Die Grenzbeschreibung des Uersfelder Besitzes 45 * die weit entfernt gelegene Abtei öder für die Belehnten praktische Bedeutung gehabt hätte. Im Gegenteil, die Wettiner trugen sogar aus politischen Gründen der bequemen Lehnherrin weitere Besitzungen zu Lehen auf, darunter Dresden und Freiberg. Dies war die Veranlassung für den Lehnbrief von 1292. Hersfeld muß aber in weiter zurückliegender Zeit einmal versucht haben, seine Rechte tatsächlich geltend zu machen. Der Lehnbrief enthält nämlich eine Grenzbeschreibung des ursprünglichen Kloster besitzes, der nachweislich einer Randnotiz zu der Urkunde Ottos II. in einem um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstan denen Hersfelder Kopialbuch entstammt. Wenn, wie man vor sichtig sagen muß, diese Randnotiz von der Hand des Kopisten stammt, gehört sie also ins 12. Jahrhundert. Ihrer ganzen Art nach ist dies so gut wie sicher anzunehmen. Eine ganze Anzahl derartiger Grenzbeschreibungen sind aus dem mitteldeutschen Gebiet überliefert. Sie sind alle für kirch liche Besitzungen oder Sprengel jeweils bei Beginn der großen Rodungen angefertigt worden. Sie werden dadurch gekennzeich net, daß die im unbesiedelten Waldlande verlaufenden Grenzen durch Bachläufe, Saumpfade und einzelne markante Punkte be zeichnet werden. In ottonischer Zeit hatte die Schenkung an Memleben bündig auf zwei Burgwarde gelautet; des angrenzen den Waldgebietes wird nicht gedacht. Gegen den Wald verliefen die Grenzen der Burgwarde unbestimmt, am Walde hatte man kein sonderliches Interesse, denn er war in riesigem Umfange da und brachte wenig oder nichts ein. So überall: nicht nur einzelne Dörfer, sondern 10—20 Dörfer umfassende Burgwarde, ja ganze als provinciae bezeichnete Landstriche mit allem Zubehör werden , von den Königen verschenkt, ohne daß ihre Grenzen umschrieben werden. Land war im Überfluß vorhanden, das unbesiedelte Ge biet wesentlich umfangreicher als das besiedelte, das sich insel artig in jenem erstreckte. In späterer Zeit, nach Durchführung der bäuerlichen Besiedlung, ist man viel sparsamer. Jetzt fehlte nicht nur ein machtvolles Königtum, das aus dem Vollen schöpfen konnte, sondern das Land war überall in festen Händen und