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reich statt. Es war dies der erste bedeutungsvolle Schritt zu einer ernsthaften größeren Annäherung zwischen dem deutschen Reich und der österreich-ungarischen Monarchie, der erste di rekte Erfolg Deutschlands nach dem großen Kriege mit Frank reich. In jener Zusammenkunft wurde, wenn schon nicht direkt, so doch vorbereitend der Grund gelegt zu dem späteren treuen Bündniß, zu dem heutigen Dreibunde, dessen Bestand den Frieden Europas sichert. 12. August. In der Schlacht bei Kunnersdorf, am 12. August 1759, jener Schlacht, die für den König Friedrich II. von Preußen zwar zuerst einen günstigen Berlauf nahm, schließlich aber mit einer vollständigen Niederlage des preußischen Heeres endete, fiel auch der Dichter Christian Ewald von Kleist, der Major im preußischen Heere war. Er war „ein Sänger und ein Held zugleich" und was er geahnt „vielleicht sterb' einst auch ich den Tod fürs Vaterland" ging an ihm in Erfüllung. Sein idyllisch beschreibendes Gedicht „Der Frühling" hat seiner Zeit sehr viel Aufsehen gemacht und wenn es auch heute nicht mehr in dem Maße anspricht, wie früher, so gilt es doch als ein hervorragendes Werk der klassischen Literatur. Erna. Novelle von L. Haid heim. (10. Fortsetzung.) „Zu welchem Gute gehört dies kleine Thürmchen denn?" fragte er, nun doch neugierig. „Zu unserem — zu Sonnenstein!" Noch dachte er nicht, was sie meinte. „Und werde ich Sie Wiedersehen dürfen, mein Fräulein? Ich weiß nicht einmal Ihren Namen!" „Erna Kaland," nannte sie ihm denselben. Ah, freilich, jetzt besann er sich auf den Namen in jenem Briefe! „Und Sonnenstein gehört den Roch litz'?" fragte er. „Nein, meinem Vater! Er wird sich freuen, Sie kennen zu lernen!" Sie war dunkelroth geworden. Plötzlich verän- rerte sich aber ihr Gesicht; in einer Sekunde wechselte cs die Farbe, dann wurde eS völlig weiß, denn Erich hatte sie ein paar Sekunden starr vor Ueberraschung angesehen; auch seine Miene wechselte, von der ruhigen Sorglosigkeit in den Ausdruck höchsten Respekts. Erich hatte die Hacken zusammengezogen und ver beugte sich tief. „Verzeihung, mein gnädiges Fräulein!" Das Alles kam so rasch, bei ihm so gar als der unwillkürliche Ausdruck seines Empfindens, daß eben das ganz Impulsive unverkennbar war. Und sie? Bleich, einen unbegreiflichen, tiefschmerz lichen, entsetzten Blick auf ihn werfend, antwortete kalt: „Was ist da zu verzeihen?" und ehe er ant worten konnte, ehe er sich von seinem Staunen und Erschrecken erholte, hatte sic ihr Kleid zusammenge- rasft, obwohl es nirgends feucht oder staubig war, sich flüchtig verbeugend, ihm den Rücken gewandt und schritt eilig in das Gebüsch hinein, wo sie gleich da rauf verschwand. Er blickte ihr völlig verständnißlos nach. WaS hatte sie? Was siel ihr ein? Warum er bleichte sie? Was sollte der Blick? Hatte er irgend etwas gethan, was sie verletzte? Er wollte ja nur um Verzeihung bitten, daß er so ohne Weiteres — Ah, war es das? Doch nein! Er hatte nicht mit einem Hauch die Grenze de« Anstandes verletzt. Sie war ja bezau bernd gewesen als die kleine Bonne! — Unv dies Mäochen war die Millionärstochter, dies Mädchen nannte man „die Stolze" von Sonnen stein? FroySberg und seine Freunde hatten mehr fach von dem Besitzer deS Sonuknstein gesprochen und von seiner Erbin, der immens reichen, einzigen Tochter, aber im Ganzen hatte Erich wenig danach gehört, da man das Fräulein immer nur die Stolze nannte und er sich gedacht hatte, die Sonnensteiner gehörten zu dem Gelvprotzenthum, wie eS so wider wärtig auch unter den gebildeten Leuten emporschießt. Er hatte sich die Erbin sehr viel ander« vorgestellt. Und nun, das war sie? Erna