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Manöver sind folgende cndgiltige Dispositionen ge troffen: am 15. September üben die Divisionen de« IV. Armeekorps einschließlich der neugebildeten Re serve-Division gegen einander. Am 16. September führt der Kaiser das IV. Korps in kriegsgemäßer Ordnung dem IX. Korps entgegen. Am 17. und 18. September findet das Manöver der beiden Armee korps gegen einander statt, am 19. September Manö ver einer Armee gegen ein ausgestelltes Armeekorps. Die Entlassung der Truppen in die Heimalh erfolgt am 20. September. — Zu den Nebel ständen, unter denen die Landwirthe in Schlesien schwer zu leiden haben, gehört hauptsächlich die Sachsengängcrei. ES scheint, wie dem „Staats-Anz." geschrieben wird, als wenn sich nach dieser Richtung hin ein Umschwung vorbereitete. Die frühzeitige Rückkehr sogenannter Sachsengänger in ihre HeimathSortc läßt erkennen, daß der Reiz, in entfernteren Gegenden Beschäftig ung anzunehmcu, sich ansängt zu verlieren, und daß die Einsicht, daß dauernde Arbeit in der Hcimath der Wandcrbcschäsligung vorzuziehen sei, mehr und mehr bei den Sachsengängern zurückzukehrcn beginnt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die mit der Hand autgcnähten Perl Nähereien, nach dem Bericht der Handels kammer Plauen vom Jahre 1890 jetzt hicrselbst der wich tigste Industriezweig, wurden hauptsächlich von mit der Tambourirnakel geübten Händen auSgeführt. Das Arbeitsgebiet hierfür erstreckt sich jetzt auf einen sehr großen Umkreis, der außer der näheren Umgebung von hier und Rautenkranz die Gegend bis hinauf nach Adorf und der bayerischen Grenze bei Ebmaih und Posscck, ferner die ganze Gegend von Falkcnstein, wo mehrere hundert Faklore ihren Wohnsitz haben, und über die bayerische Grenze hinaus bis Rehau, neuerdings aber auch RempeSgrün, Rodewisch und andere Ortschaften in der Umgegend von Auerbach umfaßt, in welchen letzteren jedoch die Perlen mit der Nähnadel aufgenäht werden, was eine weniger haltbare 'Naht ergiebt, weil hier allemal mehrere Perlen zusammen aufgenäht werden. Die Stickerei der Konturen des Musters erfolgt ausschließlich durch die Maschinen - Tambour- und neuerdings auch in immer zunehmendem Maße durch die Maschinen- Plattstickerei von Eibenstock und Schönheide und eben so das Ausschneiden nur durch die ganz besonders hierauf eingerichteten Arbeitskräfte dieser beiden Orte. — Bezüglich der hiesigen Arbeitsverhältnisse heißt es in genanntem Bericht, daß dieselben im All gemeinen für die Arbeiter Eibenstocks und der Um gebung, sowohl was die Beschäftigung in der Haus arbeit als die im geschlossenen Etablissement betrifft, befriedigende gewesen sind, da die Vielseitigkeit der Industrie cs männlichen wie weiblichen Arbeitern möglich machte, sich die lohnendste Arbeit auSzuwählcn, und es auch, was in Arbeiterfamilien schwer ins Ge wicht fällt, für Kinder und Halberwachsene an lohn ender Beschäftigung nicht fehlte, unter diesen Um ständen aber dieser Theil der Bevölkerung sich in einer günstigeren Lage befand, als in manchen ande ren Orten mit Großindustrie oder Ackerbau. — Schönheide, 9. August. In der Nähe vom Bahnhof Wilzschhaus wurde heute im Walde von Pilzsuchern ein Erhängter aufgefunden. Derselbe war, da er wahrscheinlich seit Wochen hing, in Ver wesung übcrgegangen und völlig unkenntlich. Er war mit blauer Leinwandschürze und brauner, gewirkter Jacke bekleidet. Als Fußbekleidung sollen nur Strümpfe vorgefunden worden sein. Darüber, wer der Tovte ist, hat man z. Zt. keinerlei Vermuihungen. Jeden falls muß cS ein Fremder sein, da aus hiesiger Gegend Niemand vermißt wird. — Schönheide. Der diesjährige, am vergang enen Freitag und Sonnabend hier abgehaltene Som mermarkt, gewöhnlich einer der verkehrsreichsten Jahr märkte, ließ diesmal, infolge der zeither stattgefundenen ungünstigen Witterung, viel