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glaubte er in ihren Scherzen, in ihrem lachenden Blick eine Ermunterung zu erkenne», der er zu wider stehen zu schwach war. Nach und nach sah er sich auf jenen Standpunkt gedrängt, wo man seinen lichten Momenten auswcicht, wo man die zweite Seele in der eigenen Brust mit Keulenschlägeu be täubt und sich mit dem unabwendbaren Schicksal entschuldigt. * * * Der Karneval war herangekommcn. Sormann rechtfertigte vollständig die Erwartungen, die man ihm, dem formgewandten Weltmann, gestellt hatte. Es wurde weder im Hause Ertl noch sonst wo in Danzig ein hervorragendes Ballfest gegeben, bei welchem der Börscndisponcnt der Firma Ertl u. Hesse gefehlt hätte. Anfangs Februar herrschte in den Gesellschafts kreisen eine nicht geringe Aufregung. Sie galt einem solennen Maskenfeste, welches das kaufmännische Gre mium im Schiitzeuhausc geben sollte. Man war bald darüber einig, daß dieser Ball der Glanzpunkt des diesjährigen Karnevals werden würde. Schon Wochen vorher stieß man allenthalben auf die großartigsten Vorbereitungen, die zu diesem Balle gemacht wurden. Olga, deren Vater selbst dem Vorstand der Kauf mannschaft angehörte, war selbstverständlich nicht die Letzte, die sich mit dem „großen Maskenball" be schäftigte. Der Tag vor dem berühmten Fest war erschienen. Olga hatte mit der Mutter und einer Näherin das Speisezimmer in Beschlag genommen und cs zum Schneideratelier umgewandclt. Auf dein Tische, auf allen Stühlen, ja sogar auf der Erde lagen Stoffe, Bänder, Rüschen, kurz die unzähligen Bestandtheilc einer Frauentoilette. Olga führte mit der Näherin eine lebhafte Diskussion über irgend einen Aufputz, der an dem Kleide angebracht werden sollte, das, auf ein Holzbüsle gezogen, in halber Vollendung neben der Nähmaschine stand. Die beiden Mädchen glühten förmlich vor Ar beitslust. Nur die Mama ließ sich auch jetzt durch nichts aus ihrer unerschütterlichen Ruhe bringen. Bequem in der Ecke eines Divans liegend, hielt sie ein Buch vor sich, in dem sie eifrig zu lesen schien. In Wirklichkeit hielt sie aber hinter dem Roman ihre Mittagsruhe. Sie hörte also ebenso wenig wie die so angelegentlich beschäftigten Mädchen das zweimalige Pochen an der Zimmerthllr. „Ist es erlaubt, einzutreten?" rief eine lachende Stimme durch den schmalen Thürspalt. „Ah, Sie sind cs, Theodor!" entgegnete Olga, rasch ihr Gespräch abbrechend und ein großes Tuch über die halbsertige Robe werfend. „Kommen Sic nur immerhin, vielleicht können Sie sich durch ein ent scheidendes Urtheil in Sachen eines Kleideraufpntzes nützlich machen." Der junge Möller trat ein. Ehe er aber noch Olga die Hand reichen konnte, mußte er sich mit der L-orgfalt eines Akrobaten, der einen Eiertanz auf führt, durch die umhergestreuten Vorräthe von Falbeln und Spitzen durchwinden, was Fräulein Ertl unge mein belustigte. „Sie haben sich ja hier förmlich verschanzt," rief er in komischer Verzweiflung. „Wollen Sie denn wirklich dieses ganze Modewaarcnmagaziu, das mir hier zu Füßen liegt, auf den morgigen Maskenball führen?" „Nun, wenigstens den größten Theil davon. Sie frevelnder Spötter!" Theodor war jetzt bei dem Divan vor Frau Ertl angelangt