Kaland? Die sich kleidete wie eine kleine Bonne unv die so bescheiden war, so überaus mädchenhaft und reizend? Freilich, ganz zuletzt! Ein bitterer Aerger kochte in ihm auf. Er wußte plötzlich, was sie ihm übel genommen. Er errieth eS ganz richtig. Aber — Und nun meint sie gar, der Respekt vor ihrem Gelde habe e« mir angethan. DaS war ja ganz anders, ganz anders! Ich halte sie für eine Bonne gehalten und sie — Freilich! Was gab es da für sie zu verzeihen, ich hatte sie wie eine Dame behandelt! Was sollte da« dumme „Ver zeihen Sie?" O, ich Esel! Und wüthend an seinem Schnurrbart nagend, sprang er in da« Boot. „Keinen Fuß setz' ich wieder ans Sonnensteiner Grund!" Tief verstimmt langte er auf FroySberg wieder an. Eine Aufregung, wie er sie nie empfunden, gemischt mit Erbitterung und Betrübniß, beherrschte ihn und dabei der volle Eindruck der entzückenden letzten Stunden. Gönnte ihm denn da« Schicksal nicht einmal diese eine Labung? Warum tonnte sie nicht die kleine liebenswürdige Bonne sein, für die er sie gehalten? Ein schlichte«, feingebildetes Mädchen, arm und bescheiden, zu welchem er sprechen durfte, wie ihm zu Muthe war, ohne daß sie einen Geldjäger in ihm sah. Ein Schlag in» Gesicht hätte ihm nicht schimpf licher sein können als ihr letzter Blick. Als Erich sich dem Schlosse näherte, hörte er die laute zornerfüllte Stimme seine« Vetters auf dem Hofe erschallen und dazwischen ein lautes gellendes Schmerzgeschrei. WaS hieß da«? DaS klang ja wie — wahrhaf tig, FroySberg prügelte einen jungen Menschen, den er am Kragen festhielt. Er schlug ihn mit einer Wuth und Heftigkeit, die ihn gar nicht darauf achten ließ, wohin er traf, und die Peitsche batte er umge kehrt, so daß der letzte Schlag, der den hübschen Bur schen traf, förmlich krachte. „FroySberg! FroySberg!" rief Erich. In dem selben Augenblick ritten ein paar Herren, die zum Besuch kamen, durch das offene Thor. Der Gutsherr hörte eS und sah auf. Ten Gezüchtigten schleuderte' er nach der einen Seite, wo derselbe blutend und heulend auf den Rasen niederstürzte, die Peitsche warf er nach der an dern ; keuchend, roth von der Anstrengung und Wuth, ging er seinen Gästen entgegen. Erich von Willwart beugte sich über den ganz Zerschlagenen. Eine unbeschreibliche Empörung gegen seinen Vetter erfüllte ihn. Mochte der Bursche ge than haben was immer — sein Herr sollte sich nicht selbst zum Büttel machen. „Steh' auf, geh', leg' Dich zu Bett, wenn Du das Blut abgewaschcn hast, morgen fühlst Du nichts mehr davon!" sagte er mit ermuthigendem Tone und half dem an allen Gliedern zitternden Jungen auf die Füße. „Danke, gnädiger Herr!" schluchzte dieser und Thränen brachen stromweise aus seinen Augen. „Na, geh' nur, geh' nur! Ich werde Dir eine der Mägde schicken, daß sie Dir kalte Wasserumschläge macht!" „Ach, gnädiger Herr, nur nicht die Kathrin! Sonst — sonst —" Erich hörte nicht, was der junge Mensch noch sagte. Er ging in das Schloß, noch immer entrüstet über seines Vetters ungeahnte Rohheit und sehr un lustig, dessen Gäste zu begrüßen. Einer derselben, Assessor Birkner vom nächsten Landgericht, kam ihm schon entgegen; sie waren alte Bekannte, Ericb freute sich nun doch, ihn wiederzu sehen. Herzlich schüttelten sie sich die Hände. „Wir störten rechtzeitig eine von FroysbergS Exe kutionen," sagte Birkner. „Er ist gegangen, sich um- zuziehen, es scheint ein hartes Stück Arbeit gewesen zu sein." Aus seinen Worten klang dieselbe Verurtheilung, die Erich für dies Verfahren hatte. „Ich erlebe eine solche Szene hier zum ersten Male. Du scheinst meinem Vetter mehr davon zu zuschreiben, eine Wiederholung würde mich sofort von hier vertreiben," sagte er erregt. „Ja, du lieber