zu wünschen übrig. Aus wärtige Besucher, die sonst immer in sehr großer An zahl hier vertreten waren, gab es nur wenige. Ja cS hat sich wohl mancher Einheimische vom Markt besuche abhalten lassen, da der Himmel fast ununter brochen nicht begehrten Regen zu schicken drohte — glücklicherweise nur drohte, sodaß das Geschäft, wenn eS auch nur als ein flaues bezeichnet werden kann, doch nicht völlig zum Stocken kam. Einer der er schienenen Verkäufer fiel am Donnerstag beim Her richten seiner Verkaufsbude von derselben herab und zog sich hierbei derartige Verletzungen zu, daß er ärzt liche Hilfe in Anspruch nehmen und, ohne den Markt abhalten zu können, wieder nach Hause reisen mußte. — Stützengrün, 7. August. Die Chemnitzer Ferienkolonie, welche seit 3 Wochen unter Führ ung des Lehrers Kresse in dem Gasthofe zum „wei ßen Hirsch" weilt, rüstet sich wieder zum Abmarsch nach Chemnitz. Die alte Volksweise: „So leb denn wohl, du stilles HauS", wird wohl wehmüthig von den Kolonistinnen angestimmt werden, verlebten diese doch hier glückliche Stunden, welche ihnen für'S ganze Leben eine sonnige Erinnerung bleiben werden. Still freilich war eS während der drei letzten Wochen in dem Hause der Frau Gasthofsbesitzerin Böttcher nicht, denn wo 26 sange-freudige Mädchen ihre Jugendlust in fröhlichen Liedern ausklingen lassen und heitere Spiele einen innigen Freundschaftsbund um die kleinen Stadtbewohner schlingen, da herrscht reges Leben, da bietet sich dem Menschenfreund ein herzerquickendes Schauspiel dar. Arme, schwächliche Kinder hinaus- zusenden in die frische, reine Gebirgslust, war aller dings dem Chemnitzer ErzichungSverein nur unter schweren Opfern möglich. Doch das paulinische Wort: „Die Liebe höret nimmer auf" bestätigte sich auch in diesem kritischen Geschäftsjahr. Viele Cbemnitzer Bürger spendeten reichlich, und nicht nur durch Gelv, sondern auch durch andere Gaben unterstützten Freunde der Ferienkolonie das humane Werk. Infolge einer Anregung des Herrn StadtratheS Hösel in Chemnitz schafften die Kinder wohlhabender Eltern gern das fehlende Schuhwerk für die Kolonisten herzu, die Herren Fleischermeister Kickelhai» und Zetzsche liefer ten Wurstwaaren, Herr Frohne Chokolade, Herr Zie mer Himbeersaft rc. Wie fürsorglich der Chemnitzer ErziehungSvcrein die Ferienkolonie ausgcstattct hatte, davon konnten sich diejenigen, welche die Stützengrü ner Kolonie besuchten, durch den Augenschein über zeugen. Herren aus Lengefeld, Pulsnitz und Chem nitz bezeugten ihr Wohlwollen in der That, so daß den Mädchen mancherlei Freuden beratet werden konnten. Diese erreichten ihren Höhepunkt bei dem größeren Ausflüge nach Wildenthal am Fuße des AuerSberges. Ohne sonderliche Beschwerden legten die kleinen Sommerfrischler den ziemlich weiten Weg zurück und zeigten damit, wie durch die regelmäßigen Ausflüge der Körper abgehärtet und die Muskelkraft erhöht wurde. Trotz der häufig auftretenden Ge witterregen erlitten die Spaziergänge, welche täglich durch Wald und Feld unternommen wurden, keine wesentliche Störung. Nach allen Richtungen hin wurden die großen Wälder, welche sich rings nm Stützengrün auSdehnen, durchstreift und der nahe Kuhberg, dieser mächtige Grenzstein zwischen dem Erz gebirge und Vogtland, wiederholt bestiegen. Die prächtige Aussicht, welche sich da den Kindern bot, belohnte reichlich die Mühe des Aufstieges. Städte und Dörfer, dunkle Wälder und lachende Fluren, end lich die Riesen unseres heimischen Gebirges bildeten ein herrliches Panorama. Daß von den Kolonistinnen fleißig die in großer Menge wachsenden Pilze und Heidelbeeren gesammelt wurden, wird wohl der freund liche Leser als selbstverständlich voraussetzen. Häufig besuchten die Mädchen das liebliche Zehnhammerthal. Dieses zieht sich von der Hundshübler Straße hinab bis Neivhardtstbal und mündet in das Mulventhal