367 B. Specielle Reactionen. I. Pyridin (C 5 H 5 N). 1. Farblose Flüssigkeit von eigenthümlichem unangenehmen scharfen Geruch und brennendem Geschmack. Specifisches Gewicht bei 0° = 1-0033; Siedepunkt = 116°. Mit Wasser, Alkohol, Aether und Chloroform in jedem Verhältnisse mischbar. Das Pyridin ist sehr hygroskopisch und bildet ein Hydrat, C 5 H 5 N -j- 3 H 2 0, welches bei 92—93° siedet. Die wässerige Lösung reagirt alkalisch; die Lösung in Alkohol und in Chloroform ist bei Abwesenheit von Wasser neutral. Beim Erhitzen in einem Probirrohr verflüchtigt es sich, ohne einen Bückstand zu hinterlassen; die Dämpfe brennen angezündet mit leuchtender, schwach rußender Flamme. Die Salze des Pyridins sind in Wasser zumeist sehr leicht löslich, einige an der Luft zerfließlich. Beim Eindampfen ihrer wässerigen Lösung zersetzen sie sich, indem sich Pyridin verflüchtigt. Das Pyridin bildet mit Metallsalzen Additionsverbindungen und Doppelsalze, welche gut krystallisiren und zum Theil in Wasser schwer löslich sind. 1 ) 2. Concentrirte Kali- und Natronlauge scheiden das Pyridin aus seinen Salzen in Form eines farblosen Oeles ab, welches sich bei Zusatz von Wasser vollständig auflöst. 3. Die wässerige Lösung des Pyridins fällt die meisten Metallsalze wie Ammoniak; sie gibt mit Eisenoxydsalzen einen Niederschlag von Eisenhydroxyd; ebenso werden Aluminium- und Chromoxydsalze gefällt. Mit Kupfer oxydsalzen gibt Pyridin einen blauen Niederschlag, welcher sich in einem Ueberschusse der Pyridinlösung mit lasurblauer Farbe auflöst. Kobalt- und Nickelsalze geben in der Kälte keinen Niederschlag, sondern erst beim Erhitzen. Chlormagnesium und Silbernitrat geben mit Pyridinlösung keinen Niederschlag. 4. Versetzt man die wässerigen Lösungen von Chlorcadmium, Chlorzink oder Quecksilberchlorid mit Pyridin, so erhält man weiße, krystallinische, in Wasser schwer lösliche Niederschläge, ') Ueber das Verhalten des Pyridins zu Metallsalzen siehe: Oechsner de Köninck, Bull. soe. ehim. 43. 176; Anderson, Ann. Chem. Phaim. !)(>. 200. 105. 336; Koenigs und Geigy, Berl. Ber. XVII. 594;, Lang, Berl. Ber. XXI. 1578; Ladenburg, Ann. Chem. Pharm. 247. 5; Lachowitz und Bandrowski, Monatshefte f. Chem. IX. 516; S. M. Jörgensen, Journ. f. prakt. Chem. (2). 33. 503 und J. Bing, Ueber Verbindungen des Pyridins mit Metallsalzen, Inaug.- Diss. Jena 1884.