und verbeugte sich respektvoll. Er wollte schon seine Begrüßung anbringen, als er den Schlum mer der Hausfrau noch rechtzeitig bemerkte, worauf er sich behutsam zurückzog. „O, Pardon!" flüsterte er, worauf Olga in ein Helles Lachen ausbrach. „Beruhigen Sie sich, Theodor, Sic stören hier nicht!" „Ich mußte das beinahe fürchten. Aber meine Neugier ist stärker als meine Rücksicht. Ich konnte mir nicht versagen, hier vorzusprechcn, um zu erfahren, welches Kostüm Sie für den Ball gewählt haben." „Ah, und wenn ich Ihnen darüber nun jede Aus kunft verweigern wollte?" sagte sie, sich wie zum Schutz des verhüllten Kleides vor den Ständer stellend. „Ich hoffe, Sie werden nicht so grausam sei». Uebcrdics sagten Sie ja eben selbst, daß eö möglich Ware, ineincn Rath cinzuholen über das Arrangement irgend eines Aufputzes oder dergleichen. Sic machen mich glücklich, wenn ich Ihnen diesbezüglich irgend wie dienen kann!" „Nun, ich will Ihnen den Vorzug einräumcn, mein Kostüm vor allen Andere» zu sehen, aber ich verlasse mich dabei selbstverständlich auf Ihre tiefste Verschwiegenheit, neugieriger Doktor." Er legte seine Hand, zugleich einen feierlichen Blick zur Zimmerdecke sendend, bctheucrnd auf die Brust. „Run, so scheu Sic und bewundern Sie!" Daniit zog sie das Tuch von der Robe. „Ah!" rief Theodor, „das verspricht ja wahrhaft göttlich zu werden!" „Göttlich soll es auch sein, wenigstens in Bezug auf den Charakter meiner Maske. Rathen Sic ein mal, was ich vorstclleu will!" „Eine Göttin also — sehr gut gewählt! Nun, nach dem meergrünen Atlas zu schließen, der hier von leichten Schleierwelle» umgebe» ist, scheint dies die Garderobe einer Wassergötti», Najadc oder Meer nixe zu sein. Habe ich recht geratheu, Olga!" „In der That," gab Olga zur Antwort, „ich werde als Undine erscheinen. Wie finden Sie diese Idee?" „Großartig! Ich wüßte thatsächlich kein Kostüm, das Sic besser kleiden würde. Eine Undine sind Sic ja selbst. Nur vielleicht zu viel Undine." „Wieso, mein Herr Doktor?" „Sie verkörpern mit Ihrem ganze» Wesen den Charakter, den uns Fouquü so reizend geschildert hat. lind wenn ich sage, daß Sie zu viel Undine seien, so drücke ich nur meine Befürchtung aus. Sie würden vielleicht gleich dieser arme» Li ixe das unglückliche Schicksal haben, Ihre Neigung an einen Unwürd igen zu verschwenden." „Glauben Sie?" lachte sie. „Ich bin der Mein ung, daß Ihre Befürchtung eine sehr grundlose sei. Vorläufig kenne ich noch gar nicht meinen Ritter Hugo von Ringstetten, und Sie wollen schon den Schluß des Märchens — fürchten?" „Sic kennen ihn nicht, diesen Hugo, sehr wahr. Oder meinen Sie vielleicht damit nur den Ritter Ringstetten für den morgigen Ball? Das Seiten stück zu Ihrer Maske?" (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Oppeln. Ein schrecklicher Vorfall er regt hier nicht geringes Aufsehen. Im nahen Zowadc wurde das ein Jahr alte Kind des CementarbeiterS Sygnlla buchstäblich von einem Schweine aufgefressen. Die Mutter des bedauernswerthen Kindes hatte sich, dasselbe in einer Schwinge, welche im Hausflur stand, liegen lassend, ans der Wohnung entfernt, um Preißel- bceren zu suchen. Bald darauf war aus dem im Hofe befindlichen Stalle