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Amts- und Anzeigeblatt für den Syilk des Amtsgerichts Libensisck MW- sertionspreis: die kleinsp. , , ten, sowie bei allen Reichs- M. w « und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. S8. Jayr,«»,. SS. Zmnmbcnd, den 8. August 18SL. Bekanntmachung. Die RathsexpeditionS-, Stadt- und Sparkassenlokalitäten bleiben wegen vor zunehmender Reinigung derselben nächsten Sonnabend, den 8. August 1891 geschlossen, und es können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesem Tage nur von Bormittags 9 bis 10 Uhr geöffnet. Eibenstock, am 3. August 1891. Der Stadtrath. »r. Körner. Wsch. Sparkasse Schönheide. Mit Genehmigung der vorgesetzten Regierungsbehörde ist von dem unter zeichneten Gemeinderathe beschlossen worden, vom I. Januar 1892 ab den Zins fuß für sämmtliche Einlagen bei der hiesigen Sparkasse auf 3'/? Proz. zu erhöhen. Der Gemcinderath zu Schönheide. Bekanntmachung. Auf Anordnung des Königlichen Finanzministeriums und unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der Königlichen Oberforstmeisterei Eibenstock vom 27. Juli 1891 wird hierdurch bekannt gemacht, dass auf dem Staatsforstre viere Schönheide vor dem 16. August d. I. Preitzelbeeren uicht gesammelt werden dürfen, daß das Sammeln von Waldbeeren über haupt nur während der Zeil von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends erfolgen darf und daß der Handel mit denselben innerhalb des Waldes untersagt ist. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldstrafe von 3 bis 15 Wark unnachsichtlich geahndet und haben sich die Betroffenen außerdem der Konfiskation der bereits gesammelten Preitzelbeeren nebst Gefäßen zu gewärtigen. In eine gleiche Strafe verfallen diejenigen Personen, welche vor dem an gegebenen Zeitpunkte im genannten Forstreviere außerhalb der öffentlichen Wege mit Preißel beeren betroffen werden. Schön Heide, am 31. Juli 1891. Die Potizeivemliltnng des Stliatssorstrelnercs daselbst. Francke. Der heilige Rock zu Trier. Zum dritten Male im 19. Jahrhundert soll der heilige Rock zu Trier auf 6 Wochen ausgestellt werden. Im September 1810 verlangte der Bischof Mannah vom Kaiser Napoleon I. die Erlaubniß, eine öffentliche Ausstellung dieser Reliquie zu veranstalten. Während der dreiwöchentlichen Schaustellung zogen damals nach amtlicher Schätzung 227,217 Pilger an dem »ungenähten Rocke des Herrn" vorüber. Wunder wirkungen wurden dabei nicht beobachtet; denn der allmächtige Corse hatte kurz zuvor die Weisung er gehen lassen: II ost stöstmelu lln faire cke8 niiiacles en cet enclroit — eS wird verboten, daselbst Wunder zu veranstalten. 1844 wurde die Ausstellung wieder holt. Im Laufe von 7 Wochen strömlen 1,100,000 Pilger zu der Reliquie. Diesmal wurde eine ganze Reihe von Wunderwirkungen »bezeugt und beglaubigt." Ein königl. preußischer Stadtkreis-Physikus beschrieb in „aktenmäßiger Darstellung" >8 Fälle wunderbarer Heilungen. Die bekannteste ist die angebliche Heil ung der 19jährigen Gräfin Drolte-Viscbering, welcher das rechte Bein in Folge skrophulöser Anlage derart verzogen war, daß es im Knie beinahe einen rechten Winkel bildete und die Kranke nur mit Hilfe zweier Armkrücken, von der Dienerschaft unterstützt, die Kirche besuchen konnte. Durch Berührung des hei ligen Rockes von Trier wurde die junge Dame sofort geheilt, sodaß sie allein gehen konnte; ein Diener mit Thränen der Rührung in den Augen trug ihr die Krücken zum Staunen aller Pilger nach. Daß die also Geheilte „noch selbigen Tags