8. Sehr charakteristisch ist das Verhalten der Pikrinsäure zu Oyankaliumlösung; erwärmt man eine Lösung von 1 Theil Pikrinsäure in 9 Theilen Wasser mit einer Lösung von 2 Theilen Cyankalium in 4 Theilen Wasser, so färbt sie sich durch Bildung von isopurpursaurem Kalium (Cj H 2 . (N0 2 ) 2 . N (CN) 2 . OK) intensiv braunroth, welches sich beim Erkalten der Lösung in Form braun- rother, metallisch grün glänzender Schuppen abscheidet. (Hlasiwetz) 9. Versetzt man Pikrinsäurelösung mit einem Kaliumsalz (Kaliumnitrat oder -acetat), so scheidet sich, wenn die Lösung nicht zu verdünnt war, Kaliumpikrat in Form gelber, das Licht mit lebhaft grüner und rother Farbe reflectirender Krystallnadeln ab. Zusatz von Alkohol befördert die Fällung. Der lufttrockene Niederschlag verpufft mit lebhaftem Knall sowohl beim Stoß, als auch beim Erhitzen. 10. Bei der Einwirkung von Zink und verdünnter Schwefel säure auf Pikrinsäure erhält man eine röthlichgelbe trübe Flüssig keit; gießt man diese vom Zink ab und versetzt sie mit ihrem mehrfachen Baumtheil Aethylalkohol, so nimmt sie nach längerem Stehen und Filtriren eine grünliche Färbung an, welche allmählig durch Blauviolett in Bothviolett übergeht. Eine ähnliche Beaction benützt Fleck *) zur Unterscheidung der Pikrinsäure von Binitrokresol. Pikrinsäure entfärbt sich auf Zusatz lOprocentiger Salzsäure sofort; legt man in diese Lösung ein Stückchen Zink und lässt, ohne zu erwärmen, 1—2 Stun den stehen, so färbt sich dieselbe schön blau (Binitrokresol gibt unter denselben Umständen eine blutrothe Flüssigkeit). 11. Erwärmt man eine geringe Menge Pikrinsäure (etwa 1 mg) oder ein pikrinsaures Alkali mit Salzsäure und Zinnchlorür, lässt erkalten, setzt nun eine ganz geringe Menge von Kalium- chlorat hinzu und erwärmt gelinde, so färbt sich die Flüssigkeit schön blau. Die Gegenwart organischer Substanzen verhindert die Beaction, ebenso ist ein Ueberschuss von Kaliumchlorat zu ver meiden. 12. Mit organischen Basen gibt die Pikrinsäure in Wasser schwer lösliche Verbindungen, von welchen einige (Cinchonin, Akridin u. a.) auch zur quantitativen Bestimmung der Pikrinsäure benützt werden können. p Z. f. a. Ch. XXVI. 390. Rep. d. analyt. Chem. 6. 650.