ein Schwein auSgebrochen und in den Hansflur gekommen, wo es dem Kinde beide Füße bis an die Knöchel und eine Hand abbiß und sich alsdann über die anderen Körpertheile her machte. Als die Mutter hcimkam, fand sie ihren Liebling, bis zur Unkenntlichkeit verstiunnelt, todt vor. — Gleiches mit Gleichem (nicht blos Aehn- liches mit Aehnlichem) zu heilen, lehrt die konsequen tere Schwester der Homöopathie, die Isopathie. An hänger und Prophet dieser letzteren Lehre ist Prof. Jäger, der bekannte Woll-Jäger in Stuttgart. In seinem übrigens vieles Interessante und Originelle bietenden „Monatsblatt" erzählt Prof. Jäger folgen des Selbsterlebniß: Wiederholt habe ich darauf hin- gcwicscn, daß die Isopathie ihren Ansgang genommen von den „Giftigen Thieren". Nun mit gefährlichen dieser Art haben wir es gottlob bei uns nicht zu thun, allein mit lästigen wie Bremsen und Stech schnaken sind wir überall bedacht, und diesen isopathisch entgegenzutreten, ist nützlich und belehrend. Ich hatte erst vor acht Tage» Gelegenheit, auf einem Wald- spaziergaug zwei Bekannten die Sache vorzuwcisen. Wir wnrde» von einem förmlichen Bremsenschwarm überfallen und hatten trotz Wedelns und Todtschlagcns bald einige Stiche weg, da fing ich eine, zerbiß sie, sog sie aus und spuckte den Balg weg. Es dauerte nicht viel mehr als eine Minute, bis die Bremsen ihr Verhalten änderten: statt anzufliegen und sich festznsetzcn, wendeten sie sich rasch ab und flogen davon, das Gleiche mehrmals wiederholend; wenn das im Gesicht geschah, hörte man dabei sehr gut eine — wie zornige Verschärfung des Summens. Etwa 6 bis 8 Minuten lang blich ich vollkommcn frei, dann setzte sich wieder eine auf mein Bein. Ich fing sie, hcrcitcte ihr das gleiche Schicksal und hielt mich nnn etwa 10 Schritte hinter meinen Begleitern. Von jetzt ab war der ganze Schwarm bei diesen, und ich ging völlig unbelästigt hinterdrein. Das ist aber noch nicht Alles; während sonst, wenn ich nichts dagegen thue, ein solcher Stich bei mir eine mehrere Tage anhaltende juckende Geschwulst hinterläßt, die ich nicht eher los werde, als bis ich sie blutig ritze, blieben diesmal die Stiche ganz erfolglos. Das isopathische Vorgehen hatte also, um mit meiner Schrift „Gleich und Aehulich" zu reden, nicht nur isophob, sondern auch isotrop, d. h. heilend gewirkt. Mit Stechschnaken habe ich die Sache noch nicht versucht, sie muß aber hier ebenso gut gehen wie bei den Bremsen, und ich mache hier für Die, welche „rund" genug sind, die Sache nachzuprobiren, die Bemerkung: isotrop heilen kann man einen Stich auch dadurch, daß man das Insekt tödtet und auf der Wunde zerdrückt. — Wann und wie oft müssen Topfpflanzen umgcflanzt werden? Fast täglich wird dem fachlich gebildeten Gärtner diese oder eine ähnliche Frage vorgclcgt. Wenngleich nun die Beantwortung sich nach Pflanzenart, EntwickelungSstadinm und Ge sundheitszustand der Pflanze, Boden re. richten muß, so lassen sich doch auch allgemeine Gesichtspunkte an führen, nach denen der Blumcnliebhaher sich vielfach in den besonderen Fällen die Frage selbst beantworten kann. Der günstigste Zeitpunkt in de» verschiedenen Entwickelungsstadien ist der kurz vor dem Ausbrechen der