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Ich möchte den Vorgang so deuten, daß noch vor 1145 an der wichtigen Straße von Altenburg nach Prag, die der Böhmen herzog benutzt haben wird, als er mit König Lothar in Altenburg zusammentraf, durch diesen oder durch König Konrad III. bei der Zwickauer Zollstätte ein königlicher Markt, das ist nach dem, was wir aus dem Privileg von 1143 für Chemnitz wissen, gleich bedeutend mit einer Siedlung von Fernkaufleuten, errichtet und daß um diese Zeit hier auch eine dem hl. Nikolaus, dem Patron der Kaufleute, geweihte Kaufmannskirche gegründet wurde. In Betracht kommt spätestens das Jahr 1143, das Jahr der Marktrechtsverleihung an das Kloster Chemnitz, das an der zweiten von Altenburg über das Gebirge nach Böhmen führenden Straße liegt, und des Beginns der Remser Klostergründung an eben dieser Straße. Rechte des Klosters Bosau wurden dadurch beeinträchtigt; insbesondere wurde die ihm zugehörige Hälfte des Zwickauers Zolls ihm zugunsten des königlichen Marktes entzogen. Die Umwandlung eines Durchgangszolls in einen Markt zoll steht in dieser Zeit nicht einzig da; beispielsweise wurde zwischen 1131 und 1207 der Brückenzoll in Kremsier in Böhmen in einen Marktzoll verwandelt 1 ). Mit dem Zehnten dieses nun- habe ich nicht habhaft werden können. Wenn es aber im Archiv der Marienkirche verwahrt wurde, so ist dies der Beweis dafür, daß die Pfarrechte der Moritzkirche auf St. Marien übergegangen sind. Die Marienkirche hat aber nicht nur die Pfarrechte der Moritzkirche, son dern, wie schon berührt, auch diejenigen der alten Stadtkirche St. Niko lai an sich gezogen und diese Kirche ebenso wie die Katharinenkirche schon vor 1353 zu Filialkirchen herabgedrückt. Dem Aufstieg des heutigen Doms im einzelnen auf die Spur zu kommen wird schwer sein, ist auch nicht unsere Aufgabe. Er war nur möglich, weil die Zwickauer Kirchen dem Kloster Eisenberg inkorporiert waren, sowie unter dem Einfluß der Stadtgemeinde, die im 14. Jh. auf die Ordnung des Kirchen wesens erheblichen Einfluß ausübte, wie der S. 157 Anm. 2 zitierte Schiedsspruch des Rates und die auf S. 157 Anm. 3 zitierte Kirchen ordnung beweisen. *) A. Zycha, Prag. Ein Beitrag zur Rechtsgeschichte Böhmens zu Beginn der Kolonisationszeit. Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 40, 1911, S. 310.