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304 2. Beim Erhitzen der Weinsäure für sich schmilzt sie bei 135—140°, wobei sie in Metaweinsäure übergeht, zu einer farblosen, gummiartigen, beim Erkalten nicht krystallisirenden Masse. Bei stärkerem Erhitzen geht sie unter Wasserabgabe erst in Ditar- trylsäure, dann bei etwa 180° in Weinsäureanhydrid über. In höherer Temperatur bläht sie sich unter Braunfärbung und Ent wicklung von nae h gebranntem Zucker riechenden Dämpfen stark auf und hinterlässt eine sehr poröse, leicht verbrennliche Kohle. Bei der trockenen Destillation der Weinsäure entstehen Brenztrauben säure (etwa 34 Procente der angewandten Weinsäure), Brenzwein säure, Ameisensäure, geringe Mengen von Milchsäure, Essigsäure, Methylalkohol, Aldehyd, Aceton, Methan, Kohlenoxyd und Kohlen dioxydgas; die entweichenden Dämpfe brennen mit schwach leuchten der bläulicher Flamme. (Völckel, Bourgoin, C. Liebermann.) 3. Ooncentrirte Schwefelsäure löst die Weinsäure in der Kälte allmählig zu einer farblosen Flüssigkeit auf; schon bei gelindem Erwärmen färbt sich diese Lösung erst braun, dann schwarz, wobei Schwefeldioxyd und Kohlendioxydgas entweichen. 4. Versetzt man die Lösung von Weinsäure in 4 l / 2 Theilen rauchender Salpetersäure mit dem gleichen Volumen cou- centrirter Schwefelsäure, so scheidet sich Nitroweiusäure, C 2 H 2 . (N0 3 ) 2 . (COOH) 2 , als gallertartige Masse ab, deren wässerige Lösung sich unter Bildung von Tartronsäure, GH. OH (CO OH),, zersetzt. 5. Kaliumacetat erzeugt in der wässerigen Lösung der freien Weinsäure einen krystallinischen Niederschlag von Kalium- hydrotartrat (Weinstein) : C 4 H ß 0 6 + CH 3 . CO, K = Cj H 4 0 6 KH + CH 3 . C0 2 H Der Niederschlag ist in Wasser schwer löslich, ebenso in Essigsäure; Mineralsäuren, wässerige Lösungen der Alkalien und ihrer Carbonate lösen ihn leicht auf. In einer verdünnten Lösung von Weinsäure entsteht er erst nach mehrstündigem Stehen; Schütteln der Flüssigkeit und Beiben der Gefäßwände mit einem Glasstabe befördert seine Bildung. In Alkohol ist der Niederschlag unlöslich; es ist daher zweckmäßig, zur Beförderung seiner Ab scheidung, die Flüssigkeit mit ihrem gleichen Baumtheil Alkohol zu versetzen. In der wässerigen Lösung eines neutralen weinsauren Alkalis entsteht auf Zusatz von Kaliumacetat allein kein Nieder schlag, sondern erst nach dem Ansäuern mit Essigsäure. Bei An wesenheit von Borsäure erzeugt Kaliumacetat keinen Niederschlag,