junge» Triebe. In dieser Zeit ist die Pflanze am meisten befähigt, die beim Umpflanzen verloren gegangenen Wurzelhaarc und größeren Wurzeln schnell zu ersetzen. Bei mehr holzartigen Topfpflanzen wie z. B. Azaleen, Kamellicn rc., darf man ein Umpflanzen auch vornehmen, wenn die neugebildeten Triebe ge hörig verholzt sind. Pflanzen, die stets in warmen Häusern gehalten werden müssen, wie die aus den Tropen stammenden, lassen meistens keine scharfbe grenzten Vegetatiouszeiten unterscheiden und können zu jeder Zeit umgepflanzt werden. Die Frage, wie oft die Gewächse umgepflauzt werden müssen betreffend, kann man im Allgemeinen sagen, daß, je größer und holziger dieselben sind, desto seltener werden sie ver pflanzt. Am günstigsten wirkt ein öfteres Umsetzen bei Heliotropen, Fuchsien und ähnlichen Gewächsen. Blüthensträuchcr werden sonst nur nmgesetzt, wenn eine Bodenerschöpfung sich zeigt. Bei Pflanzen, die in großen Kübeln wachsen, erneuert man die Erde oberflächlich, ohne die Pflanzen umzusetzen, soweit dieses möglich, ohne die Wurzeln zu verletzen. Zeigt eine Pflanze durch kümmerliches Aussehen, daß der Topf für sie zu groß, die Erde in demselben versauert ist, so muß möglichst bald nmgcpflanzt werden. — Ein Schnurrbart auf Gerichtsbeschluß. Daß sich Jemand auf Anordnung des Gerichtshofes einen Bart wachsen lassen soll, ist ein seltener Fall, daß er jedoch Vorkommen kann, bewies eine Berliner Ge richtsverhandlung. Der Steinsetzer Jahnke, ein schon mehrfach bestrafter Mensch, wurde von einem Dienst mädchen beobachtet, wie er von einem Wagen ein Faß mit Margarinbuttcr stahl. Wegen dieses Vergehens wurde er vor den Leichter geführt. Die vorgeladenen Zeugen vermochten ihn aber nicht zu erkennen, denn dem Verbrecher, der bereits wegen anderer Strastha- ten im Zuchthaus saß, war nach dem in diesen Straf anstalten herrschenden Reglement der Bart abgeschnit- teu worden. Der Gerichtshof sprach nun nicht den Angeklagten mangels Beweises frei, sondern vertagte den Termin und ersuchte die Direktion der Strafan stalt, in welcher Jahnke seine Strafe verbüßte, diesem zu gestatten, sich einen Schnurrbat wachsen zu lassen. Mit dieser Manneszierde geschmückt, wurde er nun jetzt nochmals vorgeführt, von den Zeugen zweifellos als Dieb wieder erkannt und zu einer Zusatzstrase von neun Monaten Zuchthaus vcrurtheilt. — Ungalante Vermnthung. A.: „Es ist nach allgemeiner, durch die Statistik festgestellter Erfahr ung bekannt, daß die schwarzen Frauen böser sind als die blonden." — L. (für sich): „Teufel! Sollten die blonden Haare meiner Frau blos gefärbt sein?" Zk Muster kranoo. K X» 4 Stoss für einen vollkommenen großen Herrenanzug in den verschiedensten Farbe». All s Stoff zu einer Herrenhose für jede Größe, in gestreift und carrirt, tvaschächt. All » llxrlr 3 Meter Diagonal-Stoff für einen Herrenanzug mittlerer Größe in Grau, Marengo, Olive und Braun. Au 7 riurlt 3 Meter Stoff zu einem seinen Anzug in dunkel gestreift oder klein carrirt, modernste Muster, tragbar zu jeder Jahreszeit. Au I Iturtc «« I'ltz- Stoff zu einem vollkom menen Damenregenmantel in Heller oder dunkler Farbe, sehr dauerhafteWaare. 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