zu Tanze ging," wie es in der bekannten Studentenballade heißt, scheint nur eine dichterische Licenz zu sein. In Folge dieser zweiten Schaustellung fielen 600,000 Katholiken in Deutschland von der römischen Kirche ab, und der größte Theil davon blieb derselben dauernd entfremdet. Ob die bevorstehende Ausstellung der Trierischen Reliquie wiederum Wunder zeitigen wird, muß ab gewartet werden, vr. Korvm, der Bischof der Stadt Trier, scheint solche in Aussicht zu stellen. Denn er läßt durch seinen bischöflichen Sekretär Or. Willems schreiben: „Es darf nicht überraschen, wenn Gott der Herr die Reliquie, welche wir als das Gewand seines eingeborenen Sohnes verehren, auch durch Zeichen und Wunder verherrlicht." Bei vorurtheilslosen Laien steht die Unechtheit, zum Mindesten aber die höchst fragwürdige Herkunft des heiligen Rockes zu Trier seit lange fest. Gilde meister und v. Sybel z. B. haben überzeugend nach gewiesen, daß das genannte Gewand nach Länge, Farbe, Stoff und Arbeit, sowie aus anderen schwer wiegenden Gründen unmöglich das echte ungenähte Kleid Christi sein kann. E« mag ferner darauf hin gewiesen werden, daß neben dem heiligen Rock von Trier noch 20 andere heilige Röcke Christi gezeigt werden. Außer dieser Stadt erheben z. B. Anspruch auf den Besitz einer unzweifelhaft echten Tunika: Bremen, Loccum, Santiago, London, Mainz, Gent, Köln, Konstantinopel, Moskau und Mantua. Außer dem ungenähten Rocke, der zur Ausstellung gelangt, besitzt überdies Trier noch ein zweites Exemplar, welches nach kirchlichem Erkenntniß vom 16. August 1631 ebenfalls für echt erklärt worden ist. Aber selbst bei unbedingt gläubigen Katholiken wären Zweifel über die Echtheit des fraglichen Kleidungsstückes ge rechtfertigt. Wiederholt haben katholische Würden träger erklärt, daß „völlige Gewißheit über die Echt heit des heiligen RockeS" nicht gefordert werden könne. Ein hochgestellter Geistlicher äußerte nach einer Unter suchung der Reliquie auf die Frage: Was hat man denn nun an dem heiligen Rocke gefunden, was in ter äußersten Möglichkeit für echt auSgegebcn werden könnte? — kurz und gut: Nichts! Sogar Bischof 1>r. Korum sagt in seinem diesbezüglichen Hirtenbriefe selber, daß er Niemanden zu einem Glauben an die Echtheit verpflichten wolle. Am bezeichnendsten end lich ist die Thatsache, daß die unfehlbaren Päpste selbst bald diesen, bald jenen Rock urkundlich als den echten anerkannt haben. Tie Echtheit des Trierer RockeS hat zuletzt Leo X. im Jahre 1515 bestätigt. In Argenteuil aber, einem kleinen Borort von Paris, wird ebenfalls ein ungenützter Rock Christi ausbewahrt, für den im Jahre 1843 die päpstliche Anerkennung nachgesucht und auch thatsächlich von Gregor XVI. ertheilt wurde. Welcher Rock soll denn nun der allein echte sein? Denen, welche gegen die Verehrung des Trierischen RockeS und die Massen-Wallfahrt dorthin polemisircn, rufen die ultramontanen Blätter in Deutschland zu: Hand davon! Die Sache geht euch gar nichts an! Wenn die Katholiken die Reliquie der trierischen Kirche verehren wollen, wer hat sich da hinein zu mischen? Hiergegen ließe sich in der That nichts sagen, wenn jener Rock positiv und ohne maßgebenden Widerspruch als derjenige Jesu Christi anerkannt wäre und wenn dann die Verehrung desselben als eines zwar geweih ten und ehrwürdigen, aber doch tobten Gegenstandes nicht zu einer göttlichen Anbetung ausartcn würde. Dagegen aber, daß man mit der jahrmarktsmäßigen Ausstellung dieses sogenannten „heiligen" Rockes eine „Förderung des religiösen Lebens", wie