Lothars Tätigkeit in Mitteldeutschland, 197 Gebiet um Saalfeld absieht, die ersten Nachrichten überhaupt, die wir über die Besetzung des Gebietes östlich der Saale und Elbe mit deutschen Bauern besitzen. Die Vorgänge können keineswegs vereinzelt gewesen sein. Bereits 1121 waren auf Grund und Boden des Hochstifts Naumburg in der Gegend von Zeitz und Gera weitere neue Dörfer angelegt worden; zur Zeit Lothars oder schon vorher wurden in der Naumburger Gegend Holländer angesiedelt, dem Neubruchzehnt kommt bei der Dotierung der Klöster in diesen Jahrzehnten erhebliche Bedeu tung zu, und im Pleißengau wurde der Anbau so intensiviert, daß von 1121 bis 1160 die Einnahmen des Schoberzehnten sich verdoppelten. Was Wunder, daß der König den Gedanken faßte, den großen, nach Böhmen hin gelegenen Reichswald dem bäuer lichen Anbau zu erschließen ? Soeben war in Bamberg der alte Gegensatz des Königs zum Geschlecht der Staufer aus der Welt geschafft und ein zehnjähriger Landfriede aufgerichtet worden; in Magdeburg wurde er in Anwesenheit Herzog Sobieslaws auch von den sächsischen Großen beschworen, und wenig später wurde Sobieslaw in Merseburg von den deutschen Fürsten als der treueste Gefolgsmann des Königs gerühmt. Die Bahn war frei für friedliche Aufbauarbeit. Nicht die Errichtung einer Zwingburg, wie sie etwa gleichzeitig in Segeberg durchgeführt wurde, tat hier not. Ein Kloster wurde vielmehr errichtet, weit vorgeschoben ins erzgebirgische Waldgebiet, in der Nähe der von Altenburg und Rochlitz nach Böhmen führenden Straßen. Die letzten Zweifel, daß dieses Kloster als eine Pflanzstätte bäuerlicher Siedlung gedacht war, räumt die Besetzung mit in abbatis findet sich auch im ältesten Zinsregister des Chemnitzer Klosters, ein Anzeichen dafür, daß die Mönche hier ganz ähnlich vor gingen wie vierzig Jahre früher in Pegau. Es erhellt, daß diesen Bene diktinerklöstern wie in noch ausgesprochenerem Maße später den Zisterzienserklöstern im weltlichen Bereich Bedeutung in erster Linie als Vorbildern für fortschrittliche Wirtschaftsgestaltung, wir würden sagen als Musterbetrieben, zukommt. Die Durchführung der Ansied lung im großen Stile blieb den weltlichen Gewalten überlassen. Dies ist oft verkannt worden.