Gott, morgen drückt er dem Bur schen zehn Thaler in die Hand und der küßt ihm den Rock dafür. DaS ist Froysbergs Art! — Ungezügelte Heftigkeit, nachher Reue. Wie viel Strafe hat er wohl schon zahlen müssen für derlei Ueberschreitungen! Er ist bei seinen Leuten freilich auch nicht beliebt, aber er zahlt immer freigebig, darum fehlt eS ihm auch nie an Arbeitern." „Bis jetzt sah und hörte ich nichts dergleichen. Er ist ein vergnügter gutmüthiger Mensch," meinte Erich. „Ist er auch, meist sind's Frauenzimmergeschich ten. Suchet die Frau! wllrre ich hier auch rächen." „Weiser Kadi!" Erich wunderte sich im Stillen, auch davon hatte er bis jetzt nie etwas bemerkt. Gegen FroySberg sagte er nachher kein Wort darüber, hatte Birkner recht mit dem „Suchet die Frau", so war strenge Zurückhaltung seine Pflicht. Der Kollege Birkners erwies sich als ein sehr heiterer Gesellschafter. Die Herren kamen nicht aus dem Lachen und selbst Erich vergaß für Stunden die Eindrücke des Morgens. Später, als sie beim Wein saßen, erzählte Birk ner, gegen FroySberg gewendet: „Die Sonnensteiner Herrschaften sind auch seit einigen Tagen wieder da." „Weiß schon. Der Thierarzt erzählte eS mir. Kaland« „Else" lahmt." „Was, die Else? Sie war ja für das große Rennen eingeschrieben!" Die drei Herren sprachen eine Weile von dem Pferd. Kaland mußte es zurückziehen, es war viel leicht sür immer invalid. „Wie kam das?" Bei dieser Gelegenheit schien eS FroySberg an der Zeit, seine Heftigkeit gegen den Slallburschen zu erklären. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Norderney. Wer sich verheirathen will, der muß nach 'Norderney gehen. Es besteht hier nämlich ein ganz eigenartiges Heirathsvcr- mittelungsbureau, dessen Statuten uns von einem Freunde unserer Zeitung eingcsandt worden sind. Der Inhaber des Bureaus hat ein geräumiges Lokal gcmiethet, in welchem die PortraitS der Herren und Damen, die sich zu verheirathen wünschen, aus gestellt sind, nebst den dazu gehörigen Personalien, Vermögensverhältnissen rc. Wir hören, daß recht viele Besucher von Norderney sich das Vergnügen nicht entgehen lassen, dieses Bureau aufzusuchen, wohl we niger mit ernsten Absichten, als des Zeitvertreibs halber. Die Statuten werden zu Nutz und Frommen aller Heirathslustigen hiermit veröffentlicht: I) Jeder, welcher das Institut benutzen will, zahlt für die Zeit der Badesaison ein Honorar von 10 Mark und ist in diesem die Vergütung für die Mühewaltung des Inspektors — überhaupt Alles — mit einbegriffen. Zusendungen von Porträts per Post werden nur dann berücksichtigt, wenn denselben IO Mark beigefügt sind. 2) Die Benutzung des Instituts geschieht in der Weise, daß ein Mitglied sein Porträt für die betref fende Räumlichkeit zur Verfügung stellt. Die einge- sandten Porträts werden nummerirt, und steht es im Belieben der Mitglieder, Namen, Stand, Alter, Re ligion, Wohnort, Vermögen rc. anzugeben oder nicht, indem durch die Nummer etwaige Mittheilungen ver mittelt werden können. 3) Jedes Mitglied ist be rechtigt, zu jeder Zeit sein Porträt, sowie das Blatt des Hauptbuchs, auf welchem etwaige Personal-An gaben stehen, zurückzunehmen, jedoch fällt dann das Recht zum Besuch des Bureaus fort. 4) Die Herren- und Damen-Porträts sind in besonderen Zimmern und haben die Herren-Mitglieder nur Zutritt zu dem Zimnicr, in welchem sich die Damen-Porträts, und die Damen-Mitglieder nur Zutritt zu dem Zimmer, in welchem sich die Herren-Porträts befinden. 5) Einem Mitgliede ist nur gegen Vorzeigung seiner Nummer der Zutritt zu dem Bureau frei; Nichtmit glieder haben keinen Zutritt. 6) Diskretion ist Ehren sache eines jeden Mitglieds; übrigens liegt es in der Einrichtung des Instituts, daß jedes Mitglied, welches die Diskretion verletzt, Verrath an eigener Person begeht. 