direkt an den Kaiser wird jetzt der Anfang gemacht. So hat der Verband der kaufmännische» Vereine Oberschlesienö beschlossen, eine Immediateingabe an den Kaiser in Sachen der Getreidezölle zu richten, nachdem er reiches Material über die Theuerung in dem von Rußland und Oesterreich eingeschlossenen Grenzbezirke Ober schlesiens gesammelt und gesichtet hat. — Bisher ist über die Berathungen und die Er gebnisse der Handwerker-Konferenz, welche vom 15.-17. Juni in Berlin zwischen Vertretern des Reichs-Amtes des Innern sowie des Ministers für Handel und Gewerbe und den Dclcgirten des Hand werkerstandes abgehaltcn wurde, wenig Authentisches in die Oeffentlichkeit gedrungen. Gelegentlich der Abhaltung des Deutschen Tischlertages in Kassel gab vor einigen Tagen Herr Rings-Köln, welcher der Conferenz als Delegirter angehörte, in öffentlicher Versammlung einige Ausschlüsse, auS denen wir Fol gendes hervorhebcn wollen: Herr Ring« (welcher nur seine persönlichen Eindrücke schilderte. Weiteres dürfe er nicht mittheilen) glaubt, daß wir den Befähig ungsnachweis, wie ihn der Reichstag beschlossen habe, nicht bekommen, doch scheine eS im Werke zu liegen, daß nur Denjenigen gestattet werde, Lehrlinge auszubilden, welche auch wirklich die Befähigung dazu haben bezw. Nachweisen können. Ferner werde man eine gesetzliche Vertretung des Handwerks in Form von Handwerker-Kammern zu erwarten haben. Er nehme an, daß die Regierung damit umgehe, solche schon in allernächster Zeit zu errichten, bezw. die er forderlichen Schritte thun werde, um die Sache zu verwirklichen. Im Weiteren glaubt Herr Rings die begründete Ansicht auSsprcchen zu dürfen, daß das StaatSministerium dem Kaiser Vorschläge über einen