Die Deutungen Bernsteins und Laudeleys 63 mündete beim heutigen Chemnitz eine weitere von Westen, von Rabenstein her kommende Straße ein („Harthstraße“). Auf Grund des Privilegs von 1143 wurde der Plan gefaßt, in der Talaue der Chemnitz eine Marktsiedlung auf bisher völlig un besiedeltem Gelände planmäßig anzulegen. Der Verlauf der Straßen wurde zu diesem Zwecke geändert. Kreuzungspunkt der Straßen wurde nunmehr der heutige Marktplatz, „Grund straße“ der neuen Marktanlage wurde die von Rabenstein her kommende Straße. An ihr wurde nach Süden gerichtet der recht eckige Marktplatz angelegt; auf der anderen Straßenseite ent stand die Marktkirche mit dem Kirchhof. Die Grundstraße ge wann die Stadt durch ein Tor bei der späteren „Pforte“ und verließ sie wieder beim „Roten Turm“, der nicht nur als Vogtei- und Gerichtssitz, sondern als ehemalige Torbefestigung ange sehen wird. Die von Norden her kommende Straße betrat die Stadt beim Klostertor und verließ sie wieder durch das Chem nitzer Tor. Innerhalb der Stadtmauer wurde sie durch Kloster gasse und Marktgäßchen geführt, das also ursprünglich wesent lich breiter gewesen sein müßte als in späterer Zeit. Warum es nicht die Klostergasse geradlinig fortsetzt, wird nicht erörtert. Durch ein fünftes Tor, das Nikolaitor, führte schließlich die von Zwickau her kommende Straße in die Stadt, bog alsbald scharf nach links ab, um sich dann wieder rechtwinklig nach rechts zu wenden und zur südlichen Randstraße des Marktes zu werden. Um das Tor am Roten Turm zu erreichen, bog diese Straße, be vor sie die Stadtmauer im Osten erreichte, abermals scharf nach Norden ab. Zu den genannten Straßen wurden Parallelstraßen angelegt, um den Durchgangsverkehr vom Marktplatz fernzu halten. Eine solche Verkehrsentlastungsstraße ist die Lang gasse in west-östlicher Richtung, ebenso die Lohgasse in nord südlicher Richtung. Laudeley glaubt erkennen zu können, daß die Teile der Stadt, die nach dem Mauerring zu gelegen waren, ausgenommen die Nordseite, von Ackerbürgern — er sagt Stadt bauern — bewohnt waren (vgl. Figur 1 seiner Schrift). Außer halb der Stadtmauer entstand um die Johanniskirche, die als