unweit WolfSgrün. Durch seine überaus romantische Lage ist das genannte Thal den berühmten Thälern in Thüringen und in der Sächsischen Schweiz völlig ebenbürtig. Ein nicht, geringer Vorzug ist es, daß der Touristenstrom noch nicht dieses stille Thal durch- fluthet und man so ungestört die reinsten Naturfreu- dcn genießen kann. Kehrten die Kinder hungrig und müde in ihre Ruhestation zurück, so wurden sie neu gestärkt durch die kräftige, wohlschmeckende Kost, welche ihnen Frau Böttcher reichlich darbot. Bequeme Ruhe stätten gewährten die Hellen geräumigen Lokalitäten des Gasthofs. So eignet sich Stützengrün vortreff lich zur Aufnahme einer Ferienkolonie, zumal die in besonderem Ansehen stehenden Personen des Dorfes den Kolonistinnen viel Freundlichkeit bewiesen. — Zwickau. Die Tagesordnung zur Sitzung des Kreisausschusses zu Zwickau am Mittwoch, den >2. August 1891, Vormittags ^IL Uhr besagt Folgendes: I) Rekurs dcS Fabrikant Günther in Aue gegen die Abschätzung zu den dortigen Kommunanlagen; 2) Rekurs des Seiler und Handelsmanns F. P. Trültzsch in Neustädte! gegen die Abschätzung zu den Kommunanlagen daselbst; 3) Rekurs des Rentier C. A. Vogel und 4) Rekurs des Fabrikant E. Hermann in Buchholz gegen die Abschätzung zu den Kommun anlagen daselbst; 5) Rekurs des Baumeisters P. Kiesel in Chemnitz gegen die Abschätzung zu den Gemeinde abgaben daselbst; 6) Rekurs des Comptoirist P. Otto in Meerane wegen der Abschätzung zu den dortigen Gemeindeanlagen; 7) Gesuch des RathSkellerpachterS Tcwes in Johanngeorgenstadt und Gen. um Dispen sation von Bestimmungen des Tanzregulativs; 8) Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit auf die Stadtgcmeinde Zwickau durch eine Schleußenanlage; 9) Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit auf die Stadtgemcinde Zschopau durch eine Schlcußen- anlage; 10) Uebernahme eines Nebenamtes Seiten des Bürgermeisters Or. Körner in Eibenstock; II) Rekurs deS Bahnhofsrestaurateur« H. Horn in Netzsch kau gegen die Heranziehung zur Schankgewerbesteuer daselbst; 12) Gesuch um Zuweisung der Dörfer Lauterbach und Satzung zu dem Marienberger Schorn- steinfegerbezirk; 13) Beschwerde de» Maurergesellen F. R. Thoß in PillmannSgrün wegen seiner Heranziehung zu den Gemeindeabgaben in Falkenstein; 14) Nach trag zum Anlagenregulativ für Waldenburg; 15) Differenzen zwischen den OrtSarmenverbanden von ii. Altenburg und Zwickau wegen Unterstützung der Auguste Marie Helene Reinhardt aus Zwickau, d. Frankenberg und Mühlbach wegen Erstattung von Cur- und Verpflegkoslen für den Müller Stiebitz, c. Netzschkau und Reichenbach wegen Erstattung von Unterstützungsaufwand für den Weber Franz Lange; 16) Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit auf die Stadtgemeinde Eibenstock bei Herstellung einer Fernsprech-Einrichtung. — Großenhain. Am 6. d. MtS. würde hier der erste der von dem Kgl. Kriegsministerium ver- anstalteten Re Monte-Märkte behufs freihändigen Ankaufs von Pferden sächsischer Züchtung als Re- monten für die Armee abgchalten. Auf demselben waren 50 Pferde aufgestellt, von denen die Hälfte zur engeren Auswahl gezogen und schließlich 12 Stück .««gekauft wurden. Ein 13. Stück gelangte nicht zum Ankauf, weil der vom Verkäufer geforderte Preis nicht bewilligt wurde. Das in der Nähe von Großenhain gelegene Kammergut Kalkreuth, das schon früher zur Errichtung einer Fohlenaufzuchtanstalt in Aussicht genommen war, wird vom künftigen Jahre ab seitens der Königl. Sächsischen Militärverwaltung in Pacht genommen, um hier eine Remontestation anzulegen, in der jüngere für die Armee angekaufte Pferde 2 Jahre lang im freien Zustande sich bewegen sollen. — Frankenberg. Ein eigenthümlicher aber lohnender Jrrthum passirte kürzlich einem hiesigen Ehepaar. Dasselbe beging unter freudiger, sich durch zahlreiche Geschenke kundgebender Theitnahme lieber