7) Die Bureaux sind Morgens von 9 bis 12 Uhr für die Herren- und 'Nachmittags von 3 bis b Uhr für die Damen-Mitglieder zugänglich. — In einer Verhandlung des Schöffen gerichts zu Artern hatte sich der Schuhmacher Fritsche zu verantworten, weil er von einem Apotheker wegen unerlaubten Vertriebes von Heilmitteln denunzirt worden war. Fritsche hatte nämlich im Wochenblätt chen angezeigt, daß er ein unfehlbares Mittel gegen die Hühneraugen besitze. Auf die Frage des Richters: „Sie sind angeklagt, ein Heilmittel gegen Hühneraugen verkauft zu haben; geben Sie das zu?" antwortete der Schuhmacher mit „'Nein." — „Sie haben es aber doch im Wochenblatt bekannt gemacht?" fuhr der Richter fort. — „Freilich", entgegnete der Ange klagte, „aber ich habe nur gesagt, daß ich ein solches besitze, nicht aber zum Verkauf ausgeboten. Ueberhaupt werde ich dasselbe auch nicht verkaufen, da ich cs selber sehr nolhwendig gebrauche, das Heilmittel sind näm lich meine gut gearbeiteten Leisten." Unter solchen Umständen wurde selbstverständlich der Schuhmacher freigesprochen. — Vor einem französischen Gerichtshof steht ein des Diebstahls Beschuldigter. Ter Richter beginnt das Verhör und fragt den Angeklagten nach seinem Namen. Dieser zuckt die Achseln und ant wortet in deutscher Sprache: „Ich verstehe kein Ster benswörtchen Französisch." Da erhebt sich der Richter und fährt voll patriotischen Zornes den doppelten Sünder an: „Wie können Sie cs wagen, in einem Lande zu stehlen, dessen Sprache Sic sich nicht ein mal angeeignet haben!?" (Deutsche Ausllcllung ^London.) Die durch ihre Anker- Steinbaukasten rühmlichst bekannte Firma F. Ad. Richter u. Cie. in Rudolstadt i. Th. erhielt auf der Deutschen Ausstell ung in London für ihre ausgestellten „Anker-Steinbaukasten" die höchste Auszeichnung, das Ehren-Diplom I. Klasse, zuerkannt. Staiiücsamtlichc Nachrichten von Schöiihri-e vom 2. bis mit 8. August 1891. Geboren: 215) Dem Eisenbahninvaliden Gustav Adolf Schwalbe hier Nr. 314 I S. 218) Dem ansässigen Klempner Friedrich Herman» Schürer hier Nr. 1488 1 T. 217) Dem Schneider Johann Georg Richter hier Nr. 286 1 S. 218) Dem Schuhmacher Venauz Hüttner hier Nr. 279 I S. 219) Dem ansässigen Bäckermeister Hermann Alwin Dittrich hier Nr. 176 I S. 220) Dem Tischler Franz Herniann Schädlich hier Nr. 453 1 T. Aufgeboten: 42) Der Eisengießer Friedrich Gustav Stölzel in Schönheit erhammer Nr. 20 mit der Wirthschafterin Helene Milda verw. Mühlmann geb. Börner in Sckönheiderhammer Nr. 20. Eheschließungen: 411 Der Volksschullehrer Karl Max Klötzer in Wilkau bei Zwickau mit der Anna Helene Möckel in Schön- heiderhammcr. Gestorben: II8> Des Bürstensabrikarbeiters Karl Oskar Stockburger hier Nr. 2468 T-, Frieda, 2 Mon. alt. N9) Der Wirthschafterin Marie Selma Dietz, jetzt verehelichten Thümmel in Gclenau S., Rudolf Eduard, 8 Mon. alt. 120) Des Bierverlegers Magnus Emil Flach hier Nr. 3908 T., Olga Johanne, 3'/, Mon. alt. 121) Des Schuhmachermeiiters Hermann Hüttner hier Nr. 466 S., Karl Hermann, 4'/, Mon. alt. Chemnitzer Marktpreis« vom 8. August 1891. Heu Stroh Kartoffeln, Butter Weizen ruff. Sorten 11D -sächs. gelb u. weiß 12 .... Oscher II - 8 8 8 Roggen, preußischer < sächsischer < russischer Braugerste Futtergerste Hafer, sächsischer Hafer, preußischer Kocherbsen Mahl-u. Futtererbsen 8 2 3 3 2 2k. 80 Pf. bis 12 Mk.60Pf. pr. 50 Kilo - 30 - - 12 . 60 - > 35 . - 11 . 60 . . 35 - . 11 . 60 . - 40 . . II . 75 - > 65 . . 9. 65 < . 40 . « 8 « 90 . - 10 . - 8 - 45 , . 75 . . IO. 50 . . 90 . , 9, 15 . - 80 > - 3 » 20 « e — e - 3 - 20 . - 80 . » 4 » — « « — « » 2 < 40 . . I .