204 Neuntes Kapitel daß der König seine Rechte am Waldlande mit besonderer Be tonung wahrt, auch dem Markgrafen von Meißen gegenüber. Die großen Erfolge der königlichen Siedlungspolitik sind der Ausfluß einer grundlegenden Änderung in den angewandten Mitteln, eines System Wechsels, der ein Teil ist jener „Staats reform“, von der man für das staufische Zeitalter gesprochen hat. In dem geänderten Verhältnis des Königs zum Markgrafen von Meißen wird dieser Systemwechsel äußerlich sichtbar. Wie die Oberlausitz wurde damals auch die Vogtei über Chemnitz den Wettinern entzogen und mit derjenigen über Remse den Reichs ministerialen von Waldenburg übertragen. Reichsministeria- lische und reichsburggräfliche Geschlechter waren es nunmehr, die in erster Linie mit der Durchführung der bäuerlichen An siedlung betraut wurden, und sie haben die Probe der Bewährung bestanden. Bis hoch hinauf ins Erzgebirge wurde in kurzer Zeit, fast möchte ich meinen in wenigen Jahren, die Siedlung vor getrieben. Jetzt wurden auch die städtischen Gründungen Lothars und Konrads in Altenburg und Zwickau in planvoller Weise er weitert. Konrads Chemnitzer Plan wurde nun endlich durch geführt, in großzügigerer Art als ursprünglich vorgesehen. Die wirkliche Neugründung einer Stadt wurde hier vorgenommen, in einem Zuge, „aus wilder Wurzel“, unabhängig vom Kloster. Chemnitz wurde königliche Stadt wie Altenburg und Zwickau. Hinzu treten außer Eger, das aus äußeren Gründen hier außer Betracht bleiben muß, Neustadtgründungen in Saalfeld, Pegau und Bürgel, hier in Zusammenarbeit mit Klöstern. Reichs- ministeriale treten als Stadtrichter an die Spitze der königlichen Städte. Zu erinnern ist ferner an die königlichen Privilegien für die Marktgründungen des Merseburger Bischofs in Merseburg und Zwenkau. Weitere Stadtgründungen waren wohl beab sichtigt; durchgeführt wurden sie schließlich durch die Reichs ministerialen des Pleißenlandes. Dem Königtum kamen sie nicht mehr zugute. Auch hier be deutete wie in der allgemeinen deutschen Geschichte die ver-