Freunde und Nachbarn festlich die silberne Hoch zeit, aber wie sich jetzt herausstellt, — 10 Jahre zu früh. (?) — Aus Sachsen wird der „Frkf. Z." geschrieben: Die seitens der Generaldirektion der sächsischen Staatsbahnen geplante Absperrung der Bahn steige für das nichtreifende Publikum wird dem Vernehmen nach bereits im nächsten Jahre in Kraft treten. Findet diese Nachricht schon unter ter Be völkerung vielfach wenig Sympathien, so erregt es geradezu Unmuth, daß zugleich beabsichtigt wird, auch die Bahnhofs-Restaurationen nur dem reisenden Publikum zugänglich zu machen und Einheimische vom Besuche dieser Lokalitäten auszuschließen. Eine derartige Maßnahme dürfte unseres Erachtens große Uebelstände im Gefolge haben, zumal da hierdurch auch der .Pachtwerth der Bahnhofs-Restaurationen erheblich sinken und die Verwaltung auf die Weise einen empfindlichen Einnahme-Ausfall haben würde. Dagegen ist cs mit lebhafter Freude zu begrüßen, daß in der Kontrole der Fahrkarten eine Aenderung getroffen werden soll, dahingehend, daß dieselben nickt mehr während der Fahrt, sondern von besonderen Beamten bereit« an den Zugängen zu den Bahn steigen ausgeübt werden soll. Die Thätigkeit des Fahrpersonals wird sich dann in der Hauptsache darauf beschränken, daß die Reisenden schnell und sicher in den richtigen Koupees Platz nehmen. Hier zu wird den „Dr. Nachr." folgendes mitgetheilt: Nicht nur in Sachsen, sondern bei allen deutschen Eisenbahnverwaltungen sucht man seit längerer Zeit Mittel und Wege, die Fahrkarten-Kontrole so zu ge stalten, daß die Ausübung derselben während der Fahrt, die schon so viele Menschenopfer gekostet hat, vermieden wird. Wie in anderen Ländern, so kann auch in Deutschland noch viel Anderes in Frage kommen, als die Kontrole vom Zuge weg nach den Bahnsteigausgängen zu verlegen, also eine Absperr ung der Bahnsteige für Nichtreisende vorzunehmen. Dazu bedarf es aber so vieler baulicher Veränder ungen in den Bahnhöfen, daß von der Einführung der Maßregel in nächster Zeit nicht die Rede sein kann. Bezüglich der Absperrung der Bahnhofs restaurationen scheint eS, als habe der Korrespondent der „Frkf. Z." das Gras wachsen hören. Vielleicht hat er sich gedacht, man werde in Sachsen ähnlich wie in der Schweiz besondere Warleräume »eben der Restauration einrichten, vielleicht hat er sich auch gar nichts gedacht und nur in Ermangelung eines Besseren diese Ente flattern lassen. — DaS Gesammtergebniß der Maschinen stickerei ist zweifellos sowohl hinsichtlich der Pro duktion als auch hinsichtlich des WertheS ganz erheb lich gegen das deS Vorjahre» zurückgeblieben. Bei einer Plauener Stickcreifirma, deren Geschäft im Jahre 1890 ganz normal verlaufen ist und sich auf sämmt- liche Zweige der Hand- und Schiffchenmaschinen stickerei in weiß, insbesondere auch auf die von Ma- dapolamstreifen und Nausokvolants, sowie auf die Seidenstickerei von wollenen Kleidern erstreckt hat, war der Gesammtumsatz volle drei Achtel kleiner als in den vorhergehenden Jahren. Annähernd ähnlich lauten die meisten der Kammer aus Plauen zugegangenen Berichte. Weit mehr noch als die Menge ist der Werth der Erzeugnisse zurückgegangen, da die Ver kaufspreise durchgehends sehr niedrig und in Folge dessen wenig lohnend, zum Theil ganz uiilohnend waren. Außerdem kennzeichnete sich die allgemeine ungünstige Lage re« Stickereimarktes im Jnlande auch noch durch die schleppende Zahlungsweise, welche über einstimmend mit dem schlechten Geschäftsgänge ent schuldigt wurde. Alle« in allem kann die Lage der Weiß-Maschinenstickerei im Jahre 1890 nur al» eine sehr unbefriedigende, zum Theil geradezu al« eine schlechte bezeichnet werden. Aus vergangener Jett — für «ufere Jett. II. August. (Rachvru« verdoten.i Am II. August 1871, also vor 20 Jahren, fand zu Ischl die Zusammenkunst der Kaiser von Deutschland und Oester-