62 Fünftes Kapitel den Marktplatz hätte nach Bernsteins Annahme längs dieser beiden Straßen eine Siedlung bestanden, und zwar zunächst von Klosterleuten — die ohne Zusatz im Geschoßbuch genannten Grundstücke, deren Zahl innerhalb des Mauerrings fünfzehn be trägt, und die mit den fünfzehn Klosterleuten de civitate des ältesten Zinsregisters identifiziert werden —, sodann aber von Kaufleuten — die mit dem Zusatz hereditarie im Geschoßbuch genannten Grundstücke. Bernstein glaubt in dieser aus dörf lichen und städtischen Elementen zusammengewachsenen Sied lung den vom Kloster auf Grund des Privilegs von 1143 ge gründeten Markt gefunden zu haben. Die Johanniskirche sei noch im Jahre 1143 gestiftet worden, wobei er sich auf die An gaben von älteren Chronisten (Richter, Kretzschmar) stützt; in ihrer Nähe, am Sitzeplan (1789 nicht bezeichnet) habe sich ein Marktplatz befunden. Der regelmäßige Stadtteil im Norden mit dem heutigen Marktplatz sei erst im Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden. Für seine Anlage seien vor'allem strategische Gründe maßgebend gewesen; Bernstein verweist in diesem Zusammen hang auf die Böhmeneinfälle der Jahre 1203 und 1213. Um die gesamte Anlage durch Wassergräben schützen zu können, wurde die neue Stadt völlig in die Aue des Chemnitztals verlegt. Nur Teile der bereits bestehenden Siedlung konnten in den Mauer ring aufgenommen werden, während Johanniskirche und Sitze plan außerhalb blieben. Der Lauf der Chemnitz, die ursprünglich das Gebiet der heutigen Altstadt durchflossen habe, sei damals westlich um diese herum verlegt worden. Der Verkehr wurde nunmehr über den neuen Marktplatz geleitet, Herrengasse und Langgasse sanken zu „Verkehrstorsi“ herab, und die alte Markt siedlung um die Johanniskirche wurde zur Vorstadt. Ganz anders deutet Laudeley 1 ) die Unregelmäßigkeiten des Chemnitzer Stadtplanes. Auch er geht von der Kreuzung der beiden von Bernstein angenommenen Handelsstraßen aus, die er jedoch in der Nähe der Nikolaikirche sucht. In diese Straßen r ) Vgl. seine beiden Skizzen in Anlage 2.