Bischof I)r. Korum in seinem Hirtenbriefe erwartet, oder, wie es in der Willem'schen Schrift heißt, die „Belebung des Glaubens und die Hebung der Sittlichkeit" bezweckt, dagegen ferner, daß diese Reliquie von höchst zweifel haftem Werth außer „heilsamen Wirkungen in der Seele", wie Lebensbesserung und Bekehrung, auch noch äußerlich sichtbare Wunderzeichen der Gnade Gottes bewirken soll, hat jeder das Recht laut und energisch Protest zu erheben, dem noch wahrhaft religi öse« Leben und religiöse Bildung al« das höchste Heiligthum am Herzen liegt, der nicht will, daß die christliche Religion herabgcwürdigt werde zu einem trödlerhaften Götzendienst. Die Ausstellung de« Trier ischen RockeS ist nicht» anderes, als die krasseste Ver äußerlichung de« innerlichsten und am Heiligsten zu haltenden aller Gefühle, des religiöse» Bewußtseins im Menschen, und der Aberglauben, daß von jenen mühsam zusammengehaltenen Tuchlappen, welche man im Dom zu Trier als Rock des Herrn aufbewahrl, göttliche Wunderthaten ausgehen werden, ist eine abscheuliche Prosanirung des wahren Gottesglaubens. Damit schüttet man reichlich Wasser auf die Mühle der immer mächtiger anschwellenden religionsfeindlichen Mächte unserer Tage und nährt die gottlcugnende Weltanschauung der Gegner der bestehenden Ordnung. Hagesgeschichte. — Deutschland. Die Verhandlungen über einen Handelsvertrag Deutschlands und Oester reich-Ungarns mit der Schweiz dürften vorläufig als aussichtslos zu erachten sein. Die vorliegenden Berichte au« Wien bestätigen nur zu deutlich, was von offiziösen Schweizer'Stiiniiien schon seit einiger Zeit wiederholt bemerkt worden, daß die Instruktionen der Berner Bevollmächtigten dem Zustandekommen einer Verständigung unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten. — Der Pariser „Figaro" veröffentlicht Auszüge aus einem vertraulichen Briefe, den Fürst Bismarck an einen Russen geschrieben haben soll. Fürst Bis marck zufolge hätte die deutsche Diplomatie in letzter Zeit drei schwere Fehler begangen: Erstens, das Frankreich in Sachen der Berliner Ausstellung bewiesene Entgegenkommen, das kläglich mit der so unglücklichen Reise der Kaiserin Friedrich nach Paris endete. Dies Entgegenkommen mußte offenbar Deutsch land bei Rußland verdächtig machen und dieses be fürchten lassen, daß man seinen Einfluß in Frank reich schmälern wolle. Der zweite Fehler bestand darin, daß der Kaiser selbst und zuerst die Erneuer ung des Dreibundes anzeigte, was nothwendig die deutsch-französischen Beziehungen verschlechtern mußte. Endlich ist die demonstrative Reise des Kaisers nach London in Rußland und Frankreich als eine Heraus forderung erschienen und dadurch die Gegenkundgeb ung von Kronstadt hervorgerufen. — Frankreich. JmOsten Frankreich» werden im Lause des künftigen Monats große HeereS- manöver stattfinden, an welchen das fünfte, sechste, siebente und achte Armeekorps theilnehmen werden. Den Abschluß der Manöver wird eine große Revue bilden, welcher, wie verlautet, Präsident Carnot bei wohnen wird. DaS „Journal de» DebatS" schreibt au« Anlaß dieser Manöver: „Man muß der über wiegenden Mehrheit der auswärtigen und namentlich der deutschen Presse die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie keine besondere Aufregung an den Tag legen zu sollen glaubte, al» sie erfuhr, daß wir die» Jahr für »:e großen Manöver vier Armeekorps in der Nähe unserer Ostgrenze vereinigen würden, wie sie übrigen» eS nicht für nützlich erachtete, dar über ungehalten zu sein, daß Rußland im vorigen